Chemische Industrie. 477 Aktiengesellschaft für Chemische Industrie Aken in Lidu. Sitz in Berlin NW, Mittelstraße 2–4. Lt. G.-V.-B. v. 8./12. 1931 Auflös. u. Liqu. der Ges. Liquidator: Concentra Grundstücksverwaltungs-G. m. b. E., Berlin N W 7. Dorotheenstr. 80. Aufsichtsrat: Karl Lipinski, Sami Saffra, Berlin; Franz Main, Erankft. a. M. Kapital: 200 000 RM in 200 Akt. zu 1000 RM. Lidquidationseröffnungsbilanz a. 29. Dez-. 1931: Aktiva: Hausgrundstücke 1 101 200, Grundstück 260 000, Beteiligung 7820, Debitoren 4859, Hypotheken- tilgung 143 425, Liquidationskonto 1 136 372 (Avale 500). – Passiva: A.-K. 200 000. Hypotheken 1 605 000, Kredi- toren 839 404, Rückstellung 9272 (Avale 500). Sa. 2 653 676 RM. Dividenden 1927–1930: 0 %. Aktien-Ges. für chemische Produkte vorm. H. Scheidemandel. Sitz in Berlin NW?, Dorotheenstraße 35. vorstand: Heinrich Adam, Dr. Fritz Hamburger, Dr.-Ing. Juhus Kohl; Stellv.: Rudolf Kcäger, Dipl.-Ing. wilhelm Wachtel. Prokuristen: Hugo Batt, Berlin; Franz Bis- mark, Tangermünde; Wilhelm Hetzer, Friedrich Pflug- felder, Dr. Franz Sahlmann, Elsa Wurbs, Berlin. Aufsichtsrat: Vors.: Rechtsanw. Dr. jur. Her- mann Münch, Berlin; Stellv.: Baurat Karl Janisch, Berlin; Dr. Bernhard Grund, Breslau; Hans Graf Henckel von Donnersmarck, Berlin; Rechtsanw. Dr. Hugo Israel, Chefsyndikus der Dresdner Bank, Berlin; General-Dir. Dr. Edmund Pietrkowski, Berlin; Dr. h. c. M. Salomon, Berlin; Bankier Dr. Ernst Spiegelberg, Teilhaber des Hauses M. M. Warburg & Co., Hamburg: Gustav Tesnau, Eutin. Gegründet: 18./11. 1895 in Landshut; eingetragen 31/12 1893 Die G=yY,; 7./12. 1904 beschloß Ver- legung des Sitzes der Ges. von Landshut nach Berlin (eingetr. 22./12. 1904), weil der Schwerpunkt des Ge- schäftes der Ges. jetzt in Norddeutschland iiegt. Entwicklung: Bei der Gründung übernahm die Ges. die Firmen H. Scheidemandel u. Wirth & Co. in Landshut u. Erlanger & Söhne in Haßfurt. 1896 wurde die chem. Produktenfabrik in Königsberg a. d. Eger, 1898 die chem. Fabrik in Lehrberg u. 1900 die Fabrik von R. Röhr in Allendorf a. d. Werra hin- zugekauft, letztere und die Haßfurter Fabrik wurden 1905 wieder verkauft. 1904 Erwerb der chem. Fabriken von A. Brauer in Lüneburg, W. Berliner in Ohlau und H. Neudeck in Berlin-Heiligensee, 1906 der chem. Fabrik von Adolf Neldert in Tangermünde, 1907 der Fabriken von Louis Spiritus Nachf. in Wipperfürth, W. Kohn in Wilhelmsberg, der Vereinigten chem. Fabriken in Aldenhoven, der „Union“ Fabrik chem. Produkte in Dammkrug b. Königsberg i. Pr., der Chem. Fabrik Egerpohl G. m. b. H. und der Fabrik von Cramer & Buchholz in Gogarten b. Rönsahl. 1908 Ankauf der Fabrik von A. ÖG. Clement in Rostock, 1909 Pachtung der Chem. Fabrik Schierstein Otto & Cie. in Metz (1918 käuflich erworben). 1917 erwarb die Ges. die Chem. Fabrik Frohse a. d. Elbe und die Wilhelmsburger Chem. Fabrik in Wilhelmsburg b. Hamburg. 1917 wurden die bayerischen Interessen der Scheidemandel-Ges. an die Zentralgesellschaft für chemische Industrien m. b. H. in München übertragen. Die Ges. übernahm auch sämtl. in Bayern gelegenen Betriebe des gen. Konzerns, insbes. gingen die Fabriken in Landshut und in Lehrberg auf die Münchener Zen- tralgesellschaft über, während die Scheidemandel-Ges. von dieser u. a. die Fabrik Ebstorf übernahm. 1920 wurde die Fabrik in Ohlau und 1925 die stilliegende Fabrik in Königsberg a. d. Eger verkauft. Infolge der wirtschaftl. Verhältnisse führte die Ges. im Geschäftsjahr 1924/25 den Abbau und die Konzen- tration ihrer Betriebe durch und erzielte eine Minde- rung der Produktionskosten in ihren Fabrikations- stätten; nicht mehr rentabel arbeitende Fabriken wur- den stillgelegt, auch wurden bestehende Interessen- gemeinschaften u. ähnliche Verbindungen aufgelöst. Die ungünstige Lage der Industrie führte 1925/26 zur Stillegung weiterer deutscher Betriebsstätten. Von den 15 Fabriken in Deutschland, die in der alleinigen und eigenen Verwaltung der Ges. stehen und die bei Kriegsbeginn bis auf eine betrieben wurden, waren zeitweise nur 5 Fabriken in Betrieb. Die Versuche, entbehrliche Objekte abzustoßen, litten unter der Un- gunst der Zeit. Da infolge der Verminder. der allgem. Kaufkraft eine Wiederaufnahme der Erzeugung in einem den Vorkriegsverhältnissen entsprechenden Aus- maße fürs erste nicht zu erwarten ist, ergab sich für die Ges., um die Ertragsaussichten mit dem Kapital in Einklang zu bringen, die Notwendigkeit, ihr Kapital auf eine angemessene Summe zu ermäßigen. Zur Sanierung beschloß die G.-V. vom 12./2. 1927 Herab- setzung des A.-K. um 15 000 000 RM (s. a. Kap.). – 1931 wurde infolge der Wirtschaftskrise eine weitmög- lichste Drosselung in der Fabrikation durchgeführt. Aus diesem Grunde wurde die Fabrik Schierstein still- gelegt. Ueber Sanier. s. unter „Kapital“. Zweigniederlassung in Harburg, Fabriken u. Grund- stücke in Dammkrug b. Königsberg i. Pr., Ebstorf, Egerpohl, Frohse a. E., Lüneburg, Lichtenberg b. Berlin, Schierstein a. Rh., Tangermünde, Wilhelmsburg bei Hamburg. Zweck: Industrielle und kommerzielle Ausbeutung der der Ges. gehörigen chem. Fabriken; Erwerbung, Pachtung, Errichtung u. Kommanditierung anderer chem. Fabriken; Ausdehnung des Betriebes auf Her- stellung anderer chem. Produkte; Handel mit chem. Produkten aller Art; Erwerbung und Verwertung von Patenten und Geheimverfahren, welche auf den Gegen- stand des Unternehm. Bezug haben. Hauptfabrikate: Knochenleim, Hautleim, Gela- tine für photographische, Speise- und techn. Fette, ins- besondere Knochenfett, Fettsäure, Olein, Glyzerin, Stearin, Kerzen, Knochenöle, Knochenmehl, Knochen- asche, Knochenkohle, Hornmehl, Blutmehl, Blutalbumin, phosphorsaurer Kalk, phosphorsaure Salze, Stahlhärte- mittel, Walzenmasse, pharmazeut. Präparate, Futter- mittel, Superphosphat, Schwefelsäure sowie Chemi- kalien für die Gerbereiindustrie. Besitztum: Der eigene Grundbesitz der Ges. be- trägt außerhalb Berlins 400 631 am und setzt sich wie folgt zusammen: Dammkrug b. Königsberg i. Pr. 21 033 qm, EUbstorf Kr. Uelzen, Bezirk Hannover 16 334 qm, Eger- pohl bei Ohl, Bezirk Köln 119 206 qam, Frohse a. d. Hlbe bei Magdeburg 37 771 qm, Lichtenberg bei Berlin 9381 qm, Lüneburg 69 218 qm. Schierstein a. Rh. 33 873 qm, Tangermünde a. d. Elbe 52 163 qm, Wil- helmsburg a. d. Elbe bei Hamburg 41 652 qm; Haus- grundstücke in Berlin: Dorotheenstr. 34 664 qm. Außer- dem gehört der Ges. eine Fabrikanlage in Liniers in Argentinien, die ihr an Stelle ihrer sequestrierten Be- teiligung bei der „Industrie Quimica Argentina“'', Buenos Aires, zugefallen ist. Scheidemandel besitzt eine Reihe von Patenten und Beteilig. an Patenten, von denen das in allen Staaten patentierte Verfahren zur Herstell. von Perlenleim und Gelatineperlen für die Ges. besondere Bedeutung hat. Die Dauer des Patentes ist in den einzelnen Ländern je nach den gesetzl. Vorschriften verschieden; die längste Frist erstreckt sich vorerst bis 1944. Angestellte u. Arbeiter: Der Scheidemandel- Konzern beschäftigt insges. rd. 2100 Angest. u. Arbeiter. Beteiligungen: Die wichtigsten Ges., an denen die Scheidemandel A.-G. beteiligt ist, sind folgende: