5954 Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. Baumwollspinnerei Mittweida in Mittweida. (Börsenname: Mittweidaer Baumwollspinnerei.) Gegründet: 8./10. 1884; eingetr. 11./10. 1884. Zweck: Betrieb von Baumwollspinnereien. Besitztum: Der gesamte Grundbesitz des Unternehmens beläuft sich auf etwa 11 ha, wovon etwa 5½ ha bebaute Arbeitsfläche sind, während der Rest landwirtschaftl. Zwecken dient. Betrieben werden seit Anfang 1914 fünf Spinnereien mit ca. 148 000 Spinn- u. Zwirnspindeln; die Ges. verfügt über drei Wasserkraftturbinen mit etwa 600 PS u. Dampf- anlagen von 3500 PS. – Angest. u. Arbeiter bei Vollbetrieb ca. 800. Kapital: RM. 2 705 000 in St.-Akt. zu RM. 200 u. RM. 400 u. 1000 6 % Vorz.-Akt. zu RM. 5. – Vorkriegskapital: M. 2 500 000. Urspr. A.-K. M. 1 000 000, erhöht bis 1905 auf M. 2 500 000, dann 1919–1923 auf M. 15 000 000 in 10 000 St. Akt. zu M. 1000, 2000 zu M. 2000 u. 1000 Vorz.-Akt. zu M. 1000. Lt. G.-V. v. 28./11. 1924 Umstell. von M. 15 000 000 auf RM. 2 805 000 (St.-Akt. 5:1, Vorz.-Akt. 200: 1). Lt. G.-V. v. 28./10. 1932 Herabsetz. des A.-K. in erleichterter Ferm auf RM. 2 705 000 durch Einziehung von nom. RM. 100 000 Vorrats-St.-Akt. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. Gen.-Vers.: 1932 am 28./10. Stimmrecht: Je RM. 200 St.-A.-K. = 1 St., 1 Vorz.-Akt. = 5 St. Gewinn-Verteilung: 10 % zum R.-F. (ist erfüllt), vertragsm. Tant. an Vorst., 6 % Vorz.- Div. mit Nachzahl.-Pflicht, 10 % Tant. an A.-R. (ausser fester Vergüt. von RM. 1500 je Mitgl., der Vors. das Doppelte), Rest weitere Div. bzw. nach G.-V.-B. Bilanz am 30. Juni 1932: Aktiva: Grundst. u. Gebäude 483 000, Masch. u. Einnt 518 000, Hyp. 50 000, Eff. 2642 (darunter nom. RM. 12 000 eigene Aktien zum Buchwert von RM. 1) Kassa 1718, Wechsel 121 000, Schuldner 1 128 000, Vorräte 1 271 000. – Passiva: St.-Akt. 2 700 000, Vorz.-Akt. 5000, unerhob. Div. 2664, R.-F. 310 975, Pens.-F. für Beamte 150 000, Arbeiter-Unterst.-F. 50 000, Gläubiger 220 034, Gewinn 136 687. Sa. RM. 3 575 360. Die Giroverbindlichkeiten betrugen am 30./6. 1932 RM. 190 000. Dem Obligo aus einer von der Ges. übernommenen Ausfallbürgschaft von bis zu RM. 200 000 dürfte kaum eine praktische Bedeutung beizumessen sein, da die Ges. durch ein Rückgriffsrecht gesichert ist. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Steuern u. soziale Ausgaben 163 347, Unk., Löhne, Gehälter, Versicher.-Prämien u. Abschreib. 1 649 001, Gewinn 136 687 (davon: Div. 107 820, Vortrag 28 867). – Kredit: Vortrag 90 068, Ertrag aus Effekten durch Einziehung von nom. RM. 100 000 Vorratsaktien 100 000, sonst. Erträgnisse 1 758 968. Sa. RM. 1 949 036. Die Gesamtbezüge des Vorstandes u. A.-R. beliefen sich im Geschäftsjahr 1931/32 auf RM. 61 179. Kurs: Ende 1913: 301.50 %; 1925–1932: 122, 190, 235, 180, 101.50, 85, 72*, 74 %. Notiert in Leipzig. Dividenden: St.-Akt. 1912/13: 22 %; 1924/25–1931/32: 15, 15, 16, 14, 10, 8, 4, 4 % (Div.- Schein 13). – Vorz.-Akt. 1924/25–1931/32: Je 6 %. Vorstand: L. Steinegger. Aufsichtsrat: Vors. Bank-Dir. Kurt Wunderlich, Leipzig; Stellv. Fabrik-Dir. Georg von Struve, Mittweida; Bankier Dr. W. Schomburgk, Leipzig; Dir. Walter Steinegger, Lengenfeld i. V.; Major a. D. C. Berckmüller, Chemnitz; Fabrikbes. Fritz Backofen, Mittweida. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Leipzig, Dresden, Chemnitz u. Mittweida: Allg. Deutsche Credit-Anstalt; Leipzig: Meyer & Co. Aus dem Geschäftsbericht 1931/32: Die katastrophale Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse hat zur Betslebse . einer grossen Anzahl von Textilunternehmen ge- führt, anderen hat der beispiellose Rückgang der Rohbaumwollpreise Verluste verursacht, wie sie bisher noch nicht zu verzeichnen waren. Im Zusammenhange hiermit sind zu Geldbeschaffungszwecken vielfach Verkäufe zu jedem Preise vorgenommen worden, die naturgemäss ein allgemeines Abbröckeln der Verkaufspreise zur Folge hatten. Diese liegen heute zu einem grossen Teile unter den Gestehungskosten, deren Senkung infolge der derzeitigen Sozial- u. Steuerpolitik nicht möglich erscheint. Eine Geschäftsbelebung hat sich trotz des Preistiefstandes leider nicht eingestellt. Dies mag zum Teil darauf zurück- zuführen sein, dass England den Goldstandard aufgegeben hat, wodurch es der englischen Baumwollspinnerei ermöglicht worden ist, bei wesentlich günstigeren Gestehungskosten den Kontinent mit Garnen u. Geweben zu Preisen zu bedienen, mit denen die deutsche Industrie nicht konkurrieren kann. Der Zoll auf die Einfuhr ausländischer Garne u. Textilien hat sich dabei als absolut unzulänglich erwiesen. Erschwert wurde das Geschäft ferner auch durch die dem Rohstoffbezug hinderliche Devisenkontingentierung u. nicht zuletzt durch die Erhöhung der Umsatzsteuer von 0,85 auf 2 %, die die einstufigen Betriebe gegenüber den mehrstufigen besonders belastet. Eine Beseitigung der darin liegenden Härte erscheint dringend geboten. Wenn wir trotz aller ungünstigen Momente von nennens- werten Verlusten verschont geblieben sind, so kommt darin vielleicht am besten unser Bestreben zum Ausdruck, das Geschäft unseres Unternehmens von allen unerwünschten Risiken freizuhalten, u. wir dürfen umsomehr der Hoffnung Ausdruck geben, dass uns nach Überwindung aller gegenwärtigen „„.. ein gedeihliches Arbeiten möglich sein wird.