Bergwerke, Hütten- und Salinenwesen. Fried. Krupp Aktiengesellschaft. Sitz in Essen. Verwaltung: Direktorium: Kfm. Wilhelm Buschfeld (Essen), Kfm. Dr. h. c. Arthur Klotzbach (Essen), Prof. Dr.- Ing. Dr. h. c. Paul Goerens (Essen); Stellv.: Geh. Reg.- Rat Dr. H. Cuntz (Essen). Aufsichtsrat: Vors.: Dr. Gust. Krupp von Bohlen u. Halbach (Essen); Stellv.: Landrat a. D. Dr. h. c. Tilo Frhr. v. Wilmowsky (Marienthal, Naumburg (Saale) Land); sonst. Mitgl.: Geh. Baurat Dr. Emil Ehrensberger (Traunstein), Finanzrat Dr. Ernst Haux (Tübingen a. Neckar), Geh. Baurat Dr. Georg Baur (Essen), Rechts- anwalt Heinr. Vielhaber (Essen), Dipl.-Ing. Dr. Karl Wendt (Essen), Dipl.-Berg-Ing. Richard Foerster (Essen), Bankier Dr. J. Goldschmidt (Berlin), Bankier Kurt Martin Hirschland (Essen), Wirkl. Leg.-R. a. D. Gen.-Dir. Dr. Herm. Bücher (Berlin), Bank-Dir. Samuel Ritscher (Berlin). Entwicklung: Gegründet: Die Begründung der Akt.-Ges. zur Fortführung der damals fast 100 Jahre unter der Firma Fried. Krupp bestehenden gewerbl. Unternehm. im Sinne einer „Familiengründ.' hat am 22./4. 1903 in Berlin stattgefunden. Die Eintrag. erfolgte am 30./6. 1903. Gründer der A.-G. waren: Frl. Bertha Antoinette Krupp (Essen), Geh. Kommerz.-R. Gustav Hartmann (Dresden), Maler Freih. Felix von Ende (München), Finanzrat Ludwig Klüpfel, Finanzrat Ernst Haux (diese 2 in Essen). Diese 5 Gründer haben sämtl. Aktien übernommen. Frl. Bertha Krupp erhielt für die Einbring. des auf 273 045 420 M bewerteten Gesamt- unternehmens 159 996 000 M Aktien; 4000 M Aktien übernahmen die übrigen Gründer u. 113 049 420 M wur- den durch Uebernahme von Schulden beglichen. — Zweigniederlassung in Rheinhausen bei Duisburg. 1905 Inbetriebnahme d. Stahl- u. Walzwerks „Fried- rich-Alfred-Hütte' in Rheinhausen. – 1914 bei Aus- bruch des Krieges Umstellung der Werke auf Her- stellung von Kriegsmaterial. —– Seit Eintritt des Waf- fenstillstandes im Nov. 1918 Fabrikation auf Friedens- material eingerichtet u. neue Erzeugungszweige aufge- nommen, wie der Bau von Lokomotiven, Lastkraft- wagen, Landmaschinen, Registrierkassen u. a. – 1927 Uebernahme der restl. Kuxe der Gewerkschaft Ver. Helene u. Amalie u. Zusammenlegung derselben mit d. Verwaltung der Zeche Ver. Sälzer-Neuack unter der Bezeichnung „Bergwerke Essen“'. – Abbruch der Be- triebsanlagen der bereits 1925 stillgelegten Hermanns- hütte u. Verkauf des Geländes. – Stillegung d. Eisen- gießerei Saynerhütte. – Ablieferung der ersten elektri- schen Lokomotiven. – 1928 Abtretung des Werksge- ländes der ehemaligen Johanneshütte am Niederrhein an die Ver. Stahlwerke A.-G. u. Erwerb von 500 Kuxen der Gewerkschaft Emscher-Lippe aus d. Besitz der Ver. Stahlwerke, wodurch die Krupp A.-G. alleinige Eigen- tümerin der Zeche wurde. – Uebernahme der im Be- sitz der Ver. Stahlwerke sowie zweier weiterer Firmen befindl. Aktien der Norddeutschen Hütte A.-G. – Die in Südrußland am Manytsch gelegene Pachtung wurde im Wege einer Verständigung mit der russischen Re- gierung in eine neu gegründete Russisch-Deutsche Ges. eingebracht. – 1929 Inbetriebnahme des neuen Hoch- ofenwerkes Borbeck. – Erwerb d. Aktienmehrheit der Hohenzollern A.-G. für Lokomotivbau in Düsseldorf u. Uebernahme ihres Lokomotivbaues nach Essen. – 1930 Erwerb der Aktienmehrheit der Deutsche Last-Auto- mobil-Fabrik A.-G. in Ratingen u. Stillegung ihrer Be- triebe. –— Stillegung der Mülhofener Hütte bei Engers am Mittelrhein u. Verkauf der Anlagen mit Grund u. Boden sowie sämtl. Wohnhäusern u. Gerechtsamen. — Aufgabe des Wagenbaues zugunsten der Linke-Hof- mann-Busch-Werke A.-G. u. Uebernahme der Lokomo- tivquote der genannten Firma gemeinsam mit der Firma Henschel & Sohn. — Stillegung der Betriebe d. Hohenzollern A.-G. für Lokomotivbau. – Im Geschäfts- jahr 1930/31 Abkommen zwischen Krupp u. der Unted States Steel Corporation, New York, über künftige Zu- sammenarbeit auf bestimmten Gebieten. — Stillegung der Schachtanlagen Amalie tin 1/2 (Ende Juli 1931), 1931), 3/4 (Ende Nov. 1931) d. Geschäftsjahres 1931/32). (Ende Okt. 1930), Constan. Hannover 1/ (Ende Sept. u. Constantin 10 (Beginn Zweck: Betrieb der Gußstahlfabrik in Essen, ihrer Zweig- niederlassungen u. Außenwerke; Herstellung, Bearbei. tung u. Verkauf von Stahl u. Eisen u. sonsf. Metallen, sowie von allen dazu erforderl. Roh- u. Hilfsmaterialien, Verarbeitung von Stahl u. Eisen u. sonst. Metallen zu Halb- u. Fertigfabrikaten sowie der Betrieb von Unter- nehmungen u. Geschäften aller Art, welche als im In- teresse der Ges. liegend erachtet werden. Besitztum: Die Fried. Krupp A.-G. umfaßt folgende Werke: A. Hütten, Stahlwerke u. weiterverarbeitende Be- triebe. I. Gußstahlfabrik Essen. Der Gesamtgrundbe- sitz in Essen beträgt 870 ha, davon 117 ha überbaut. Auf den Kern der Gußstahlfabrik entfallen rd. 300 ha, auf das mit ihr durch eine 3 km lange Normalspurbahn verbundene Hafengelände am Rhein-Herne-Kanal rd. 190 ha; von letzterem sind etwa 30 ha industriell auf- geschlossen. Das Fabrikationsprogramm der Guhstahl- fabrik umfaßt u. a. Edel- und Sonderstahle, unlegiert und legiert, aus dem Elektro- und Martinofen, für alle Verwendungszwecke in Form von Blöcken, Knüp- beln, Platinen, Stangen, Walzdraht, Bandstahl u. fer- tigen Stücken. Werkzeugstahle. Schnellarbeitsstahle u. Baustahle. Werkzeugmetall „ Widia-. Nichtrostende Stahle, Hochhitzebeständige Legierungen, Schmiede- u. Gußstücke jeder Art, Form und Größe. Nahtlos ge- schmiedete Hochdrucktrommeln. Kaltwalzen u. ge- schmiedete Warmwalzen. Grob- u. Feinbleche. Geküm- pelte u. gepreßte Teile. Genietete u. geschweißte Be- hälter aus Grobblech. Radsätze u. deren Einzelteile. Federn. Weichen u. Kreuzungen. Lokomotiven jeder Größe u. für alle Spurweiten. Klein-, Feld-, Forst- u. Industriebahnen. Lastkraftwagen, Omnibusse u. Ge. meindefahrzeuge. Bagger u. Absetzapparate. Getriebe u. Zahnräder. Kleinmaschinen. Registrierkassen. Ernte- maschinen für Getreide, Gras u. Heu. Die Gußstahl- fabrik besitzt 2 Hochöfen, 6 Stahlwerke, nämlich 5 Martinwerke mit 24 Martinöfen (darunter 4 kippbare 80-t-Oefen) mit 1400 t Gesamtfassung, 1 Elektrostahl- werk mit 5 Oefen von zus. 60 t Fassung. Zur Weiter- verarbeitung des Stahles dienen 7 Walzwerke. 1 Blechpresserei mit Blechbearbeitungswerkstatt, 1 Zieh- u. Preßwerk mit 16 hydraul. Pressen von rd. 10 000 t Gesamtdruck u. eine große Radsatzwerkstatt. Zur Ver- arbeitung unter Hämmern u. Pressen sind 2 Schmiede- breßwerke mit 4 Schmiedepressen von 2500–15 000 t Druck für Stücke größter Abmessungen sowie verschie- dene Hammeranlagen u. Gesenkschmieden vorhanden. Das Werk umfaßt ferner Gießereien für Stahlguß, für Hisenguß sowie für Temper-, Spezial- u. feuerfesten Guß. Zur Bearbeitung für Guß- u. Schmiedestücke dienen 4 mechanische Werkstätten mit Transportein- richtungen bis zu 200 t Stückgewicht. Eine Werkstatt dient neben dem allgemeinen Maschinenbau der Anfer- tigung von Kriegsmaterial in dem erlaubten Umfange. Weitere große Werkstätten dienen zur Herstellung von Eisenbahnbetriebsmitteln u. der oben angegebenen Ma- schinen. Der Lokomotivbau mit 74 000 qm (fFrundfläche u. 35 Richtständen hat eine jährl. Leistungsfähigkeit von 350 schweren Güterzuglokomotiven. An Hilfs. u. Nebenbetrieben sind erwähnenswert: Kesselanlagen mit 37 300 qam Heizfläche, Elektrizitätswerke mit 1d- 34 000 installierten kW u. einer Jahresleistung von z. Zt. 1d. 100 Mill. kWh, 2 Wasserwerke an der Ruhr, Anlagen zur Herstellung von Druckluft, Sauerstoff u. Wasser- stoff, eine chemisch-physikalische Versuchsanstalt, eine Probierwerkstatt, eine graphische Anstalt. Das Eisen- bahnnetz der Gußstahlfabrik ist 232 km lang, davon sind 167 km normal u. 65 km schmalspurig. Der Fahr- zeugpark besteht aus 58 Lokomotiven und 3200 Wagen. Zur Gußstahlfabrik einschließlich der später