Verschiedene Gesellschaften, neueste Gründungen. 1281 dem Vermögen ging auch der seit dem 1./1. 1925 ange- gallene Geschäftsgewinn auf Ludwigshafen über. Die Uebertragung der Vermögen erfolgte gegen Ge- vährung von Aktien Ludwigshafens im Verhältnis 1: 1. Aktionäre, deren Stammaktien nicht durch 1000 restlos feilbar waren oder den Betrag von 1000 RM nicht er- reichten, erhielten für die sich ergebenden Spitzen- beträge von 200 u. 100 RM eine St.-A. der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik über 200 u. 100 RM. Die Vorz.- Aktien wurden nach den gleichen Grundsätzen getauscht. Die Firmen der sich verschmelzenden Gesellschaften verden als Zweigniederlassungen der I. G. Farben- industrie Aktiengesellschaft mit einem ihrem früheren Firmennamen entsprechenden Zusatz weitergeführt. Die Fusion war der Schlußstein des Zusammen- schlusses der großen deutschen chemischen Fabriken. Bereits im Jahre 1904 begann diese Bewegung durch eine engere Verbindung zwischen den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Brüning u. der Firma Leopold Cassella & Co. G. m. b. H. einerseits, sowie einer mteressengemeinschaft der Badischen Anilin- & Soda- Tabrik, Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. und der Actiengesellschaft für Anilin-Fabrikation andererseits. Schon bei Abschluß des Dreibundes zwischen den letztgenannten Firmen war man sich darüber klar, daß diese Interessengemeinschaft nur Vorläufer einer in späterer Zeit erfolgenden völligen Verschmelzung sein würde. Die Lage, die in den Kriegsjahren für die auf Kriegsbetrieb umgestellte Teerfarbenindustrie entstand, brachte verstärkt die Notwendigkeit eines engeren Zusammenschlusses auf breiterer Basis. Der alte Dreibund wurde daher im Anfang des Jahres 1916 durch die Farbwerke vorm. Meister Lucius Höchst a. M., Kalle & Co. Aktiengesellschaft, Biebrich a. Rh., Leopold Cassella & Co. G. m. b. H., Frankf. a. M., chemische Fabrik Griesheim Elektron, Frankf. a M., Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdin- gen a. erweitert zur Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken. Der Interessengemeinschaftsver- träg wurde in Berlin am 18. August 1916 anfänglich auf eine Dauer von 50 Jahren geschlossen, im Dezem- ber 1920 jedoch bis zum 31. Dezember 1999 verlängert. Die Selbständigkeit und eigene Organisation der Ge- meinschaftsfirmen blieb gewahrt. Das Gesamtergebnis der Bilanzen wurde nach einem bestimmten Schlüssel unter die Firmen verteilt, wobei insbesondere bis zum Jahre 1919 das gesamte Stickstoffgebiet als Sonder- gebiet der Firmen Ludwigshafen und Höchst galt. Auch diese erweiterte Interessengemeinschaft konnte ihrer Form und ihrem Inhalt nach nur eine Ueber- gangserscheinung sein. Es war unmöglich, die natür- lichen Interessengegensätze in vollem Umfang zu be- seitigen und andererseits die Bindung derart zu ver- stärken, daß eine Kündigung erschwert oder ganz ausgeschlossen wurde. Hinzu kam die durch den Krieg und seine Folgen gänzlich veränderte Lage auf dem Weltmarkt, die neue, durch Zollmauern geschützte Konkurrenzen in fast allen Ländern entstehen ließ, u. die zu einer rationellen Gestaltung und Vereinfachung der Organisation durch Zusammenlegung insbesondere auf dem Farbstoffgebiete zwang. Aus diesen Gründen entschlossen sich die Firmen der Interessengemein- schaft unter Aufgabe ihrer Selbständigkeit zur Fusion. Die Firmen Leopold Cassella & Co. G. m. b. H., Frankf., und Kalle & Co., Aktiengesellschaft, Biebrich, vurden nicht in die Fusion mit einbezogen, da ihre Kapitalien sich bereits zu einem überwiegenden Teil in den Händen der einzelnen I. G.-Firmen befanden. Den Firmen blieb vielmehr ihre rechtliche Selbstän- digkeit erhalten. Der fabrikatorische und der damit ausammenhängende kaufmännische Betrieb der Firma Leopold Cassella & Co. G. m. b. H. wurde gepachtet u. wird unter dem neuen Firmennamen weitergeführt. Die Fabrikation und der Verkauf der Farbstoffe und Pharmazeut. Produkte der Firma Kalle & Co. Aktien- gesellschaft wurden der I. G. übertragen und an deren stelle neue Fabrikationen auf dem Gebiet der Cellu- lose-Veredlung, der Reproduktionstechnik u. a. auf- genommen. & Brüning, Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1933, I. Die fusionierten Gesellschaften selbst haben folg. Entwicklung genommen: Badische Anilin- & Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh.: Unter den Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in rascher Folge gegründeten u. empor- wachsenden Anilinfarbenfabriken war auch die im Jahre 1861 als offene Handelsgesellschaft errichtete Chemische Fabrik Dyckerhoff, Clemm & Co, im Jahre 1863 umgewandelt in „Sonntag, Engelhorn & Clemm'', die in Mannheim ihren Betrieb eröffnete. Die Notwen- digkeit einer engen Verbindung der Anilinfarben- fabrikation mit der Erzeugung anorganischer Produkte führte bald zur Erweiterung des Unternehmens und zur Gründung der Aktiengesellschaft Badische Anilin- & Sodafabrik am 6. April 1865, deren Fabrikanlagen auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Ludwigs- hafen errichtet wurden. Der handelsrechtliche Sitz der Firma verblieb bis zum 1. Juli 1919 in Mannheim. Zweck war die Herstellung von Anilinfarben und von Schwefel-, Salz-, Salpetersäure, Soda usw. Am 1. Jan. 1873 erfolgte Fusion mit den Firmen Rudolf Knosp u. Heinrich Siegle, Stuttgart, die über eine gut ausgebil- dete Verkaufsorganisation verfügten. Die großen Er- findungen auf dem Farbstoffgebiet, insbesondere die Herstellung des Alizarins im Jahre 1870 und des synthetischen Indigos 1897 führten zu ungeahntem Aufschwung. In den wichtigsten Industriestaaten wurden besondere Verkaufsfilialen und aus patent- rechtlichen Gründen auch Fabrikationsstätten errich- tet (Neuville bei Lyon 1878 und Butirki bei Moskau 1879). Im Oktober 1907 wurde gemeinsam mit den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Lever- kusen, und der Actiengesellschaft für Anilin-Fabrika- tion, Berlin, die Steinkohlenzeche Auguste Victoria, Hüls, Kreis Recklinghausen, erworben. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wandte sich die Gesellschaft auch der Nutzbarmachung des Luftstickstoffs zu und grün- dete zusammen mit der Norwegischen Hydro-Elektri- schen Stickstoff-Gesellschaft, den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Leverkusen, und der Actien- gesellschaft für Anilinfabrikation, Berlin, die Norwegi- schen Salpeterwerke am Rjukanfall. Als durch das Haber-Bosch-Verfahren die direkte Vereinigung von Stickstoff und Wasserstoff zu Ammoniak gelang, zog sie sich von dem norwegischen Unternehmen zurück und begann im Jahre 1912 unmittelbar nördlich der alten Fabrik in Ludwigshafen den Bau des Werkes Oppau. Infolge der Notwendigkeit erhöhter Stickstoff- erzeugung wurde im Jahre 1916 mit dem Bau des Ammoniakwerkes Merseburg begonnen, das aus gemein- samen Mitteln der I. G.-Firmen finanziert und im Jahre 1920 einer Gesellschaft mit beschränkter Haf- tung übertragen wurde. (Ammoniakwerk Merseburg G. m. b. H., Kapital ursprünglich 500 000 000 Papier- mark, umgestellt am 18. Dezember 1924 auf 135 000 000 Reichsmark.) Zur Deckung des Braunkohlenbedarfs für Merseburg sicherte man sich schon frühzeitig in Mitteldeutschland eine Reihe von Braunkohlengruben ganz oder durch Ankauf der Aktienmajorität. Gleich- zeitig wurde zur Sicherstellung der Versorgung mit Gips das Gipswerk Niedersachswerfen errichtet, das heute von der Ammoniakwerk Merseburg G. m. b. H. betrieben wird, nachdem schon vor dem Kriege für die Versorgung von Werk Oppau das Gipswerk Neckarzimmern in Betrieb genommen war. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Leverkusen: Im Jahre 1850 gründete Friedr. Bayer sen. in Bar- men ein Unternehmen, das zunächst dem Verkauf natürlicher Farbstoffe gewidmet war. Im Jahre 1863 begann er mit der planmäßigen Herstellung der künst- lichen Teerfarbstoffe u. wandelte die Firma in Friedr. Bayer & Co. um (Teilhaber Friedr. Weskott). Auch hier führten die wissenschaftlichen Entdeckungen zu einer außerordentlichen Entwicklung des Unterneh- mens. Bald ergab sich die Notwendigkeit, die Firma auf breitere Basis zu stellen und in eine Aktiengesell- schaft umzuwandeln, die am 11. Juni 1881 unter dem Namen „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & (29.4 81