Dampfschiffahrt-Gesellschaften, Rhedereien, Dock-Gesellschaften etc. 371 erwähnte Zuschuss wird insoweit gekürzt, als die vertragsmässig bedungenen Fahrten nicht zur Ausführung gekommen sind. Für jede zu wenig zurückgelegte Seemeile wird M. 5.55 an der Monatsrate einbehalten. Wenn der Reichskanzler das Anlaufen noch anderer als der benannten Häfen anordnet, so soll, wenn die dadurch entstandene Verlängerung oder Verkürzung der Hin- und Rückreise nicht mehr als 250 Scemeilen beträgt, eine Anderung in der Vergütung nicht eintreten. Der erste Dampfer nach Ostasien ging am 30. Juni, der erste Dampfer nach Australien am 14. Juli 1886. Der Lloyd ist verpflichtet, auf Verlangen des Reichskanzlers innerhalb der Vertragsdauer auf der chinesisch-japanischen und der australischen Hauptlinie für neuzuerbauende Schiffe eine Erhöhung der vertragsmässigen Fahrgeschwindigkeit eintreten zu lassen, soweit auf einer ausländischen Konkurrenzpostlinie eine Steigerung, der vertrags- mässigen Fahrgeschwindigkeit erfolgt. Diese Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit hat ohne besondere Gegenleistung des Reichs zu erfolgen, soweit der Unternehmer der aus- ländischen Postlinie die für seine Dampfer vorgeschriebene Fahrgeschwindigkeit ohne Erhöhung der vertragsmässigen Gegenleistung steigert. Der „Lloyd“ ist ferner verpflichtet, die Dampfer für die asiatische Linie abwechselnd von Bremen bezw. Hamburg ausgehen zu lassen. Zur Ausführung dieser Verpflichtung hat der Lloyd ein Übereinkommen mit der Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg ge- troffen, wonach diese die Fahrten ab Hamburg übernimmt. –— Neben der Reichspost- dampferlinie nach Ostasien ist 1898 eine Frachtdampferlinie zwischen Bremen bezw. Hamburg, Rotterdam, Antwerpen und Ostasien mit zunächst vierwöchentlichem Dienst organisiert. Für diese Linien werden 6 grosse Frachtdampfer in Auftrag gegeben, während 2 neue Reichspostdampfer gebaut werden sollen. Ausserdem existiert ein Vertragsverhältnis mit dem Belgischen Staate von 1886. Dieser Staat vergütet der Gesellschaft für das Anlegen ihrer nach Ostasien und Australien gehenden Schiffe in Antwerpen jährlich Frs. 80 000 und erstattet ihr die Lotsen- und Leuchtturmabgaben zurück. Die englische Fahrt der Ges. ist im Sommer 1897 an die Dampfschiffahrts-Ges. „Argo“ in Bremen samt den Dampfern Möve, Reiher, Condor, Schwan, Adler, Albatros und Falke abgetreten worden. Aufgenommen dagegen wurden 1897 wieder die Fahrten nach Helgoland, die in diesem Jahre 3 mal wöchentlich erfolgen und nach Wyk auf Föhr ausgedehnt werden sollen. Die Fahrten nach Norderney und auf der Unter- weser bestehen ebenfalls weiter. Bezüglich des Verkehrs mit Nordamerika existieren mit der Hamburg-Amerika- Linie, Hamburg und den beteiligten holländischen Linien zur Vermeidung unnötiger Konkurrenz Verträge, die bis Ende 1898 laufen und auf weitere 3 Jahre verlängert werden sollen. 1891 wurde ein Schnelldampferverkehr New-York-Genua-Neapel, 1893 die ,„Roland- Linie' zwischen Bremen-Stadt und New-York für die Beförderung von Zwischendeck- bassagieren und Gütern bestimmt, eröffnet. 1894 wurde mit der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft ein Abkommen getroffen, behufs Einrichtung eines gemeinsamen Dienstes zwischen New- vVork, Genua und Neapel mit gemeinsamen wöchentlichen Expeditionen, wonach die Einnahmen aus dem Betriebe dieser Linien nach einem bestimmten Verhältnis geteilt werden. Ausserdem besteht für den Passagier- und Frachtverkehr nach Nord-Amerika seit 1894 ein Vertrag mit den übrigen kontinentalen Dampfschiffahrts-Gesellschaften zur Vermeidung der Konkurrenz, welche jeder der Gesellschaften ihren Anteil am amerikanischen Passagier- bezw. Frachtgeschäft sichert. Auch mit dem englischen Linien ist ein Vertrag zustande gekommen. Neuerdings hat sich der „Lloyd mit der Hamburg- Amerika-Linie und der Firma Rob. M. Sloman & Co., Hamburg, sowie der India-Linie, Liverpool zu einem Syndikat verbunden, um einen gemeinsamen, regelmässigen Dampfer- dienst zwischen New-Vork und Ostasien zu betreiben. Die Expeditionen sollen alle 14 Tage erfolgen. – Im Jahre 1897 legten die Dampfer des „Lloyd“ insgesamt 2 961 092 Seemeilen zurück und verbrauchten an Proviant einschl. Kohlen etw: M. 18 000 000. Befördert wurden 1897 insgesamt 140 584 Passagiere gegen 160 126 im Vorjahre und 1 910 740 cbm Ladung gegen 1 703 496 im Jahre 1896. 1897 wurden die neuen Hafenerweiterungen in Bremerhaven dem Betrieb über- geben, so dass der Schnelldampferverkehr wieder von Nordenham nach Bremerhaven verlegt werden konnte. Erbaut ist 1897 eine neue Mannschaftskantine am Kaiserhafen in Bremerhaven, umgebaut der Pier in Hobolsen. Die Flotte der Gesellschaft (siehe am Schluss) besteht aus 44 Schraubendampfschiffen zur transatlantischen Fahrt, 22 Flussdampfschiffen, 92 eisernen Lichterfahrzeugen und § Kohlenprähmen. Im Bau befinden sich ausserdem weitere Doppelschrauben-Schnell- dampfer und Doppelschrauben-Passagier- und Frachtdampfer. Kapital: M. 60 000 000 in 60 000 Aktien à M. 1000 nach Erhöhung um M. 20 000 000 im Jahre 1898. Anleihen: M. 15 000 000 in 4 % Anleihe von 1883; 75 Ser. à M. 200 000 (in Umlauf Ende 1897 M. 10 200 000), Stücke à M. 200, 300, 500, 1000 u. 3000. Zinsterm. 1./4. u. 1./10. 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