Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. 5881 Bremer Wollwäscherei in Liqu., Bremen, Langenstr. 43/44. Die G.-V. v. 9./2. 1927 bzw. 25./3. 1927 beschloss Liqu. der Ges. Liquidator: Prokurist Johannes Frerichs, Bremen. Vom 3./5. 1929 ab Zahlung der 1. Liqu.-Rate mit 6 % des A.-K., 2. Rate mit ? %, ab 1./10. 1930 3. Rate mit 7 % (= RM. 42 per Aktie). Als 4. Rate in Aus- sicht genommen 2½ %. Zahlstelle: Deutsche Bank u. Disconto-Ges., Bremen. Gegründet: 1872. Besitztum: Der Grundbesitz der Ges. hat eine Gesamtfläche von 6 ha, 71 a u. 31 qm. Kapital: RM. 480 000 in 800 Nam.-Akt. zu RM. 600. Genussscheine: Im Umlauf am 31./12. 1930 RM. 500. Hypothekar-Anleihe: 4 % Oblig. von 1894 zum 1./4. 1928 gekündigt. Im Umlauf am 31./12. 1930 RM. 150. Bilanz am 31. Dez. 1930: Aktiva: Areal- u. Gebäude 62 700, Kassa 86, Körperschafts- steuer: Vorauszahl. 1040, Debitoren 15 136, Verlust 313 495. – Passiva: A.-K. 391 068, Hyp.-Anleihe 150, alte Div. 739, Genussscheine 500. Sa. RM. 392 457. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Unk. 1953, Steuern 1332, Abschr. 7301. – Kredit: Zs. 415, Liquidat.-K. 4644, Verlust 1930 5527. Sa. RM. 10 586. Kurs: Ende 1913: 114 %; Freiverkehr Ende 1925–1930: –, 39, 32.5, 8 % (exkl. 1. Liqu.- Rate von 6 %), 5 % (exkl. 3. Liqu.-Rate von 7 %), ¼ %; 1931 (30./6.): % %. Notierte bis 1924 amtlich in Bremen, seit 1924 im Freiverkehr. Aufsichtsrat: Vors. Ed. Achelis, Stellv. Emil Wätjen, G. Waldhausen, F. Rober, Bremen; A. Mainz, Frankfurt a. M. Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei in Bremen, Nordwollehaus. (In Konkurs.) Die auf den 14./7. 1931 einberufene G.-V. wurde mit Rücksicht auf die schwebenden Rekonstruktionsverhandlungen wegen vollständiger Verschuldung der Ges. vertagt. Die Justizpressestelle Bremen teilte am 11./7. 1931 mit: In der Nordwolleangelegenheit hat die Staatsan waltschaft Bremen durch Stellung des Antrages auf Voruntersuchung gegen die drei Brüder Karl, Heinz u. Friedel Lahusen Anklage erhoben wegen Vergehens gegen die Bestim- mungen des HGB. (§§ 312, 314 Ziffer J). Die weiteren Ermittlungen liegen in den Händen des Untersuchungsrichters. Mit der Revision ist die Deutsche Treuhand-A.-G. für Waren- verkehr, Berlin, betraut worden. Nachdem die im Juli 1931 mehrfach unternommenen Versuche, zur Rettung der Ges. die Hilfe des Reichs in Anspruch zu nehmen bzw. die Gewährung eines Moratoriums zu erreichen, als endgültig gescheitert zu betrachten waren, wurde am 21./7. 1931 das Konkurs- verfahren über das Vermögen der Ges. eröffnet. Die zum 7./8. 1931 einberufene a.o. G.-V. der Ges., der Mitteilung nach § 240 HGB. gemacht werden sollte (RM. 200 Mill. Verlust bei RM. 75 Mill. A.-K.), wurde durch die inzwischen erfolgte Konkurseröffnung hinfällig. Konkursverwalter: Rechtsanwalt u. Notar Dr. Ernst Heinemann, Bremen, Am Wall 163. Auf Antrag des Konkursverwalters wurde auch über das Vermögen der Brüder Carl u. Heinz Lahusen ein allgem. Veräusserungsverbot (gemäss §.106 K.: O.) erlassen. In der ersten Gläubiger-Vers. (21./8. 1931 in Bremen) berichtete der Konkursverwalter über die Ursachen des Zusammenbruchs, die u. a. in dem immer weiter getriebenen Konzernausbau, den Kapitalinvestitionen u. den daraus folgenden Zinsbelastungen, in der mangelnden Rentabilität der Betriebe sowie in den Konjunktur- u. anderen Verlusten zu suchen sind. Zusammenfassend lasse sich sagen, dass unter dem autokratischen Regime der Brüder Lahusen sich der immer wieder wachsende Kapitalbedarf wie ein Waldbrand ausgewirkt habe, der in immer schnellerem Tempo sich vergrösserte. Das ganze Unter- nehmen zeige sich heute als eine Scheinblüte einer unsoliden Expansion. In einem Bericht des Konkursverwalters vom April 1932 wird zu den Hauptquellen des Verlustes im wesentlichen ausgeführt, dass von den von 1925 bis 1928 ausgeschütteten Dividenden und Tantiemen in Gesamthöhe von RM. 23 278 900 mindestens rd. RM. 20 060 000 aus der Substanz gezahlt seien und daher als Verluste angesehen werden müssten. Nach den bisherigen Ermittlungen seien bei den sogen. „befreundeten Firmen“ durch verlorene Zuschüsse Bürgschaften u. Abschreib. auf Forderungen, Aktien u. sonst. Kapitalbeteiligungen bis Ende 1930 Verluste in Höhe von rd. RM. 33 512 000 eingetreten, ungerechnet den Ver- lust, den die Hum (Handels Mij Ultra Mare) auf die von ihr gehaltenen Aktien u. Beteil. erlitt. Die Privatentnahmen aus dem stillen Devisenguthaben entzogen der Substanz rd. RM. 18 469 000: Aus den sonstigen Effektentransaktionen über Hum, aus den Ver- gütungen an Dritte, den ausgeschütteten Hum-Dividenden und den von Hum verbuchten Privatentnahmen und gestatteten Kontoüberziehungen erwuchs ein Verlust von 1d. RM. 42 737 000. Von der Konkursverwaltung wurde auf die Anlagen eine Sonder- . abschreibung von RM. 14.5 Mill. vorgenommen. Wegen der Übernahmeverpflichtung der Neudecker-Aktien stellte man zurück RM. 3 Mill., zus. RM. 132 218 000. Der ermittelte Verlust betrug RM. 178 831 000. Der verbleibende Verlust von RM. 46 613 000 müsse im wesentlichen durch den Betrieb, das Handelsgeschäft und den Preisrückgang der Wolle entstanden sein.