5918 Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. Mechanische Weberei Niederorschel A.-G. in Hannover, Köbelinger Str. 1. Gegründet: 18./5. 1920; eingetragen 2/6. 1920. Firma bis 1./11. 1920 Web- u. Spinn- warenvertrieb A.-G. Sitz der Ges. bis 1923 in Berlin. Zweck: Herstellung und Vertrieb von Spinn- und Webwaren sowie Erzeugnissen hieraus, bes. der Betrieb der Mech. Weberei Niederorschel Kreis Worbis. Kapital: RM. 200 000 in 1000 Aktien zu RM. 200. Urspr. M. 300 000; übern. von den Gründern zu 100 %, 1921 um M. 700 000 erhöht. Die G.-V. v. 26./11. 1924 beschloss Umstell. von M. 1 Mill. auf RM. 200 000 in 1000 Aktien zu RM. 200. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 31. Dez. 1931: Aktiva: Grundst. u. Gebäude 80 000, Masch. u. Inv. 162 000, Vorräte u. Material. 361 925, Kassa u. Guth. 9310, Verlust 47 413. – Passiva: A.-K. 200 000, R.-F. 20 000, Kredit. 440 647. Sa. RM. 660 647. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Verlustvortrag 31 465, Abschr. 39 043, Handl.-Unk. u. Steuern 186 464. – Kredit: Rohgewinn 209 559, Verlust (Vortrag 1930 31 465 – Verlust 1931 15 947) 47 413. Sa. RM. 256 972. Dividenden: 1924–1931: 0, 0. 0, 12, 0, 0, 0, 0 %. Direktion: Jul. Braunsberg, Salo Braunsberg, Hannover: Hermann Braunsberg, Leipzig. Prokurist: Karl Frankenberg. Aufsichtsrat: Justizrat Dr. Adolf Stehmann, Hannover; Hugo Braunsberg, Berlin; Josef Braunsberg, Münchberg. Zahlstellen:; Hannover: Ges.-Kasse. Mechanische Weberei zu Linden. Sitz in Hannover-Linden, Blumenauer Str. 20– 32. Die Absatz- u. Preisverhältnisse haben 1930 gegenüber dem Vorjahr eine weitere Ver- schlechterung erfahren. Die Schuldenlast, die im wesentlichen durch die Expansionspolitik des Unternehmens Ende 1929 auf RM. 19 500 000 – darunter RM. 10 270 000 Bankschulden u. 4 000 000 8 % Oblig. – angewachsen, verminderte sich im Laufe des Jahres 1930 infolge des wenig befriedigenden Geschäftsganges nicht wesentlich. Das Geschäftsjahr 1930 schloss mit einem Verlust von RM. 3 580 917. Dieser Verlust erhöht sich um die Sonderabschreibungen (vgl. Vermögensaufstellung) u. zwar: a) Sonderabschreibungen auf Zweigfabriken RM. 422 768, b) do. auf Gewebe-Garn-Material-K. RM. 717 800, c) do. auf Debitoren RM. 200 000, d) do. auf Beteiligungen RM. 11 120 307, e) do. durch Tilgung des Disagio-K. 200 000, f) Bildung einer Umstellungsrücklage 2 600 000, insges. RM. 15 260 875. Es ergibt sich also der in der Vermögensaufstellung (s. unten) ausgewiesene Verlust in Höhe von RM. 18 841 793. Der Verlust von RM. 18 841 793 wird folgendermassen abgedeckt: a) durch Zusammenlegung des Aktienkapitals um nom. RM. 12 209 400, b) durch Auflösung des gesetzlichen R.-F. von 6132 393 u. des allgemeinen R.-F. von RM. 500 000. In der G.-V. v. 15./12. 1931 (Mitteil. gemäss § 240 HGB.) vertrat Gen.-Dir. Uebelen Angriffen der Opposition gegenüber die von der Ges. betriebene Ausdehnungspolitik. Zwecks Sanierung beschloss die G.-V. Herabsetz. des A.-K. von RM. 13 566 000 auf RM. 1 356 600 u. Wiedererhöh. um bis RM. 4 200 000 (s. auch Kap.). Hand in Hand mit dieser scharfen Sanierung geht eine Stillhalteaktion der Banken u. der grossen Warengläubiger. Die Bank- gläubiger halten mit ihren Forderungen bis zum 1./4. 1932 still u. übernehmen für 40 % der Forderungen neue Aktien. Die Grossgläubiger, d. h. die Gläubiger, welche mehr als RM. 5000 zu fordern haben – einschliesslich der Spargläubiger – halten mit ihren Forde- rungen zinslos ab 1./7. 1931 bis zum 1./4. 1932 still u. übernehmen für 40 % des den Betrag von RM. 5000 übersteigenden Teiles ihrer Forderungen gleichfalls neue Aktien. Von den Bankengläubigern übernehmen die Bank für Auswärtigen Handel, Berlin, nom. RM. 388 000, die Dresdner Bank RM. 288 000, die Deutsche Bank RM. 483 000. die Schweize- rische Kreditanstalt RM. 667 000, die Amstelbank, Amsterdam, RM. 263 000 u. das Bank- haus Proehl & Gutmann, Amsterdam, RM. 430 000 neue St.-Aktien. Am 19./8. 1932 wurde über das Vermögen der Ges. das gerichtl. Vergleichsverfahren er- öffnet. Eine auf den 16./9. 1932 einberufene Obligationärversammlung wurde infolge Be- schlussunfähigkeit vertagt (erneut einberufen zum 17./11. 1932 u. wegen Beschlussun- fähigkeit wiederum auf den 1./2. 1933 vertagt). Die Tagesordnung enthält erneute Be- schlussfassung über die Anträge der Obligationärvertreter, vor allem: die Fälligkeit der gesamten Anleihe auf Grund der erfolgten Zahlungseinstellung auszusprechen, sowie mit der Ges. Vereinbarungen über die Beteil. der Obligationäre am Vergleichsverfahren zu treffen, ferner das auf Grund der Kündigung fällig gewordene Kapital sowie die am 1./10. 1932 fällig gewesenen Zinsen weiter zu stunden, in eine Herabsetzung des Zins fusses und Aenderungen der Tilgungsbedingungen einzuwilligen und schliesslich u. a. Ver- einbarungen über eine Stundung bis zu drei Monaten bezüglich künftig eintretende Fällig- keit zu treffen. – Der für den 19./9. 1932 anberaumte Termin im Vergleichsverfahren der Ges. ist zuerst um drei Monate u. sodann bis 24./2. 1933 vertagt worden, da die Vorarbeiten noch nicht beendet werden konnten. Nach dem Status liegen etwa 30 % in der Masse. Der bekanntgewordene Vergleichsvorschlag sieht Zahlung dieser 30 % in sechs Raten zu