130 Bau-, Terrain- und Immobiliengesellschaften. Neue Boden-Aktiengesellschaft in Liqu. Sitz in Berlin. (In Konkurs.) Ueber das Vermögen der Ges. wurde am 29./9. 1932 das gerichtliche Vergleichsverfahren eröffnet. In der gerichtl. Gläubigerversamml. v. 4./11. 1932 wurde folg. Vergleichsvorschlag von der Mehrheit der Gläubiger angenommen: Aus dem nach Deckung der Kosten des Vergleichsverfahrens u. nach Befriedigung der nicht am Verfahren teilnehmenden Gläubiger verbleibenden Vermögensüberschuß werden die am Verfahren teil- nehmenden Gläubiger bei Verzicht auf Zs. seit dem 1./7. 1932 in der folgenden Reihenfolge befriedigt: Zunächst erhalten die am Verfahren teilnehmenden Gläubiger bis zu 10 % ihrer Forder., außer der DD-Bank u. der Dres- dner Bank. Sodann erhalten diese beiden Banken bis zu 10 % ihrer Forderungen. Ein weiterer Vermögensüber- schuß wird gleichmäßig an die am Verfahren teilneh- menden Gläubiger im Verhältnis ihrer Forderungen verteilt. Zwecks Durchführung dieses Vergleichsvor- schlages räumen die beiden Banken der Neuen Boden- A.-G. je einen jederzeit kündbaren Kredit von 85 000 RM ein. Nachdem vom 31./7. 1932 aufgestellten Status ergibt sich rein rechnerisch eine Quote von 55 %, wobei jedoch die Abwicklungskosten noch nicht berücksichtigt sind. Der angenommene Vergleichsvorschlag ist am 11./11. 1932 vom Gericht bestätigt worden, womit das Verfahren beendet war. Durch Beschluß der G.-V. vom 23./1. 1933 wurde die Ges. aufgelöst. Liquidatoren: Kaufm. Kurt Fiedler, Dir. Paul Kowski, Berlin-Schöne- berg, Eisenacher Straße 77. Da weder die Banken der Ges. weiter ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt haben, noch Verkäufe von größeren Vermögenswerten durchgeführt werden konnten, haben sich die Liquidatoren der Ges. ver- anlaßt gesehen, Konkursantrag zu stellen. Am 7./3. 1933 wurde von dem Amtsgericht B.-Charlottenburg das Kon- kursverfahren eröffnet. Konkursverwalter: Dir. Willi Röhrsheim, Berlin W 62, Kalckreuthstraße 10. In der ersten Gläubigerversammlung am 30./3. 1933 erstattete der Konkursverwalter, Direktor Röhrs- heim, den Bericht: Die Neue Boden sei eine der größten Grundstücksgesellschaften gewesen und sehr günstig beurteilt worden, bis Jacob Schapiro im Jahre 1927 die Aktienmajorität erworben habe. Als Haupt- grund des Zusammenbruchs des Unternehmens bezeich- nete der Konkursverwalter die Tatsache, daß Schapiro die Ges. mit Verbindlichkeiten aus ihr fremden Ge- schäften und durch private Entnahmen Schapiros, die in die Millionen gehen, belastet habe. Seit 1927 seien die Bilanzen falsch gewesen und hätten die wirklichen Verluste, die bereits damals in die Millionen gingen, verschleiert. Besondes sei das Vermögen der Neuen Boden A.-G. durch den Aktienerwerb der Gothaer Wag- gon A.-G. und der Charlottenburger Kraftfahrzeug- gesellschaft mit Millionenforderungen für Rechnung Schapiros belastet worden. Der Konkursverwalter be- ziffert den Schaden, der der Neuen Boden A.-G. durch direkte Entnahmen Schapiros entstanden sei, auf 2 Vill. RM, während die Verpflichtungen für Privat- geschäfte etwa 9 Mill. RM betragen und insgesamt die Verpflichtungen wohl auf 15 Mill. RM zu schätzen seien. Die Aktiven betrügen etwa 237 000 RM, wobei die belasteten Grundstücke mit 1 RM bewertet worden scien. Für die bevorrechtigten Forderungen werde vielleicht eine Quote zu erzielen sein, deren Höhe aber noch nicht feststehe, während für die nicht bevor- rechtigten Forderungen die Aussichten sehr gering seien. Die Ausplünderung der Neuen Boden durch ihren Großaktionär Jacob Schapiro sei demnach eine vollständige gewesen. Die Haupttätigkeit des Konkurs- verwalters und des Gläubigerausschusses werde es sein, die Geschäfte, durch die Schapiro die Ges. für seine Privatzwecke mißbraucht habe, aufzuklären und die betrügerischen Manipulationen rückgängig zu machen. – Die Liquidatoren berufen zum 28./4. 1933 eine ao. H.-V., auf deren Tagesordnung die Vorlage und Genehmigung der nochmals abgeänderten Geschäfts- berichte nebst Bilanzen und Gewinn- und Verlustrech- nungen für die Geschäftsjahre 1928, 1929, 1930 und 1931 steht. Aufsichtsrat: Vors.: Rechtsanw. Willy Tormann; Stellv.: Rechtsanw. Bruno von Wrese, Kaufm. Richard Bloch, Berlin. Gegründet: 8./2. 1893 unter der Fa. Neue Ber- liner Baugesellschaft. Aus Anlaß der Uebernahme der gesamten Geschäftsaktiva der Deutschen Grundschuld- Bank zu Berlin wurde die Firma durch G.-V.-B. v. 14./5. 1901 in Neue Boden-Akt.-Ges. abgeändert. Zweck: Erwerbung und Verwertung von Liegen- schaften aller Art, sowie von Hyp. und Grundschulden und Betrieb aller hiermit mittelbar oder unmittelbar in Verbind. stehenden Hilfs- und Nebengeschäfte. Besitztum: Die Ges. besitzt Terrains in Berlin Charlottenburg, Wilmersdorf, Spandau-Gatow, Pankow, Heinersdorf, Hohen-Schönhausen, Hohen-Neuendorf, Borgsdorf b. Berlin, Waidmannslust, Mariendorf, Neu- kölln, Birkenwerder, Dresden. Beteiligungen: Die Ges. ist beteiligt an der Westl. Boden-A.-G., der Boden-A.-G. Berlin-Nord, der Terrain-A.-G. Berlin-Mariendorf (Beteil. 25 %), der Boden-A.-G. am Amtsgericht Pankow, der Boden-Akt.- Ges. Charlottenburg-West, der Neu-Grunewald-A.-G. für Grundstücks-Verwertung, der Hermsdorfer Boden-A.-G. (Beteil. 48,5 %), der Teltower Boden-A.-G., der Johan- nisthaler Boden-Ges. m. b. H., der Boden-Ges. Stettin- Torney m. b. H., der Waldgelände am Bahnhof Hohen- Neuendorf G. m. b. H., des Jacobshof Grundstücks-Ges. m. b. H. u. Privatanschlußbahn Borgsdorf–Birkenwerder G. m. b. H., Konsortial-Terrain Süd-Westend, sämtl. in Berlin, der Bayer. Boden-A.-G. München-Nord in Mün- chen, der Boden-Ges. Königsberg i. Pr. m. b. H. in Königsberg i. Pr. u. der Boden-A.-G. Hamburg-Wil- helmsburg (Beteil. 65,5 %). Kapital: 1 400 000 RM in 13 970 Akt. zu 20 RM u. 11 206 Akt. zu 100 RM. Vorkriegskapital: 26 000 000 M. Großaktionäre: Die Akt.-Mehrheit der Ges. be- findet sich im Besitz der Schapiro-Gruppe. Anleihen: 4 % Schuldverschreibungen von 1901, rückzahlbar zu 102 %. Gekünd. z. 2./1. 1924. 3½ % Schuldverschreib. von 1901, rückzahlb. zu 101 % Gekünd. z. 2./1. 1924. Im Umlauf von beiden Anl. Ende 1931 aufgewertet 1 583 460 RM. Die Inhaber der gekünd., aber noch nicht eingelösten Oblig. beider Anleihen konnten bis 15./3. 1924 für je 1000 M Oblig. einschl. aufgelauf. Zs. im Umtausch 1000 M Vorz.-Akt. Lit. A beziehen. Die Ges. hatte den Antrag gestellt, den Aufwert.-Betrag auf 5 % herabzusetzen. Dieser Antrag wurde wieder zurückgezogen, so daß die Rückzahl. der Oblig. im Jahre 1932 zu 15 % stattfindet. Für diese Rückzahl. wurde lt. Notverordn. v. 10./11. 1931 Stundung bis ult. 1934 beantragt. G.-V.: 1933 am 23./1. Bilanz am 31. Dez. 1930: Aktiva: Haus- grundstücke 750 000, Büromobiliar u. Automobil 1, Be- teiligungen 676 139, Bauterrains 1 524 140, Effekten 555 076, Pensionsfondseffekten 38 238, Debitoren, lau- fende, 1 262 490, Aufwertungsdebitoren 94 000, Hypo- thekenforderungen 314 000, (Avale 6 750 000), Kasse 3006, Postscheckguthaben 395, Bankguthaben 7080. Grundschuldenforderungen 1, Verlustvortrag 1929 2 115 602, Verlust im Jahre 1930 2 124 911. – Passiva: A.-K. 1 400 000, R.-F. I, gesetzl. 10 000, R.-F. II, außer- gesetzl. 103 890, Rückstell. für Straßenregulierung 50 000, dafür Steuern 267 460, Hypothekenschulden 1 303 761, Teilschuldverschreib. 1 936 470, Pensionsfonds (einschl. Zs.) 43 615, Nicht erhob. Div. 625, Kreditoren 156 995, Bankschulden 4 202 269, (Avale 6 750 000), Posten, die der Rechnungsabgrenzung dienen 4994. Sa. 9 465 079 RM. Gewinn- u. Verlust-Rechnung: Debet: Ver- lustvortrag aus 1929 2 115 602, Handlungsunkosten 119 489, Abschreib. a. Hausgrundstücke 31 216, Auf-