5160 Chemische Industrie. Rütgerswerke-Aktiengesellschaft. Sitz in Berlin W 35, Lützowstr. 33–36. Verwaltung: vorstand: Gen.-Dir. Ing. Julius Fabian; Direk- toren: Dr. Adolf Stauß, Dr.-Ing. e. h. Nathanael Zwin- gauer, Carl Müller, Leopold Kahl, Dr. Hugo Gunz (sämtl. in Berlin). Aufsichtsrat: Vors.: Bank-Dir. Dr. Kurt Wei- gelt (DD-Bank), Berlin; 1. Stellv.: Bankier Siegfried Bieber (Berliner Handels-Gesellschaft), Berlin; Zweiter Stellv.: Dir. Adolf Schmidt, Berlin; sonst. Mitgl.: Gen.- Dir. Dr. phil. h. c. Heinrich Bierwes (Mannesmann- röhren-Werke), Düsseldorf, Bankier Siegmund Boden- heimer, Berlin; Dir. Geh. Rat Dr. Ludwig von Donle (Bayerischer Lloyd Schiffahrts-A.-G.), Regensburg; Gen.- Dir. Bergassessor a. D. Erich Fickler (Harpener Berg- bau A.-G.), Dortmund, Rechtsanwalt u. Notar Dr. jur. Hermann Fischer, Berlin, Dr. Hans von Gwinner, Berlin, Bank-Dir. Carl Harter (Commerz- und Privat- Bank A.-G.), Berlin, Generaldirektor Oberbaurat Bruno Heck (Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft), Dessau, Wilhelm Hoettger, Neubabelsberg, Generaldirektor i. R., Dr.-Ing. e. h. Oscar Jobst, Hartha-Hintergers- dorf (Sa.), Bankier Rechtsanwalt Dr. jur. Wilhelm Koeppel (Berliner Handels-Gesellschaft), Berlin; Dr. Wilhelm Külz, Dresden; Komm.-Rat Dr.-Ing. e. h. Paul Mamroth, Berlin; Präs. Bank-Dir. Hugo Marcus (Wiener Bankverein), Wien; Dr. jur. Fritz Noebe, Berlin; Geh. Komm.-Rat Max Steinthal (Vors. d. A.-R. der DD-Bank), Berlin, Bank-Dir. Dr. jur. Dr.-Ing. e. h. Felix Theus- ner (DD-Bank), Breslau, Generaldirektor Dr.-Ing. h. c. Hans Tiemessen (Wirtschaftliche Vereinigung Deut- scher Gaswerke, Gaskokssyndikat A.-G.), Frankfurt a. M., Generaldirektor Oberbergrat a. D. Otto von Velsen (Bergwerksgesellschaft Hibernia), Herne i. W., Dr.-Ing. e. h. Rudolf Wachsmann, Berlin, General- direktor Dr.-Ing. e. h. Gustav Wegge (Roddergrube A.-G.), Köln a. Rh. Entwicklung: Gegründet am 15./7. 1898 unter der Firma „Aktiengesellschaft für Holzverwertung und Impräg- nierung' mit einem Kapital von 5 000 000 M; am 11./6. 1902 wurde die Firma in die jetzige geändert. Die Gesellschaft übernahm im Jahre 1905 etwa 85 % des 3 714 000 M betragenden Grundkapitals der Chemi- schen Fabrik Weyl A.-G. in Mannheim. 1908 erfolgte die Angliederung der A.-G. für Teer- u. Erdöl-Indu- strie, wodurch die Rütgerswerke ihren Wirkungskreis nach dem östlichen Deutschland erweiterten. 1916 Fusion mit den Planiawerken A.-G. in Ratibor (Kap. 2 000 000 M) durch Uebernahme des ges. Vermögens dieser Ges. gegen Gewährung von 5 Rütgers-Aktien gegen 4 Plania- Aktien. 1920 Erwerb der überwiegenden Mehrheit der Aktien der ,Silesia“, Verein chem. Fabriken in Ida- u. Marienhütte, der Hälfte der Kuxe der Gewerkschaft cons. Abendröthe in Rothenbach (Schles.) u. des Stein- kohlenbergwerks von Kulmiz in Waldenburg (Schles.) u. Fusion mit der Hoettger-Waldthausen A.-G. in Berlin (Kap. 2 100 000 M) durch Umtausch der Aktien dieser Ges. in Rütgers-Aktien im Verh. 4: 5. Zur Sicherung des Rohmaterials für die Herstellung von Fluoriden wurden 1921 die Anlagen der Anhaltisch-Oberschlesi- schen Fluorwerke G. m. b. H. nach Erwerb fast sämtl. Anteile dieses Unternehmens übernommen, ferner der größte Teil der Kuxe der Braunkohlengrube Minna- Anna in Weissand (Anhalt) u. ein größeres Aktienpaket der Stettiner Papier- u. Pappenfabrik A.-G. erworben. 1922 beteiligte sich die Ges. an einem unter Führung der Linke-Hofmann-Werke stehenden Konsortium, das den größten Teil der Kuxe der Gewerkschaft Neuroder Kohlen- u. Tonwerke besitzt. 1923 war eine Fusion mit der Deutschen Petroleum A.-G. geplant, die aber steuer- licher Hindernisse wegen fallen gelassen wurde; da- gegen fand ein Interessengemeinschaftsvertrag zwischen den beiden Ges. die Genehmigung der G.-V. v. 12./4. 1923. Nach Erwerb von fast 90 % des Kap. der Deut- schen Petroleum A.-G. durch Umtausch der Aktien im Verh. 1: 1 beschloß die G.-V. v. 30./9. 1925 die Auflös. der bestehenden Interessengemeinschaft u. genehmigte gleichzeitig ein Abkommen mit der Deutschen Petro. leum-A.-G. u. der Deutschen Erdöl-A.-G., durch das die Oelinteressen der drei Ges. in der Deutschen Petroleum. A-G. zusammengefaßt u. die beiden anderen Ges. mah- gebend u. unter Vereinbar. paritätischer Verwaltung an dieser beteiligt wurden. Zu diesem Zweck übereignete die Deutsche Petroleum-A.-G. aus ihrem Besitz die nicht direkt auf das Petroleumgeschäft bezügl. Vermögens- objekte den Rütgerswerken u. übernahm von diesen einige mit dem Mineralölgeschäft zusammenhängende Vermögenswerte u. von der Deutschen Erdöl-A.-G. deren gesamte europ. Erdöl-Produktions-, Verfeinerungs- u. Handelsunternehmungen. Der finanzielle Ausgleich er. folgte in der Weise, daß die Rütgerswerke einen Teil ihrer Aktien der Deutschen Petroleum-A.-G. dieser Ges. überließen, die diese Aktien u. 11 000 000 RM neu aus- gegebene Aktien der Deutschen Erdöl-A.-G. überwies –-: Mit Wirkung vom 1./1. 1927 ab wurden die Inter- essen auf dem Gebiete der Dachpappenindustrie mit denjenigen der Kokswerke u. Chemische Fabriken A.-G., Berlin, in der ,Vedag Vereinigte Dachpappen. Fabriken A.-G.“ unter paritätischer Einflußnahme auf diese Ges. zusammengefaßt. Um den der Rationali- sierung dienenden Zusammenschluß zu ermöglichen, erwarb die Ges. teils 1926, teils 1927, nahezu sämtl. Anteile der 11 Ges., die in die Vedag Vereinigte Dachpappen-Fabriken A.-G. eingebracht wurden. Das gesamte Kap. dieser Ges. von nom. 10 000 000 RM ist bis auf wenige ausstehende Aktien zu gleichen Teilen im Besitz der Gruppen der Rütgerswerke und der Kokswerke u. Chemische Fabriken A.-G. –— 1927 ver- äußerte die Ges. neben kleineren Beteiligungen ihren Besitz an Rhenania-Kunheim-Aktien, an Aktien der Bayer. Braunkohlen-Industrie A.-G. in Schwandorf u. an Anteilen zugehöriger Ges. an die Bayernwerk A.-G. in München. Ihre Interessen an der Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Kulmiz u. an der Gewerk- schaft cons. Abendröthe vereinigten die Rütgerswerke aus Rationalisierungsgründen mit dem niederschlesi- schen Grubenbesitz der Kokswerke u. Chem. Fabriken A. G. u. der Gewerkschaft Vereinigte Glückhilf.-Frie- denshoffnung u. gründeten zu diesem Zweck gemeinsan mit anderen Unternehmen 1928 die Niederschlesische Bergbau-A.-G. mit einem Kap. von 40 000 000 RM. Aus denselben Motiven erfolgte der Zusammenschluß der Abt. Planiawerke in Ratibor mit den in Berlin-Lichten- berg u. Meitingen in Bayern liegenden Betrieben für Kohlenfabrikate der Siemens & Halske A.-G. durch Gründung der Siemens-Planiawerke A.-G. für Kohle- fabrikate in Berlin am 1./4. 1928 mit einem Kap. von 18 000 000 RM. 1929 verkaufte die Ges. ihre Beteiligung an der Hausbau- und Grundstücksverkehrs A.-G., der Besitzerin des Bürohauses in Charlottenburg (Harden- bergstr. 43) u. 1931 die an der Deutschen Petroleum. A.-G. Die zum 12. Juli 1932 einberufene Generalversaum. lung hatte beschlossen, das Grundkapital um 52 200 000 Reichsmark auf 27 800 000 RM herabzusetzen. Diese Herabsetzung sollte erfolgen durch Einziehung von 6 500 000 RM eigenen Aktien, durch Vernichtung vol zur Verfügung gestellten mit 25 % eingezahlt. Stamm. aktien unter Erlaß der auf diesen Stammaktien ruhem den Vollzahlung, durch Zusammenlegung der verblei- benden Stammaktien im Verhältnis von 2: 1, durch Zusammenlegung der 8 000 000 RM Namensaktien in Verhältnis von 4 . 3 unter Umwandlung in Stamm aktien und durch Rückzahlung von 20 % auf das se- samte zusammengelegte Aktienkapital. Diese Beschlüsse wurden in der Generalversammlung mit Protest 20 Protokoll begleitet und dieser im Prozeßwege verfolgt. In dem Prozeß, der vor dem Landgerich Berlin anstand, fochten die Kläger fast ausschlieblicb den Beschluß an, der den Inhabern der mit 25 % 1 gezahlten Stammaktien, der DD-Bank und der Slad Dresden, die Einzahlung der restlichen 75 % erläßt wogegen diese auf die bisher geleisteten Einzahlunsel von 25 % des Nennwertes und 25 % Agio verzichtel