3200 Verkehrs-, Transport- und Lagerhaus-Gesellschaften. das verhältnismässig noch befriedigende Ergebnis der Passage nicht ausgeglichen werden konnte. Diesen schwersten aller bisherigen Wirtschafts- u. Schiffahrtskrisen hat sich unsere Ges. gemeinsam mit dem Nordd. Lloyd in Ausführung des im Jahre 1930 geschlossenen Gemeinschaftsvertrages nach besten Kräften angepasst. Weitere Ausschaltung unwirt. schaftlicher Konkurrenz u. sonst. Rationalisierungsmassnahmen wurden beschlossen u. werden sich zusammen mit Preisermässigungen u. Tarifherabsetzungen schon im Verlaufe dieses Jahres in einer erheblichen Verringerung der Kosten für beide Ges. auswirken. Sonstige Betriebs- u. organisatorische Massnahmen sind vereinbart u. in Ausführung begriffen. Nachdem unsere Ges. im Herbst des Vorjahres aus den Eingängen der zweiten Rate der ersten Hälfte der amerikanischen Freigabe RM. 28 000 000 zur Tilgung sämtlicher aus- ländischen kurzfristigen Verbindlichkeiten benutzt hatte, stellte uns die Kassenlage unserer Ges. u. der vorläufige Nichteingang der amerikanischen Freigabezinsen infolge der inzwischen eingetretenen nicht vorhersehbaren Mindererträgnisse am Ende des Jahres vor die Not- wendigkeit, neue Mittel zu beschaffen. Das konnte bei der völligen Sperre des in- u. ausländischen Kapitalmarktes weder in der Form neuer Kredite noch in anderer Weise –— etwa durch Emissionen von Aktien oder Oblig. — erfolgen. In dieser Zwangslage haben wir uns zusammen mit der übrigen deutschen Schiffahrt u. nach dem Vorgange fast aller ausländischen Schiffahrtsges. entschliessen müssen, die Deckung der nicht vermeidbaren Verluste des laufenden Jahres zunächst durch einen Überbrückungskredit von RM. 8 000 000 u. später durch Kredite eines Bankenkonsortiums unter Gewährung einer Garantie des Reiches sicherzustellen, die unter der Voraussetzung gewährt sind, dass die Bilanz der beiden Ges. durch eine Kabpitalzusammenlegung von 3: 1, der heutigen Wertlage ent- sprechend, bereinigt wird. Durch diese Kredite, für die von uns marktgängige Zs. zu vergüten sind, wird die Zahlung der fälligen Tilgungsraten u. die Weiterführung des Betriebes für das laufende Jahr unter Deckung sämtlicher Unkosten, Zs. usw. ermöglicht. Der am 1. April 1932 fällige Konsortialkredit wurde gegen Verpfändung eines ent- sprechenden Teiles unserer Flotte bis zum Ablauf des Stillhalteabkommens, d. h. bis zum 28. Februar 1933, verlängert mit der Aussicht auf weitere Prolongation, falls die Verhältnisse dies erfordern. Das Reich hat ferner zugesagt, den deutschen Reedereien im Laufe der nächsten Monate zur Erleichterung des notwen digen Abwrackens älterer u. nicht rentabler Schiffe eine Vergütung zu überweisen, an welcher wir entsprechenden Anteil haben werden. Mit der Bereinigung der Bilanz durch Aktienzusammenlegung wird eine Befreiung von unwirtschaftlichen Einheiten des Schiffsparkes durch planmässiges Abwracken von nicht mehr rentierender Tonnage Hand in Hand gehen müssen. Es darf erwartet werden, dass hierbei die Reichsregierung zusagegemäss im Rahmen des geplanten Arbeitsbeschaffungs- programms durch Zahlung von Prämien Substanzverluste ausgleicht u. dadurch einen Anreiz zu rücksichtsloser Durchführung bietet, um so einerseits vermehrte Arbeits- gelegenheit zu schaffen, andererseits den Flottenbestand für spätere Ersatzbauten reif zu machen. Die Reorganisation u. Vereinfachung des Betriebes unter Ausschaltung allen unwirtschaftlichen Gegensatzes innerhalb der deutschen Schiffahrt, bei starker Betonung u. Zusammenfassung der Interessen für das einzelne Fahrtgebiet, wird zugleich den Weg für eine stärkere Vereinigung der Interessen der an derselben Fahrt beteiligten Flaggen aller Länder ebnen. Diese Entwicklung ist unbedingt notwendig, wenn die Weltschiffahrt gesunden u. den Bedürfnissen der Lage Rechnung tragen soll. Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Hamburg 8, Holzbrücke 8. Gegründet: 4./11. 1871; eingetr. 29./11. 1871. Zweck: Betrieb einer Reederei, sowie der Betrieb solcher Handelsgeschäfte u. Unternehm. u. die Beteil. daran, welche nach dem Ermessen des Aufsichtsrats u. des Vorstands den Interessen der Ges. dienlich erscheinen. Die Ges. hat wie alle grossen Reedereien ihre gesamte Seedampferflotte an die Entente verloren. Der Wiederaufbau wird unter Ausnutz. der vom Reich für die abgelieferten Schiffe gezahlten Entschädig. betrieben. Diese nach Massgabe des Reederei-Abfindungs-Vertrags gezahlte Entschädigung reicht freilich nur zu einem Aufbau in sehr bescheidenen Grenzen. Die Ges. unterhält getrennte Dienste, u. zwar: I. einen Schnelldampferverkehr über Boulogne sm, La Coruna, Vigo, Lissabon, Tenerife nach Rio de Janeiro, Santos, Montevideo, Buenos Aires; 2. einen kombinierten Fracht- u. Passagierdampferverkehr, der unterhalten wird von den „Monte“'-Schiffen u. von den Dampfern der „Espafia“-Klasse. Diese Schiffe befördern nur Passagiere III. Klasse in Kammern u. im Wohndeck; 3. reine Frachtdampferlinien nach Mittelbrasilien u. Südbrasilien. – Zurzeit beschäftigt die Ges. insges. 3367 Angestellte. Das Fracht- u. Passagegeschäft ist durch verschiedene Konferenzen u. Pools geregelt. Im Mai 1931 erfolgte der Abschluss einer Fahrplangemeinschaft in der Südamerikafahrt mit der Hapag-Lloyd-Union. Der Vertrag läuft 10 Jahre u. sieht eine Poolung der Erträg- nisse aus der Südamerikafahrt vor. Schiffspark: Zurzeit besitzt die Ges. 22 Dampfer von zus. 208 964 Br.-Reg.-Tons, darunter 6 Dampfer mit 13 500–13 900 Br.-Reg.-Tous, 1 Dampfer (Cap Polonio) mit 21 011 Br.-Reg.-Tons u. 1 Dampfer (Cap Arcona) mit 27 560 Br.-Reg.-Tons. Ausserdem besitzt die Ges. in Ham- *