3914 Metallindustrie, Maschinen-, Apparate- u. Fahrzeugbau. NS U–=P-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke Akt.-Ges. in Neckarsulm. (Börsenname: Neckarsulmer Fahrzeug.) Gegründet: 1./4. 1884 unter der Firma „Neckarsulmer Strickmaschinenfabriké, Firma bis 14/1. 1913; Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G., dann bis 2./11. 1926: Neckarsulmer Fahrzeug- werke A.-G. u. weiter bis 12.8. 1932: NSU Vereinigte Fahrzeugwerke Akt.-Ges. Durch- gangslager in Berlin, Dresden. Hannover, Düsseldorf, Erfurt, München, Stettin u. Fil. in Stuttgart; Kundendienststelle Heilbronn a. N. Zweck: Herstellung von Masch., Apparaten u. Werkzeugen aller Art, insbes. von Fahr- rädern, Motorrädern, Motorpersonenwagen, Motorlastwagen, Motoren u. sonst. Fahrzeugen, von Bestandteilen u. Zubehörstücken der vorgenannten Gegenstände, ebenso Handel mit diesen Erzeugnissen. Die Motor wagen-Abteilung ist seit Frühjahr 1932 vorläufig stillgelegt. Derzeitige Erzeugnisse: Motorräder, Einzelmotoren, Fahrräder mit Hilfsmotoren, Fahr- räder, Freilaufbremsnaben und die Bestandteile von diesen Gegenständen. Besitztum: Die der Ges. gehörenden Grundstücke haben eine Grösse von 152 400 qm, wovon 91 400 am bebaut sind. Das Werk Neckarsulm umfasst folgende Einrichtungen: Kranen-Anlagen für Kohlen- u. Kokslagerung. Kraftwerk, Gesenkschmiede; 3700 Werkzeug- maschinen, 1 Dieselmotoranlage mit angebautem Generator mit einer Leistung von ca. 600 kW, 1 Transformatorstation, 1 Dampfkraftanlage mit 4 Röhrenkesseln von je 200 qm Heizfläche. Zu dem Werk gehören: 31 Hauptgebäude, 16 Nebengebäude, 3 Beamtenwohn- häuser mit 22 Wohnungen, 18 Arbeiterwohnhäuser, 2 Ledigenheime mit zus. 400 Betten, 1 Beamtenkasino, 1 Wohlfahrtsgebäude. — Fuhrpark: 7 Lastwagen, 6 Personenwagen. –— Sonstiger Besitz: 1 Wasseranlage mit einem 360 cbm fassenden Bassin u. einem 15 ebm fassenden Sammelbecken; 1 Generatorgasanlage. Statistik: Belegschaft 1929–1932: 2690, 2175, 835, 750 Personen. – Motorrad-Absatz 1929–1931: rd. 16, 10, 7 Mill. RM. –—– Wagen-Absatz 1929–1931: 1d. 6.7, 3, 0.9 Mill. RM. Verbände: Reichsverband der Automobil-Industrie E. V., Berlin; V ereinigung der Motor- radfabriken G. m. b. H., Berlin; Verband Württ. Metall-Industrieller Stuttgart; Verein deutscher Fahrrad-Industrieller, Berlin. Entwicklung in den letzten Jahren: 1926 Fusion mit der Schebera A.-G., Berlin. Diese Verbindung führte hauptsächlich durch den katastrophalen Niedergang des Berliner Droschkengewerbes und des immensen Druckes der Auslandskonkurrenz im Person enwagen- geschäft zu starken Verlusten in den Jahren 1927 und 1928. – Novy. 1928 kamen mit der italienischen Automobilfabrik Fiat Societä-Anonima, Turin, Verträge zum Abschluss, nach welchen diese massgebliches Interesse an der Ges. nahm. Dez. 1928 Sanierung der Ges. (. u. Kapital). Die Sanierungsbasis war nur dadurch möglich, dass die beteiligten Banken von ihren Forderungen einen erheblichen Millionenbetrag nachgelassen hatten. Einen Teil der Aktien aus der Kapitalserhöhung übernahm ein Konsortium unter Führung der Dresdner Bank in Gemeinschaft mit der Fiat S. A. in Turin. Die Fiat übernahm ferner gegen Zahlung von RM. 1 000 000 das Werk Heilbronn der Ges. u. wandelte diese in eine selbständige Akt.-Ges. unter der Firma NSU-Automobil A.-G., Heilbronn, mit einem Grundkapital von RM. 2 000 000 um. Nach besonderen vertraglichen Abmachungen übernimmt diese neue Heilbronner Ges. die gesamten Automobil-Vorräte zum Selbstkostenpreis. Ausserdem gab Fiat resp. die neue NSU Automobil-A. G. in Heilbronn in den Jahren 1929 bis 1931 an NSU-Neckarsulm beträchtliche Aufträge auf Automobil-Aggregate und Automobil-Ersatzteile. Diese Aufträge verringerten sich aber infolge der Wirtschaftskrisis im Jahre 1931 mehr und mehr; im Frühjahr 1932 wurde die Produktion von Automobilen bei NSU-Neckarsulm ganz eingestellt. Die Interessennahme der Fiat wurde in freundschaftlicher Weise gelöst; die 3 italienischen Vertreter im Aufsichtsrat verzichten bei der Generalversammlung am 12./8.1932 auf eine Wiederwahl. Juli 1929 wurde eine Verkaufsgemeinschaft mit den Wandererwerken A.-G. in Schönau abgeschlossen. Der Zweck dieses Zusammengehens war, den Vertrieb der beiderseitigen Motorraderzeugnisse gemeinsam zu betreiben, und zwar unter Führung der NSU. Etwa 1½ Jahre später fand diese Vereinbarung ihr natürliches Ende, nacbdem die gesamten Bestände an Wanderer-Motorrädern ausverkauft waren. – Juli 1932 wurde eine Fabrikations- und Verkaufs-Gemeinschaft mit den PD-Rad-Werken, einer Abteilung der Deutschen Industriewerke A.-G. in Berlin-Spandau abgeschlossen. Wesentlicher Inhalt des Abkommens: Die Vertragschliessenden verschmelzen mit Wirkung vom 1./10. 1932 ab ihre Motorradfabrikation und ihren Motorrad-Vertrieb. Fabrikation sowohl wie Vertrieb erfolgt ausschliesslieh in Neckarsulm. Die Deutschen Werke übertragen die vorhandenen Vorräte, Patente und Erfahrungen, sowie die Vertriebs-Organisation, dagegen nicht die Anlagen und Fabrikationseinrichtungen auf die NSU. Die Überleitung erfolgt zu Bedingungen, die der NSU sofort keine geldlichen Aufwendundungen auferlegen; das vorhandene Lager wird nur kommissionsweise von NSII vertrieben. – Die G.-V. v. 12. 8. 1932 beschloss Anderung der Firmierung in „NSU-D-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke A.-G., Neckarsulm.“ Kapital: RM. 10000 000 in 100 000 St.-Akt. zu RM. 100. –— Vorkriegskapital: M. 3 600 000. Urspr. M. 140 000, erhöht bis 1913 auf M. 3 600 000, dann erhöht von 1918–1922 auf M. 82 Mill. in 80 000 St.-Akt. u. 2000 Vorz.-Akt. zu M. 1000 (über Kap.-Beweg. s. Hdb. d. Dt. A.-G. Jahrg. 1927). Kap.-Umstell. erfolgte lt. G.-V. v. 5./12. 1924 von M. 82 Mill. auf RM. 8 006 000 derart, dass der Nennwert der St.-Akt. von bisher M. 1000 auf RM. 100 ermässigt wurde. Unter Berück-