Textil-, Kunstseide- und Bekleidungs-Industrie. 3603 Vr. 18/20, eine Verkaufsges. unter der Fa. ,Lindener samt-Union G. m. b. H.“ mit 100 000 RM Kap. ge- gründet. 1928 übernahm die Ges. die St. George fertil Corporation in New York, die den Verkauf von Lindener Fabrikaten in den Vereinigten Staaten von Anerika betrieb. Anfang 1929 erwarb die Ges. einen beträchtlichen Teil des A.-K. der Rhein. Velvet- fabrik A.-G. in Neersen. sanierung. Nach dem Geschäftsbericht für 1930 var es trotz vorangegangener Rationalisierungs- und Sparmaßnahmen neben Abschreib. auf Lager u. Debit. nicht gelungen, eine gesunde Grundlage für die Zu- kunft zu schaffen. Die Absatz- und Preisverhältnisse erfuhren 1930 gegenüber dem Vorjahr eine weitere Verschlechterung. Die Schuldenlast, die im wesentlichen durch die Fxpansionspolitik des Unternehmens Ende 1929 auf 19 500 000 RM –— darunter 10 270 000 RM Bankschulden und 4 000 000 6 % (früher 8 %) Oblig. – angewachsen war verminderte sich im Laufe des Jahres 1930 infolge des wenig befriedigenden Geschäftsganges nicht wesent- lich. Das Geschäftsjahr 1930 schloß mit einem Verlust von 3 580 917 RM. Dieser Verlust erhöhte sich um die Sonderabschreibungen (vergl. Vermögensaufstellung), um insges. 15 260 875 RM. Es ergab sich also ein Verlust von 18 841 793 RM. Die G.-V. vom 15./12. 1931 (Mitteil. gemäß § 240 HoB) beschloß6 zwecks Sanierung Herabsetzung des A.-K. von 13 566 000 RM auf 1 356 600 RM u. Wieeder- erhöhung um bis 4 200 000 RM (s. auch Kap.). Hand in Hand mit dieser scharfen Sanierung ging eine Stilhalteaktion der Banken und der großen Waren- gläubiger. Die Bankgläubiger hielten mit ihren Forde- rungen bis zum 1./4. 1932 still und übernahmen für 40 % der Forderungen neue Aktien. Die Groß- gläubiger, d. h. die Gläubiger, welche mehr als 5000 KM zu fordern hatten – einschließlich der Spar- gläubiger – hielten mit ihren Forderungen zinslos ab 1/7. 1931 bis zum 1./4. 1932 still und übernahmen für 40 % des den Betrag von 5000 RM übersteigenden Teiles ihrer Forderungen gleichfalls neue Aktien. — Die Auswirkungen der andauernden und in ihrem Ausmaß nicht vorauszusehenden englischen Pfund- entwertung mit ihren Folgeerscheinungen (Absinken der Währungen auch anderer Länder, Devisen-Notver- ordnungen, Kontingentierung d. Einfuhr usw.) führten mit der gleichzeitigen Erhöhung der Zollmauern zu schwersten und nachhaltigen Störungen des Exportes. Der Inlandmarkt wurde durch die anhaltende inner- deutsche Wirtschaftskrise weiter stark in Mitleiden- schaft gezogen und auch durch die Folgen der oben geschilderten Vorgänge ungünstig beeinflußt. Die Ges. stand deshalb Ende März 1932, als die Still- haltevereinbarungen vom September 1931 abgelaufen waren, vor der Tatsache, daß sie mit ihren Gläubigern neue Verhandlungen wegen Verlängerung der Still- haltevereinbarungen treffen mußte. Es kam auch eine FEinigung dahin zustande, daß die Gläubiger weiter Frist bis zum 31. Dezember 1932 gewährten. Aber schon Mitte 1932 stellte sich heraus, daß infolge An- haltens der oben geschilderten Vorgänge, welche eine ständig zunehmende Geschäftsschrumpfung im In- und Ausland zur Folge hatten, sich die Zwischenlösung vom März 1932 nicht aufrecht erhalten ließ. Hinzu kam, daß sich die Verhältnisse der Tochtergesell- schaften sehr ungünstig gestalteten. Inbesondere ergab bei der G. A. Fröhlich's Sohn A. G. Warnsdorf, 15 das Jahr 1931 ein unerwartet hoher Verlust. Auf f Verlust war namentlich von Einfluß der Zu- der St. George Textile Corporation, New ork. der sich auch unmittelbar für die Ges. aus- weil sie die Anteile dieser Ges. fast allein Rä Ferner ergab sich als Folge der ungünstigen Tochtergesellschaften die Notwendig- Beis auf die von der Ges. für diese geleisteten Rückstellungen vorzunehmen, die in dem 3 orderlich gewordenen Ausmaß nicht vorauszusehen Unter diesen Umständen mußte die Ges. ihre 01 apiser am 20. Juli 1932 zusammenrufen. Ein von 1 3 Gläubigerversammlung eingesetzter Gläubiger- isschuß kam nach sorgfältiger Prüfung zu der Ueber- zeugung, daß die Einleitung des gerichtlichen Ver- gleichsverfahrens nicht vermeidbar sei. Auf Antrag der Ges. wurde durch Beschluß des Amtsgerichts Hannover vom 19. August 1932 das gerichtliche Ver- gleichsverfahren eröffnet. Dieses wurde am 5. August 1933 nach Bestätigung des angenommenen Vergleichs aufgehoben. Der Vergleich sieht die Zahlung einer Quote von 32 % in vierteljährlichen Raten von ie 2½ % und eine Schlußzahlung von 2 % vor. Die Gläubiger der deutschen Obligationsanleihe vom Jahre 1926 machen eine etwaige Ausfallsforderung auf Grund des Vergleichs nicht geltend; dagegen bleibt ihnen ihre persönliche Forderung gegen die Gesoll- schaft erhalten nach Maßgabe der auf Grund der Beschlüsse der Obligationärversammlung mit den Obligationärvertretern vereinbarten Bedingungen. Die Ges. ist verpflichtet, binnen 1 Monat nach Rechtskraft des Vergleichs einen Beschluß ihrer G.-V. auf Zusammenlegung des bisherigen A.-K. von 5 450 000 RM im Verhältnis von mindestens 50: 1 her- beizuführen. – In Durchführung des Vergleichs- verfahrens beschloß die G.-V. vom 8./8. 1933 (Mitteil. gemäß § 240 HGB) Herabsetzung des A.-K. von 5 450 000 RM auf 109 000 RM und Wiedererhöhung um bis zu 1 500 000 RM (s. auch Kapitalh. Zweck: Betrieb der der Ges. gehörenden Fabriken in Linden Oggersheim-Pfalz und der vorhandenen oder noch an- zulegenden oder zu erwerbenden Hilfs- und Zweig- etabfissements behufs Anfertigung und Weiterver- arbeitung von Geweben sowie Betrieb aller Geschäfte, welche zur Erreich. des vorgedachten Hauptzweckes notwendig oder nützlich sind. Die Mechanische Weberei zu Linden stellt baum- wollene Samte (Velvets), Velveteen, Lindener Cords, Lindener Waschsamte, Lindener Ledersamte, Lindener Moleskins, Lindener Silkina, Lustra-Samt, Heliovel, Lindener Phantasiecords u. Lindener Patent Manchester her. In Oggersheim werden ausschließlich Halbfabri- kate hergestellt, die im Lindener Hauptwerk weiter- verarbeitet werden. Besitztum: Die Hauptfabrikanlage befindet sich in Hannover- Linden u. hat einen Flächeninhalt von 52 183 qm. Das Lindener Werk hat z2. Zt. 1250 Webstühle, 22 Dampf- kessel mit 2852 qm Heizfläche, 1 Dampfmaschine mit ca. 250 PS und 2 Dampfturbinen, die zus. ca. 5250 PS entwickeln; ferner eine Wasserreinigungsanlage, die imstande ist, stündlich 720 cbm Wasser zu enthärten. Die Zweigfabrik in Oggersheim hat einen bebauten Flächeninhalt einschl. Arbeiterhäuser von 42 310 qm; in der Oggersheimer Anlage befinden sich z. Zt. 800 Webstühle, 6 Dampfkessel mit 700 qam Heizfläche und 2 Dampfmaschinen, die etwa 750 Ps entwickeln, und ist mit elektrischer Kraftanlage versehen. Gesamtgrundbesitz: 110 000 am, davon 49 000 am bebaut. Sonstige Mitteilungen: verbände: Die Ges. gehört dem Verein Südd. Baumwoll-Industrieller, Augsburg, als Mitglied an. Satzungen: Geschäftsiahr: Kalenderj. – G.-V. meist im April (1933 am 8./8.). – Vom Reingewinn 5 % an den R.-F. (Gr. 10 %), eventl. besondere Rücklagen, 4 % Div. auf St.- A.: sodann erhält der A.-R. außer einer als Geschäftskosten zu ver- buchenden festen Vergütung von 1000 RM für jedes Mitgl. u. 2000 RM für den Vors. 8 % Tant., Rest Super- div oder zur Verfüg. der G.-V. zZzahlstellen: Hannover: Ephraim Meyer & Sohn. Deutsche Bank u. Disconto-Ges.; Berlin: Deutsche Bank u. Disconto-Ges., Bank für auswärt. Handel; Düssel- dorf: Deutsche Bank u. Disconto-Ges.; Köln: Deutsche Bank u. Disconto-Ges.; Hamburg: Deutsche Bank u. Disconto-Ges.