408 Industrie der Steine und Erden, Baumaterial. Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther Aktiengesellschaft. Sitz in Selb i. B. Verwaltung: Vorstand: Kommerz.-R. Emil Mundel (Selb i. B.), Kommerz.-R. Herm. Fuldner (Weiden), Dr. Rudolf Sies (Selb), Kommerz.-R. Herm. Müller (Selb i. B.); Stellv.: Paul Agthe (Selb i. B.), Christian Modrack (Selb). Techn. Dir.: Hans Gröger (Fischern bei Karlsbad), Karl Lang (Weiden), Otto Pohlhaus (Tirschenreuth). Aufsichtsrat: Vors.; Franz Urbig [Deutsche Bank u. Disc.-Ges.] (Berlin); Stellv.: Bankier Dr. Heinr. Arnhold [Gebr. Arnhold (Dresden) u. Dr. Otto- mar Benz [Deutsche Bank u. Disc.-Ges.] (Berlin); sonst. Mitgl.: Bank-Dir. Ludw. Fuld [Deutsche Bank u. Disc.- Ges.] (Mannheim), Dipl.-Ing. Dr. h. c. Werner Hofmann (Dresden), Bankier Eugen Schweisheimer [E. & J. Schweisheimer] (München), Bankier Robert Schweis- heimer [E. & J. Schweisheimer] (München), Bankier Hans Arnhold [Gebr. Arnholdl (Berlin), Justizrat Hans Rudelsberger (München), Fabrikbes. Friedr. Trebbien (Nürnberg). Entwicklung: Gegründet: 1856 unter der Fa. Lorenz Hutschen- reuther, die Tafel- u. Kaffeegeschirr herstellte. 1902 Umwandlung in eine A.-G. Ein späterer Um- u. Erwei- terungsbau und der Erwerb der Jägerschen Fabrik (Filialbetrieb Abt. B) vergrößerten das Untern. be- trächtlich. –— 1917 Angliederung der Porzellanfabrik Paul Müller in Selb. –— 1927 Angliederung der Por- zellanfabrik Tirschenreuth A.-G. und der A.-G. Por- zellanfabrik Weiden (s. w. u.). – 1932 zur Bilanzberei- nigung Kapitalherabsetzung in erleichterter Form durch Einzieh. eig. Aktien durchgeführt. Zweck: Fabrikation von Porzellanwaren aller Art u. Ver- trieb derselben sowie Gewinnung von keramischen Rohstoffen. Die Ges. darf sich an ähnlichen Unterneh- mungen beteiligen. Erzeugnisse: Die Ges. stellt in ihren Porzellanfabr. Qualitäts-Gebrauchsporzellane aller Art her, u. zwar Tafelgeschirre u. Hotelporzellane, weiß u. dekoriert, Kunstporzellane, feuerfeste Kochgeschirre u. technische Porzellane. – Jahres-Prod. u. -Versand der Porzellan- fabrik Lorenz Hutschenreuther A.-G. einschließl. der jetzigen Zweigniederl. Weiden u. Tirschenreuth betragen bei Vollbetrieb: Porzellan 12 000 t (d. i. 12 % der ges. deutschen Porzellanproduktion), Kaolin Fischern 5400 t, Kaolin Schmellitz 10 000 t, Pegmatit 30 000 t; zusammen 45 400 t Rohstoffe. Ein erhebl. Teil der Kaolin- und Pegmatit-Rohstoffe wird an andere Porzellan- u. Papier- fabriken veräußert. Besitztum: 1. In Selb a) die Stammfabrik Ludwigsmühle mit 14 Brennöfen, die 762 cbm Inhalt haben u. 2 Fürbrin- ger-Muffeln. Außerd. sind ein Verwalt.-Gebäude, ein Oekonomiegeb. u. 2 Direktionswohnhäuser vorhanden. Die Ges. besitzt ferner 28 Arb.- u. Beamten-Wohnhäu- ser mit über 128 Wohn., außerdem ist sie an der Ge- meinnütz. Baugen. Ludwigsmühle beteiligt; b) die komplette Fabrikations-Anl. „Abt. B“ mit 17 Brenn- öfen mit 811 cbm Inhalt, 3 Fürbringer-Muffeln u. 1 Verwaltungsgebäude. Die Abteil. B pesitzt eine eig. Buntdruckerei, die imstande ist, den Buntdruckbedarf der drei Fabriken vollständig zu decken; c) die Fabrik Paul Müller, welche ebenfalls eine vollkommen selb- ständige Anlage bildet, mit 6 Brennöfen, die 390 cbm Inhalt haben u. 1 Fürbringer-Muffel. Zu dieser Fabrik gehören ferner ein Beamten- u. ein Arb.-Wohnhaus. 2. Die Kaolinschlämmerei in Fischern bei Karlsbad nebst Verwaltungsgebäude, 1 Arbeiterwohnhaus und 3 Schachtanl. Hierzu kommt noch das Besitztum der Porzellanfabrik Tirschenreuth in Tirschenreuth (Ober- franken), die Anfang 1927 durch Aktien-Umtausch 4:5 derart angegliedert wurde, daß auf je 1200 RM Tir- schenreuth.-A. 1500 RM Hutschenreuther-A. entfielen, ferner das Besitztum der Porzellanfabrik Weiden Gebr. Rauscher in Weiden (Oberpfalz) ebenfalls durch Aktien-Austausch. Durch diesen Zus.schluß ist die Ges. eine der bedeutendsten in der Qualitätsgeschirrindu- strie geworden u. verfügt über 60 Brennöfen mit 3600 cbm Inhalt und 10 Muffelöfen für eine Jahresproduk- tion von rd. 12 000 t Porzellan bei voller Betriebsaus- nutzung. Gesamtgrundbesitz in Deutschland: 2 106 741 am, wovon 1 808 677 qm unbebaut u. ca. 900 000 am Bergbaugelände sind; in der Tschechoslowakei: 144 366 am, wovon 140 603 qm Kaolinfelder sind u. die restl. Eatek durch die Schlämmerei- u. Schachtanlage über- aut ist. Sonstige Mitteilungen: Verbände, denen die Ges. angehört: Verband Deutscher Porzellangeschirrfabriken, Berlin, u. Verband Deutscher Fabriken für Gebrauchs-, porzellan G. m. b. H., Weimar. Satzungen: Geschäftsjahr: Juli/Juni. – G.V. in Selb oder in Berlin, Meiningen, München u. Nürn- berg (1932 am 14./12.). – Verteil. des Reingew. nach gesetzl. Vorschr.; der A.-R. erhält 10 % neben einem Fixum. Zahlstellen: Ges.-Kasse; Berlin u. Dresde:: Deutsche Bank u. Disc.-Ges. u. deren sämtl. Fil., Gebr. Arnhold; München: E. u. J. Schweisheimer. Zier- u. Kunst- Beteiligungen: Die Ges. ist beteiligt an der Schönhaider Kaolin- & Kapselerdegruben G. m. b. H., Tirschenreuth, u. an der Keramische Rohstoffwerke G. m. b. H., Weiden. Statistische Angaben: Aktienkapital: 7 876 000 RM in 26 000 St.-A. zu 300 RM u. 2000 Vorz.-A. zu 38 RM. – Die Vorz--A. haben jetzt nur 3 fach. St.-R. u. erhalten 6% Vorz.-Div. mit Nachzahl.-R., sie werden mit 112 %% eingelöst u. kön- nen ausgelost, gekündigt u. angekauft werden. Vorkriegskapital: 2 000 000 M. Urspr. 1 200 000 M, 1913 um 800 000 M, von 1918 bis 1923 auf 18 000 000 M erhöht (s. Jahrg. 1927/28). – It. G.-V. v. 14./1. 1924 Kap.-Umstell. von 18 Mill. M auf 4 876 000 RM durch Herabsetz. der St.- u. Vorz.-A. von 1000 M auf 300 u. 38 RM. – Lt. G.-V. v. 10./6. 1927 Er- höhung um 4 200 000 RM in 14 000 St.-A. zu 300 RM mit Div.-R. ab 1./1. 1927 zur Durchführung der Fusionen (S. o.). Börsenzul. im Mai 1928. – Lt. G.-V. v. 14./2. 1932 Kapitalherabsetz. in erleichterter Form von 9 076 000 RM auf 7 876 000 RM durch Einzieh. von 1 000 200 RM Vorrats-Aktien u. 199 800 RM eigener Aktien. Die Vor- rats-Aktien waren aus der 1927 erfolgten Erhöh. ver- blieben. die eigenen Aktien waren Febr. 1932 erworben worden. Anleihen: Die aufgewerteten Oblig. (i. V. noch 253 617 RM) sind inzwischen bis auf 12 675 RM eingelöst worden. – Von der früh. Oblig.-Anl. der Porzellanfabrik Weiden waren Ende 1932 noch nom. 72 500 RM Genuß- rechte im Umlauf. Kurs d. Aktien: 1927 1928 1929 1930 1931* 1932 Höchster 175 156 121 99.50 70 46 00 Niedrigster 112.50 117.50 86 63 46 2750% Letzter 126 118.50 89.50 70 58 42.75 % Einführ. der St.-Akt. an der Berliner Börse durch Gebr. Arnhold u. Bank f. Thür. April 1922. Auch in München amtlich notiert. – Ult. 1928–1932: 118, 90, 67, 61*, 42 %. Dividenden: 1926/27 27/28 28/29 29/30 30/31 31/32 Stamm-Aktien 8 9 9 7 4 0 % Vorzugs-Aktien 6 6 6 6 6 0% Beamte u. Arbeiter: 1929/30: 350 u. 3400. Gewinn-Verteilung: 1928/29: Gewinn 813 115 RM (Div. der St.-A. 720 000, do. der V.-A. 4560, Vor- trag 88 555). – 1929/30: Gewinn 667 222 RM (Div. der St.-A. 560 000, do. der V.-A. 4560, Vortrag 102 662). – 1930/31: Gewinn 418 954 RM (Div. der St.-A. 320 000, do. der V.-A. 4560, Vortrag 94 393). – 1931/32: Verlust 93 176 RM (aus Res.-F. gedeckt).