Chemische Industrie. 2723 durch die Aufnahme der Fabrikation photographischer Artikel, die im Jahre 1909 zur Errichtung einer Filmfabrik in Wolfen bei Bitterfeld führte. In den letzten Jahren vor der Fusion begann die Firma auch die Fabrikation von Kunstseide in grossem Umfang aufzu- nehmen. Als weiteres Arbeitsgebiet schloss sich die Firma endlich die Herstellung von Riechstoffen an, die in der von der Firma Delvendahl & Küntzel, Werder an der Havel übernommenen Fabrik betrieben wurde. Betriebsstätten in St. Fons bei Lyon und Moskau sind durch den Krieg verloren gegangen. Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a. M.: Die am 24./8. 1863 errichtete „Chemische Fabrik Griesheim“ war hervorgegangen aus der im Jahre 1856 gegründeten Frankfurter Aktiengesellschaft für landwirtschaftlich- chemische Fabrikate und wurde am 18./8. 1898 mit der Chemischen Fabrik Elektron A.-G. zur „Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron“ vereinigt. Am 6./7. 1905 erfolgte die Über- nahme der Firma Karl Oehler, Anilinfarbenfabrik, Offenbach a. M., wo später die Fabrikation von Naphtol-AS-Farben konzentriert wurde. Das Unternehmen befasste sich im übrigen hauptsächlich mit der Herstellung von Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure und Soda, sowie der Herstellung von Ausgangserzeugnissen der Farbenfabrikation. Hauptprodukte waren Mineralsäuren, Atzalkalien, Chlor, Chlorprodukte, Pottasche, Bichromate, Phosphor, Leichtmetalle, Ferrolegierungen. Die Einführung der Elektrolyse in die deutsche chemische Grossindustrie brachte in den Jahren 1894/95 die Errichtung von Anlagen zur elektrolytischen Zersetzung von Kochsalz und Chlorkalium, an erster Stelle in Bitterfeld, unter Ausnützung der mitteldeutschen Braunkohlenvorkommen. In den Jahren 1903/04 wurde das autogene Schweiss-Schneidverfahren ausgebildet. Im Zusammenhang damit errichtete man nach und nach in allen Teilen Deutschlands Werke zur Herstellung von Sauerstoff und Wasserstoff. Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen/ Niederrhein: Anfang Sept. 1877 gründete Dr. E. ter Meer in Uerdingen eine Anilinfarbenfabrik unter dem Namen: Dr. E. ter Meer & Co. (seit 1887: Farbwerk E. ter Meer & Co.). Im Jahre 1896 erfolgte unter dem Namen: Chem. Fabriken vorm. Weiler ter Meer Aktiengesellschaft der Zusammen- schluss mit der Chem. Fabrik J. W. Weiler & Co. in Köln-Ehrenfeld, die 1861 gegründet u. 1889 die Form einer Aktiengesellschaft angenommen hatte. Der Sitz der neuen Gesellschaft war Uerdingen, wohin auch später die Kölner Betriebe verlegt wurden. Im Jahre 1900 wurde die im Jahre 1862 gegründete, unter der Firma Küchler & Buff in Krefeld betriebene Anilinfarbenfabrik erworben. Das im Jahre 1910 errichtete Farbwerk Tourcoing bei Lille in Nordfrankreich ging durch den Krieg verloren. Beginnend mit der Herstellung von Teerfarbstoffen wurde mit wachsender Ausdehnung des Unternehmens auch die Fabrikation von Salpetersäure, Schwefel- u. Salzsäure, Sulfat, Zinkweiss u. Zinnprodukten, sowie einer Reihe von organischen u. anorganischen Produkten, die in den verschiedensten Zweigen der chemischen Industrie Verwendung finden, aufge- nommen. Durch Fusionsvertrag v. 15./6. 1926 wurden die Farbwerke Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co. A.-G. in Mühlheim a. M. unter Ausschluss der Liquidation als Ganzes übernommen. Gegen nom. RM. 3000 Mühlheim Aktien wurden nom. RM. 2000 St.-Akt. der I. G. Farben- industrie A.-G. mit Div.-Ber. ab 1./1. 1925 gewährt. Die Farbwerke Mühlheim vormals A. Leonhardt & Co. gehen zurück auf die im Jahre 1879 von Samuel A. Leonhardt in Mühlheim a. M. gegründete Firma A. Leonhardt. Zweck des Unternehm. waren Fabrikation u. Verkauf von Farbstoffen, insbesond. Anilinfarbstoffen. Im Jahre 1893 trat Herr Charles L. Hallgarten als Gesellschafter in die Firma ein, zwei Jahre später wurde die Ges. in eine Aktiengesellschaft unter der Firma „Farbwerk Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co.“ um- gewandelt. Anfang 1916 ging die Aktienmehrheit in den Besitz der Leopold Cassella & Co., G. m. b. H., Frankfurt a. M. über. In der G.-V. v. 1./9. 1926 wurde beschlossen, das Vermögen der Köln-Rottweil-Aktien- gesellschaft unter Ausschluss der Liquid. mit Wirkung vom 1./1. 1926 ab auf die I. G. Farben- industrie Akt.-Ges. zu übernehmen. Der Aktienumtausch erfolgte im Verhältnis von RM. 2000 Köln-Rottweil St.-Akt. gegen RM. 1000 I. G. St.-Akt., beide mit Divid. für 1926; die Vorz.-Akt. wurden im Verhältnis 1: 1 getauscht. Die Köln-Rottweil-Aktienges. geht zurück auf die in den Jahren 1872/73 erfolgten Gründungen zweier Pulverfabriken. 1872 wurde die Pulver- fabrik Rottweil in Rottweil gegründet, die 1877 den Namen Pulverfabrik Rottweil-Hamburg annahm. Im Jahre 1873 wurden die Vereinigten Rhein. Westf. Pulverfabriken in Köln errichtet. Beide Firmen schlossen sich am 7./6. 1890 unter der Firma Vereinigte Köln- Rottweiler Pulverfabriken Aktiengesellschaft zusammen. Der Firmenname wurde am 7./3. 1919 in „Köln-Rottweil Aktiengesellschaft“ umgeändert. Die Ges. befasste sich mit der Fabrikation u. dem Handel von Jagd- u. Sport-Munition u. Schwarzpulver (Bergwerksspreng- stoffe u. Jagdpulver), sowie ganz besonders mit der Herstellung von Kunstseide, Zellstoff, Vulkanfiber u. Triolin. Die Firma besass zahlreiche Fabrikationsstätten, deren bedeutendsten die Werke Rottweil, Düneberg bei Hamburg, Premnitz a. d. Havel, Bobingen bei Augsburg u. Hamm a. d. Sieg waren. Die Pulver- u. Sprengstoff- Fabriken wurden alsbald nach der Fusion an die Dynamit A.-G. vorm. Alfred Nobel & Co., Hamburg, verpachtet, während die übrigen Betriebe von der aufnehmenden Ges. selbst weitergeführt wurden. 171*