1282 Verschiedene Gesellschaften, neueste Gründungen. in Elberfeld eingetragen wurde. Hervorzuheben ist die erfolgreiche Einführung der Alizarin- und Schwefel- farben. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde die Fabrikation pharmazeutischer Produkte aufgenom- men, die zu großen Erfolgen führte. Zu nennen sind unter vielen anderen Präparaten Aspirin, Adalin, Heroin, Protargol, Veronal sowie aus der neuesten Zeit insbesondere Bayer 205, das Mittel gegen die Schlafkrankheit. Die Entwicklung führte u. aà. auch zu erfolgreicher Betätigung auf dem Gebiet der Photo- graphica. Da das Elberfelder Fabrikgelände eine Aus- dehnung des Werkes nicht ermöglichte, begann man 1891 mit der Errichtung einer neuen Fabrik in Lever- kusen b. Köln a. Rh. Im Mai 1912 wurde der Sitz der Firma von Elberfeld nach Leverkusen verlegt. Die handels- und zoilpolitischen Verhältnisse des Auslandes bedingten die Errichtung und Beteiligung an auslän- dischen chemischen Fabriken wie in Moskau, Flers bei Roubaix in Frankreich, Schoonaerde in Belgien, Brom- borough in England (gemeinsam mit Ludwigshafen u. Berlin) und Albany in Nordamerika. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M.: Die Gesellschaft blickt in ihren Anfängen zurück auf die Gründung einer kleinen Anilinfarbenfabrik, die in Höchst a. M. im Jahre 1862 durch die Chemiker Dr. Eugen Lucius, Dr. Wilhelm Meister und den Kaufmann L. A. Müller unter dem Namen „ Meister Lucius & Co.“' errichtet wurde. An die Stelle von L. A. Müller trat sehr bald als Teilhaber Dr. A. Brüning. Der Firmenname erfuhr dadurch ent- sprechende Abänderung. Am 28. Dezember 1879 er- folgte die Umwandlung der offenen Handelsgesellschaft Meister Lucius & Brüning in eine Aktiengesellschaft „Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning“'. Die Firma nahm sehr schnell einen großen Aufstieg durch Aufnahme und Ausdehnung der Fabrikation der künst- lichen Teerfarbstoffe, insbesondere der Alizarinfarb- stoffe und des künstlichen Indigos. In den 80er Jahren erschloß sie sich als neues Arbeitsgebiet die Herstel- lung pharmazeutischer Präparate. Ausgangspunkt war die Erfindung von Knorrs Antipyrin. Besondere Aus- gestaltung erlangte das Gebiet der Heilsera. Hier sind Diphtherie-Heilserum, Novocain, Insulin und vor allem Salvarsan besonders zu nennen. Auch die Farbwerke wurden durch zollpolitische und patentrechtliche Maß- nahmen des Auslandes dazu geführt, Produktions- und Verkaufsstätten in fremden Ländern zu errichten, 80 im Jahre 1878 in Moskau, 1881 in Creil bei Paris und 1908 in Ellesmereport in England, die allerdings sämt- lich im Krieg dem Stammhaus wieder verlorengingen. Außerdem wurde anläßlich der Erfindung des künst- lichen Indigos in Gersthofen bei Augsburg eine Zweig- fabrik zur Herstellung der Indigo-Produkte errichtet. Actiengesellschaft für Anilinfabrikation, Berlin: Die Gesellschaft wurde am 21. Juni 1873 durch Ver- einigung der Gesellschaft für Anilinfabrikation Dr. C. A. Martius und Dr. Mendelssohn-Bartholdy in Rum- melsburg bei Berlin mit der Farbenfabrik von Dr. Jordan in Treptow gegründet. Gegenstand des Unter- nehmens war die Fabrikation von chemischen Produk- ten aller Art, namentlich auch die Herstellung von Zwischenprodukten der Teerfarbenfabrikation und von Anilin-, Azo- und Schwefelfarbstoffen. Daneben wurde die Fabrikation pharmazeutischer Artikel betrieben. Fabrikationsstätten waren die Fabriken in Treptow, Rummelsburg, 1896 erweitert durch Verlegung eines Teiles der Farbenfabrik nach Wolfen bei Bitterfeld. Der Farbenfabrik Wolfen wurden gleichzeitig eigene Kohlenfelder angegliedert. Besondere Bedeutung er- langte die Firma durch die Aufnahme der Fabrikation Photographischer Artikel, die im Jahre 1909 zur Er- richtung einer Filmfabrik in Wolfen bei Bitterfeld führte. In den letzten Jahren vor der Fusion begann die Firma auch die Fabrikation von Kunstseide in großem Umfang aufzunehmen. Als weiteres Arbeits- gebiet schloß sich die Firma endlich die Herstellung von Riechstoffen an, die in der von der Firma Del- vendahl & Küntzel, Werder an der Havel, übernom- menen Fabrik betrieben wurde. Betriebsstätten in St Fons bei Lyon und Moskau sind durch den Krieg ver- lorengegangen. Chemische Fabrik Griesheim Elektron, Frankfurt a. M.: Die am 24. August 1863 errichtete „ Chemische Fa- brik Griesheim' war hervorgegangen aus der im Jahre 1856 gegründeten Frankfurter Aktiengesellschaft für landwirtschaftlich-chemische Fabrikate und wurde am 18. August 1898 mit der Chemischen Fabrik Elek. tron A.-G. zur „Chemischen Fabrik Griesheim Elek- tron“ vereinigt. Am 6. Juli 1905 erfolgte die Ueber- nahme der Firma Karl Oehler, Anilinfarbenfabrik, Offenbach a. M., wo später die Fabrikation von Naphtol-AS-Farben konzentriert wurde. Das Unterneh. men befaßte sich im übrigen hauptsächlich mit der Herstellung von Schwefelsäure, Salpetersäure, Salz- säure und Soda, sowie der Herstellung von Ausgangs- erzeugnissen der Farbenfabrikation. Hauptprodufkte waren Mineralsäuren, Aetzalkalien, Chlor, Chlorpro- dukte, Pottasche, Bichromate, Phosphor, Leichtmetalle, Ferrolegierungen. Die Einführung der Elektrolyse in die deutsche chemische Großindustrie brachte in den Jahren 1894/95 die Errichtung von Anlagen zur elek. trolytischen Zersetzung von Kochsalz u. Chlorkalium, an erster Stelle in Bitterfeld, unter Ausnützung der mitteldeutschen Braunkohlenvorkommen. In den Jahren 1903/04 wurde das autogene Schweiß-Schneidverfahren ausgebildet. Im Zusammenhang damit errichtete man nach und nach in allen Teilen Deutschlands Werke zur Herstellung von Sauerstoff und Wasserstoff. Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen/ Niederrhein: Anfangs Sept. 1877 gründete E. ter Meer in Uerdin- gen eine Anilinfarbenfabrik unter dem Namen: Dr. E. ter Meer & Co. (seit 1887: Farbwerk E. ter Meer & Co.). Im Jahre 1896 erfolgte unter dem Namen: Che- mische Fabriken vorm. Weiler ter Meer Aktiengesell- schaft der Zusammenschluß mit der Chemischen Fa- brik J. W. Weiler & Co. in Köln-Ehrenfeld, die 1861 gegründet und 1889 die Form einer Aktiengesellschaft angenommen hatte. Der Sitz der neuen Gesellschaft war Uerdingen, wohin auch später die Kölner Betriebe verlegt wurden. Im Jahre 1900 wurde die im Jahre 1862 gegründete, unter der Firma Küchler & Buff in Kre- feld betriebene Anilinfarbenfabrik erworben. Das im Jahre 1910 errichtete Farbwerk Tourcoing bei Lille in Nordfrankreich ging durch den Krieg verloren. Beginnend mit der Herstellung von Teerfarbstoffen wurde mit wachsender Ausdehnung des Unternehm. auch die Fabrikation von Salpetersäure, Schwefel- und Salzsäure, Sulfat, Zinkweiß und Zinnprodukten, sowie einer Reihe von organischen und anorganischen Pro- dukten, die in den verschiedensten Zweigen der chemi- schen Industrie Verwendung finden, aufgenommen. Durch Fusionsvertrag vom 15./6. 1926 wurden die Farbwerke Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co. A.6. in Mühlheim a. M. unter Ausschluß der Liquidation als Ganzes übernommen. Gegen nom. 3000 RM Mühl- heim Aktien wurden nom. 2000 RM Stammaktien der I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft mit Dividen- denberechtigung ab 1. Januar 1925 gewährt. Die Farb- werke Müblheim vorm. A. Leonhardt & Co. gehen zurück auf die im Jahre 1879 von Samuel A. Leon. hardt in Mühlheim a. M. gegründete Firma A. Leon. hardt. Zweck des Unternehmens waren Fabrikation und Verkauf von Farbstoffen, insbesondere Anilin- farbstoffen. Im Jahre 1893 trat Herr Charles L. Hal. garten als Gesellschafter in die Firma ein, zwei a sbäter wurde die Gesellschaft in eine Aktiengeself schaft unter der Firma „Farbwerk Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co.*' umgewandelt. Anfang 1916 18 die Aktienmehrheit in den Besitz der Leopold Cassella & Co., G. m. b. H., Frankf. a. M., über. 926 In der Generalversammlung vom 1. September wurde beschlossen, das Vermögen der Köln Rottwen Aktiengesellschaft unter Ausschluß der Liquidatid mit Wirkung vom 1. Januar 1926 ab auf die I. G.