Elektrizitätswerke, elektrotechnische Industrie. 347 aus dem Geschäftsbericht 1931/32: Das Geschäfts- jahr 1931/32 stand weiter unter dem Zeichen der ab- sinkenden Konjunktur. Es scheint, daß wir den niedrigsten Bestellungseingang Mitte des Kalenderjahres 1932 erreicht haben; seither ist er etwa gleich hoch ge- blieben, abgesehen von Saisonschwankungen. Da zwi- schen dem Bestellungseingang und der Rechnungsertei- jung in unserem Arbeitsgebiet meist eine erhebliche Zeitspanne liegt, 80 überstieg der Umsatz den Bestel- lungseingang um 45 000 000 M, d. h. wir waren im ver- gangenen Geschäftsjahr noch besser beschäftigt und Konnten daher mehr Menschen Arbeit geben, als dem Bestellungseingang entsprach, der die Beschäftigungs- grundlage des laufenden Jahres bildet. Das schwierigste Problem bei der Beschaffung von weiterer Arbeit für unsere Betriebe war im Berichtsjahr das Versiegen der Kaufkraft unseres größten Einzelkunden, der Reichs- post. Ihre Bestellungen im Geschäftsjahr 1931/32 auf Apparate machten knapp 15 % unserer Ablieferungen von Apparaten an die Reichspost im Durchschnitt der vorausgegangenen sechs Geschäftsjahre aus; für den wichtigsten Teil ihres von uns gedeckten Bedarfs, die Einrichtungen für Selbstanschlußämter, betrug die ent- sprechende Zahl nicht ganz 13 %. Um von unseren Be- trieben eine sonst unvermeidliche weitere starke Ein- schränkung abzuwenden, entschlossen wir uns, ebenso wie andere an der Belieferung der Reichspost beteiligte Firmen, Aufträge gegen Zahlungen zu übernehmen, die sich auf eine Reihe von Jahren verteilen. In unserer Verkaufsorganisation haben wir der Kostenersparnis wegen u. a. in fast allen unseren deutschen und aus- länd. Geschäftsstellen den kaufm. Verwaltungsapparat mit dem der Siemens-Schuckertwerke am gleichen Ort zusammengelegt. Der Anteil des Auslandes an den uns erteilten Bestellungen ist weiter gestiegen, obwohl sein Absolutwert gefallen ist. Das Auslandsgeschäft, das wir bis zum Vorjahre auf befriedigender Höhe halten konn- ten, schrumpfte ebenfalls zusammen, wenn auch nicht so stark wie das Inlandsgeschäft. Der aus dem wasser- baulichen Teil des Shannon-Kraftwerkes entstandene Verlust bei der Siemens-Bauunion ist je zur Hälfte von S & H u. SsW übernommen worden. Die im abgelauf. Geschäftsjahr auf Grund einer Verständigung mit der Irischen Regierung erfolgte Schlußabrechnung ergab einen noch von uns im Berichtsjahre zu tragenden Rest- verlust von etwa 4 500 000 RM. – Nach Mitteil. der Verwaltung ist der Verlust aus dem Shannon-Geschäft wesentlich größer als in dieser Ziffer zum Ausdruck kommt. Man hat sich zu einem „mageren“ Vergleich vor allem aus dem Grunde entschlossen, weil die An- strengung eines Prozesses gegen den Trischen Staat sich zu langwierig gestaltet hätte und andererseits jetzt ein, wenn auch relativ kleiner, Erweiterungsauftrag er- teilt wurde. Die Verluste sind vor allem auf die irischen Arbeitsverhältnisse zurückzuführen. Siemens-Schuckertwerke Aktiengesellschaft Sitz in Berlin-Siemensstadt. Verwaltung: Vorstand: Vors.: Dr.-Ing. e. h. Carl Köttgen (Ber- lin), Gen.-Dir. Geh. Kommerz.-R. Dr.-Ing. e. h. Max Berthold [Elektrizitäts-A.-G. vorm. Schuckert & Co.) (Nürnberg), Dr.-Ing. e. h. Rud. Bingel (Berlin-Char- lottenburg), Fritz Fessel (Berlin-Grunewald), Dr.-Ing. e. h. Emmerich Frischmuth (Berlin-Dahlem), Dr.-Ing. e. h. Max Haller (Berlin-Grunewald), Dr.-Ing. e. h. julius Laufer (Berlin-Grunewald), Dr.-Ing. e. h. Her- mann Reyss (Berlin). Dr. jur. Oskar Sempell Verein. Stahlwerke A.-G.] (Berlin-Zehlendorf), Dr.-Ing. e. h. Richard Werner (Berlin-Grunewald), Geh. Baurat Dr.- Ing. e. h. Berthold Winter-Günther (Nürnberg), Dr. phil. LIudw. v. Winterfeld (Potsdam); Stellv.: Gerichts- assessor a. D. Dr. Fritz Jessen (Berlin-Dahlem), Dr.- Ing. Karl Rissmüller (Berlin-Charlottenburg), Ober-Ing. Dr. phil. Erich Thürmel (Berlin-Dahlem), Ober-Ing. Dr. Carl Knott (Nürnberg). Aufsichtsrat: Vors.: Dr.-Ing. e. h., Dr. rer. nat. h. c. Carl Friedrich von Siemens (B.-Charlottenburg); Stellv.:: Geh. Komm.-R. Dr.-Ing. e. h. Dr. phil. h. c. Os- kar Ritter von Petri (Nürnberg); sonst. Mitgl.: Oscar von Dewitz, Rittergutsbes. (B.-Grunewald), Bank-Dir. Geh. Komm.-R. Prof. Dr. jur. Hans Dietrich [Bayer. Ver- einsbank] (München), Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Adolf Franke (B.-Wannsee), Bank-Dir. Ferd. Lincke [Commerz- u. Pri- vatbank] (Hamburg), Dr.-Ing. e. h. Alfred Merton [Vors. des Vorstandes der Metallgesellschaft A.-G.] (Frankf. a. M.), Bank-Dir. Dr. phil. h. c. Oskar Schlit- ter Deutsche Bk. u. Disc.-Ges.] (Berlin), Gen.-Dir. Dr. Paul Silverberg (Köln), Bergw.-Dir. Dr. Fritz Thyssen (Mulheim-Ruhr), Gen.-Dir. Dr.-Ing. e. h., Dr. rer. mont. h. c. Albert Vögler [Ver. Stahlwerke A.-G.] (Dortmund). —–Zwei Drittel der Mitgl. müssen die Staatsangehörig- keit in einem deutschen Lande oder die unmittelbare Reichsangehörigkeit besitzen. Entwicklung: Gegründet: 12./7. 1927 mit Wirkung ab 1./10. 1926. Die Ges. ist hervorgegangen aus der 1903 gegründeten Siemens - Schuckert - Werke G. m. b. H. Gründer waren die Siemens & Halske A.-G., Berlin, u. die Plektrizitäts-A.-G., vorm Schuckert & Co., Nürnberg. . Errichtung der G. m. b. H. hatten sich die beiden fründerges. zusammengetan, um den Wettbewerb auf dem Gebiete des Starkstromes untereinander auszuschal- ten u. das Fabrikat.- u. Verkaufsgeschäft auf diesem Gebiete durch die neue Ges. betreiben zu lassen. Zu diesem Zwecke wurden insbes. die der Starkstromtechnik dienenden Werke der beiden Ges. in die G. m. b. H. ein- gebracht. Die Firma Schuckert brachte somit ihre ge- samten Nürnberger Fabriken und die Firma Siemens & Halske außer ihrem Charlottenb. Dynamowerk auch das Kabelwerk am Nonnendamm, ferner die Abt. für Be- leucht. u. Kraft mit deren sämtl. techn. Büros im In- u. Auslande sowie die Abteil. für elektr. Bahnen außer der für Hoch- u. Untergrundbahnen in die Gemeinschaft ein. Die Werke in Berlin wurden nach u. nach in B.-Sie- mensstadt konzentriert. Zu der Einlage von Siemens & Halske u. Schuckert gehörten außerdem die Aktien der selbständige Aktiengesellschaften bildenden techn. Büros im Auslande, deren Firmen inzwischen dem Na- men der Stammfirma entsprechend abgeändert worden sind Zur Zeit bearbeitet die Ges. ihr Absatzgebiet durch zahlreiche über die ganze Erde verteilte Geschäftsstellen. Diese sind teils detachierte Büros, unmittelbar unter der Zentral-Verwaltung, teils selbständige Firmen unter der Kontrolle der Zentral-Verwaltung. Siehe auch den Ab- schnitt über die ,„Siemens & Halske A.-G.“. Zweck: Betrieb von Fabriken u. Unternehm. auf dem Gebiete der Elektrotechnik u. der damit im Zusammenhang ste- henden u. verwandten Gebiete. Den Gegenstand des Un- ternehmens bildet vor allem die Herstell. aller in das Gebiet der Elektrotechnik fallenden Masch., Apparate u. Gegenstände sowie die Errichtung u. der Betrieb damit in Verbindung stehender Unternehm. Die Ges. ist ferner befugt, Konzessionen zur gewerblichen Ausnutzung der Elektrizität zu erwerben, sich bei staatlichen, kommu- nalen oder privaten Unternehm. mit ähnl. Zwecken zu beteiligen oder solche zu begründen, zu übernehmen, zu pachten oder zu finanzieren, ihnen Vorschüsse oder Dar- lehen zu bewilligen, Aktien, Schuldverschr. und sonst. Titel sowie Forder. derartiger Unternehm. aus ihrem Geschäftsbetriebe gegen Dritte zu erwerben, zu beleihen, zu veräußern oder sonst zu verwerten. Die Ges. ist end- lich berechtigt, bewegliche und unbewegliche Anlagen. Sachen u. Rechte, die zur Durchführung ihrer Unter- nehmungen dienlich erscheinen, zu erwerben, zu begrün- den, auszunutzen, zu verwerten oder sich an solchon An- lagen usw. zu beteiligen sowie überhaupt alle Maßnah- men zu ergreifen u. alle Geschäfte zu machen, die zur Erreichung oder Förderung der Zwecke der Ges. nütz- lich u. angemessen erscheinen. Die Ges. darf sich jedoch auf denjenigen Gebieten, die durch besondere Verein- barungen zwischen ihr u. der Siemens & Halske A.-G. sowie der Elektrizitäts-A.-G. vormals Schuckert & Co. diesen vorbehalten sind, nicht betätigen.