Bergwerke, Hütten- u. Salinenwesen, Erdöl- u. Torfgewinnung. 3719 Aufsichtsrat: Vors. Geh. Komm.-Rat Dr.-Ing. h. c. Ernst v. Borsig, B.-Tegel; I. Stellv. Geh. Komm.-Rat Dr. ing. h. c. Conrad v. Borsig, B.-Grunewald; Dir. Rud. v. Bennigsen- Foerder, Dipl.-Ing. Arnold von Borsig, Dr. Albert von Borsig, Gen.-Dir. Dr.-Ing. h. c. Hans Berckemeyer, Gen.-Dir. Dr.-Ing. h. c. Hans Bie, Dir. Wilhelm Borner, Dr. Franz Oppen- heimer, Dir. Karl Berve, Berlin: vom Betriebsrat: W. Paschek, E. Brzosa. Zahlstellen: Hindenburg, O.-S.: Reichsbanknebenstelle, Deutsche Bank u. Disconto-Ges. Aus dem Geschäftsbericht für 1931: Die Beschäftigung der Hütte war gegen Ende des Geschäftsjahres derart zurückgegangen und die infolgedessen unvermeidlichen Verluste waren so gross geworden, dass wir uns ausserstande sahen, die aus sozialpolitischen und nationalpolitischen Gründen wünschenswerte Weiterführung der Hütte aus eigenen Kräften durchzuhalten. Wir sahen uns daher gezwungen, die Schliessung der Hütte in ernste Er- wägung zu ziehen. Bis in die letzte Zeit sind sowohl von unserer Seite als auch von Seiten der Belegschaft die grössten Anstrengungen gemacht worden, um die Schliessung der Hütte zu vermeiden u. den Plan, sämtliche eisenerzeugenden u. verarbeitenden Werke in Oberschlesien in einer Hand zu vereinen, doch noch zur Ausführung zu bringen. Da alle diese Bemühungen ergebnislos blieben, waren wir zu dem schwerwiegenden Entschluss gezwungen, das Hüttenwerk endgültig stillzulegen. Damit ist ein Hüttenwerk zum Erliegen gekommen, das vor 70 Jahren von Albert Borsig, der die Borsig'schen Berlin-Moabiter Eisen- betriebe nach Oberschlesien verlegte, gegründet worden ist, das während der ganzen Zeit seines Bestehens infolge der Qualität seiner Erzeugnisse einen ausgezeichneten Ruf hatte und das nach der Grenzziehung das einzige blecherzeugende Hüttenwerk in Schlesien war. Von besonders schwerer Tragweite ist die Einstellung der Hütte auch insofern, als nunmehr wiederum eine grosse Anzahl von Arbeitern und Angestellten in dem an sich schon schwer kämpfenden Grenzgebiet ihre Arbeitsplätze verloren haben. Gerade in Würdigung dieser Gesichtspunkte haben wir trotz grosser Verluste und ohne jegliche Inanspruchnahme öffent- licher Mittel das Hüttenwerk bis an die Grenze des Möglichen in Betrieb gehalten und unsere flüssigen Mittel und die Kreditmöglichkeiten bis zur völligen Erschöpfung in Anspruch genommen. Die hierdurch verursachten ausserordentlichen Verluste und die infolgedessen übermässig angespannte Geldlage unserer Gesellschaft zwingen uns daher, eine Herabsetzung des Kapitals von 17,5 auf 10 Millionen und eine Wiedererhöhung auf RM. 15 Millionen vor- zuschlagen (s. auch Kap.), um der Gesellschaft das zur Fortführung der Gruben und der Kokerel unbedingt notwendige neue Betriebskapital zuzuführen. Norddeutsche Hütte Aktiengesellschaft, Bremen-Oslebshausen. Gegründet: 7./1. 1908 mit Wirkung ab 1./1. 1908; eingetr. 27./1. 1908. Zweck: Verarbeitung von Erzen, Gewinnung, Verarbeitung u. Verwertung von Metallen; insbesondere von Eisen, Eisenlegierungen, Stahl und von allen Eisen- und Stahlfabrikaten, anderen Metallverbindungen, Kohlen, Koks, Zement u. chem. Produkten sowie die Ge- winnung von Erzen u. anderen Urprodukten. Entwicklung: Mitte März 1911 wurde die Kokerei in Betrieb genommen, dann der erste Hochofen am 1./4. 1911 u. der zweite am 30./4. 1911 angeblasen. Ein dritter Hochofen u. die Zementfabrik kamen Ende 1912 in Betrieb. Ein Teil der überschüssigen Koksofengase wird an benachbarte Gemeinden als Nutzgas (Leucht-, Heiz- u. Kraftgas) abgegeben. Im Geschäftsjahr 1925 sah sich die Ges. gezwungen, den Betrieb ihrer Hochofenanlagen auf das äusserste einzuschränken; ferner sah sie sich veranlasst, einen Teil ihrer Kokerei still- zulegen, um durch Erricht. von Gross-Kammer-Öfen, welche mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet wurden, rationell arbeiten zu können; die Inbetriebsetz. erfolgte im Mai 1926. Auch am Zementwerk wurden in 1925 Verbesser. u. Erweiter. vorgenommen. – 1932 wegen Absatzmangels Stillegung des Hochofenwerks u. ebenso des Zementwerks, bis sich die Verhältnisse wieder günstiger gestalten. Die Beteiligungsquoten werden anderweit verwendet. (Die Produktion in 1930 betrug für Roheisen 94 718 t, Koks 119 267 t, Kokereigas 20 327 272 cbm, Zement 67 834 t, Ziegelsteine rd. 4 Mill. Stück.) Verträge: Im Februar 1930 hat die Ges. mit dem Bremischen Staat ein Abkommen dahin getroffen, dass die Norddeutsche Hütte dem Staat jährlich zunächst 10 Mill. cbm Koksofengas liefert und der Staat sich verpflichtet, diese Menge abzunehmen. Bei einer Steigerung des Gasverbrauches in Bremen auf 46 Mill. cbm und darüber steigt die von der Norddeutschen Hütte abzunehmende Gasmenge nach einem festgelegten Schlüssel. Der Vertrag ist auf unbestimmte Zeit abgeschlossen u. kann frühestens zum 31. März 1945 mit einer 2 jährigen Kündigungsfrist gekündigt werden. Besitztum: Der Grundbesitz der Ges. hat eine Grösse von 137 ha 22 a 25 qm, davon Werksgrundstücke 131 ha 98 a 98 qm (bebaut 9 ha 05 a 44 qm) u. Wohngrundstücke 5 ha 23 a 27 qm (bebaut mit 50 Einfamilienhäusern). Zu den Werksanlagen in Oslebshausen b. Bremen gehören 3 Hochöfen, eine Kokereianlage, eine Zementfabrik, eine Tonziegelei u. Anlagen zur Erzeugung von Teer, schwefelsaurem Ammoniak, Benzol u. Gas. Die eigenen Gleisanlagen haben eine Länge von 15 km. — Die Ges. besitzt ferner einen Kalksteinbruch in Polle a. d. Weser. Beteiligungen: Die Ges. besitzt die Aktienmehrheit (nom. RM. 1 159 400 St.-Akt. u. nom. RM. 16 500 Vorz.-Akt.) der Vereinigte Harzer Portlandcement- u. Kalkindustrie Wernige-