Ausländische Industrie-Gesellschaften. 571 Steaua Romana, Akt.-Ges. für Petroleum-Industrie in Bukarest. Gegründet: 4./16. Sept. 1895. Dauer der Ges. ist unbeschränkt. Zweck: Gewinnung, Verarbeitung u. Verwertung von Erdöl u. ähnl. Produkten, sowie aller daraus oder in Ver- bindung damit zu gewinnenden oder zu verwertenden Erzeugnisse. Die Ges. darf sich auch mit der Herstellung u. Verarbeitung solcher Stoffe, Waren u. Einrichtungen befassen, die für ihren Betrieb notwendig oder förderlich sind, auch wenn sie nicht ausschl. für die Zwecke der Ges. verwendet werden. Sie darf deshalb Grundstücke im In- u. Auslande er- werben, mieten, pachten, bebauen oder sonstwie einrichten oder verwenden, Transportmittel aller Art erwerben, pachten, veräussern oder verpachten, Konzessionen zur Anlage oder zum Betrieb von Einrichtungen für die Zwecke des Unternehmens erwerben, sowie Verträge jeder Art mit Regierungen, staatlichen, kommunalen oder sonst. Behörden abschliessen. Die Ges. ist ferner befugt, sich bei Unternehm. im In- u. Auslande, die der Erdöl-Industrie dienen, zu beteiligen, Aktien oder Schuldverschreib. solcher Unternehm. zu erwerben oder zu beleihen, sowie überhaupt alle Massnahmen zu ergreifen u. alle Geschäfte zu machen, die zur Erreichung oder Förderung des Ges.-Zweckes dienlich erscheinen. Die Ges. kann Zweigniederlass. oder Agenturen sowohl im Inlande als auch im Auslande errichten. Der Betrieb der Ges. umfasst die Gewinnung von Erdöl, die Verarbeitung desselben auf die in ihm enthaltenen Produkte u. den Handel mit diesen Produkten. Zur Gewinnung des Rohöls stehen der Gesellschaft mehr als 30 000 ha Ölland (z. T. eigener Besitz) in den bekannten Petroleumgebieten Rumäniens zur Verfügung. Die Hauptgruben der Gesellsch. befinden sich in Campina, Bustenari, Chiciura-Gropi, Moreni, Filipesti, Baicoi, Tintea, Rotari, Sarata, Policiori, Lopatari, Solonti, Moinesti, Stanesti u. Zemes-Tazlau. Die Dauer der Bohr- gerechtsame ist bei einem geringen Teil kürzer als 10 Jahre und bei dem grössten Teil derselben mindestens 15 bis längstens 60 Jahre. Die grossen Konzessionen sind alle lang- sichtig und lauten durchweg auf die Dauer von 30, 40, 50 oder 60 Jahren. Die Abgaben bestehen teils aus festen jährl. Zahlungen, teils aus Zahlungen pro Sonde, teils aus Abgaben des gewonnenen Rohöls von 1 % bis 10 %. Feste Abgaben werden zumeist auf die Bauern. Konzessionen bezahlt. Von der Rohölgewinnung auf dem der Ges. zu eigen gehörenden und einen wesentlichen Teil der Produktion liefernden Gute Campina ist keine Abgabe zu zahlen. Zum Zweck der weiteren Ausgestaltung des Bohrbetriebes hat die Steaua Romana fast das gesamte A.-K der „,Alianta Sociéete anonyme roumaine de forage“ in Bukarest und der Union A.-G, für Bohr- und Petroleum-Industrie, Campina erworben. Der Raffineriebetrieb ist in der Raffinerie in Campina konzentriert, deren jährliche Ver- arbeitungsfähigkeit ca. 850 000 t beträgt, Kaber binnen kurzem erheblich erhöht wird. Der Raffinerie in Campina sind eine Schmieröl-Fabrik, eine Paraffin-Fabrik und eine Fabrik für mineralisches Terpentinöl sowie eine Schwefelsäure-Fabrik und eine Regenerations- Anlage für Abfallsäure angegliedert. Für den Export der Produkte der Ges. besitzt dieselbe Verschiffungsanlagen in Constanza. Der Ausfuhr nach Süddeutschland dienen die der Ges. gehörenden Anlagen an der Donau in Giurgiu u. Budapest; den Donau- Transport besorgt der Bayerische Lloyd, der die Donau-Tankschiffe der Steaua Romana übernommen hat. An dem Bayerischen Lloyd, der 1913 gegründet worden ist und jetzt ein Aktienkapital von M. 16 000 000, wovon M. 10 000 000 eingezahlt, hat, ist die Steau Romana erheblich beteiligt. Die Regensburger Anlagen wurden im Jahre 1908/09 in eine G. m. b. H. eingebracht, deren Kontrolle in den Händen der Steaua Romana liegt. In Constanza besitzt die Gesellschaft ausserdem eine Blech- kannen- und Kistenfabrik auf einem 30.62 ha umfassenden Grundstück, welche jährlich 5 000 000 Bidons u. 2 000 000 Kisten fabrizieren kann; eine zweite Kisten- u. Bidonfabrik der Gesellschaft befindet sich in Saloniki, eine dritte in Rustschuk (Eigentum der Tochter- gesellschaft „Nafta“ in Sofla). Dem Betriebe der Ges. dienten vor Ausbruch des Krieges zwischen Rumänien u. den Mittelmächten Reservoire mit einem Gesamtfassungsgehalt von 350 000 t, Röhrenleitungen in einer Länge von insgesamt 400 km. Werkstätten zur Herstellung u. Reparatur von zum Bohrbetriebe erforderlichen Werkzeugen, etwa 400 eigene Zisternen- wagen u. 600 Mietzisternen. Der Grubenbetrieb erfolgt zum grossen Teile mittelst elektr. Kraft, wofür die Ges. ein über 180 km umfassendes Leitungsnetz angelegt hat. Auf den grösseren Gruben werden die Grubengase als Betriebskraft ausgenutzt; erhebliche Mengen Grubengase werden ausserdem noch verkauft. Mit dem Eintritt Rumäniens in den Weltkrieg wurde der ordnungsmässige Gang des Unternehmens auf allen Gebieten lahm gelegt. Die Ges. wurde von der rumänischen Regierung als feindliches Unternehmen erklärt und unter Zwangsverwaltung gestellt. Kurz vor der Besetzung Bukarests durch die Mittelmächte ist der Zwangsverwalter nach Jassy geflüchtet und hat die Geschäftsbücher u. Urkunden von dem Sitz der Ges. weg- genommen. Gleichzeitig hat mit Zustimmung u. Beihilfe der rumänischen Regierung eine englische Zerstörungskommission die gesamten Grubenanlagen u. Raffinerien der rumän. Erdölgebiete zu vernichten versucht. Hierdurch hat auch die Steaua Romana grossen Schaden erlitten; die Raffinerie in Campina wurde planmässig von allen Seiten in Brand gesteckt, es gelang aber den einrückenden deutschen Truppen, das Feuer bald zu löschen. Dem Vernichtungswerk der rumänischen Regierung und ihrer Verbündeten sind 143 749 t Warenvorräte der Ges. zum Opfer gefallen. Die Wiederherstellungsarbeiten auf den Gruben