Kohlenbergbau. 835 Oberschlesische Kokswerke & Chemische Fabriken, Aktiengesellschaft in Berlin W. 64, Unter den Linden 8, II. Gegründet: Am 14. Nov. bezw. 15. Dez. 1890. Letzte Statutenänd. v. 27. März 1899. Zweck: Errichtung, Erwerb, Pachtung, sowie Veräusserung und Betrieb von Koksanstalten und chemischen Fabriken; Erwerb, Pachtung, Betrieb und Veräusserung von Berg- werken und Bergwerks-Gerechtsamen. Ein- und Verkauf aller bei vorstehend erwähnten Industrieen gewonnenen Produkte, Erwerb und Verwertung von Patenten auf dem Gebiete der Bergwerks-, Koks- und chemischen Industrie; Erwerb, Errichtung, Pachtung, Betrieb und die Veräusserung aller Fabriken und Anlagen, welche zur Erreichung der vorgedachten Zwecke dienen, Errichtung von Zweigniederlassungen im In- und Aus- lande, Beteiligung an anderen Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb zu den vor- gedachten Zwecken in Beziehung steht. Die Ges. betreibt die Produktion von Koks und die Gewinnung der hierbei ent- fallenden Nebenprodukte, namentlich Teer, Ammoniak (koncentriertes Ammoniakwasser und schwefelsaures Ammoniak), die Destillation von Teer und die Herstellung von Benzol. Die Ges. besitzt in Oberschlesien keine eigenen Kohlengruben, sondern kauft die zu verkokende Kohle von den Oberschles. Fettkohlen-Gruben, grösstenteils von der Königin Luise-Grube zu Zabrze. Die Ges. produzierte 1897–99 in Oberschlesien 381 204, 379 384, 408 180 t Stück- u. Würfelkoks, 50 759, 41 356, 53 610 t kleinere Sortimente inkl. Zünder; an Ammoniak-Pro- dukten wurden 1897 hergestellt 12 300 t. zur Verf. standen 7500 t fremder Produktion. In Mährisch-Ostrau wurden 1897–99 gefördert 163 300, 192 760, 205 400 t Kohlen und produziert 73 250, 128 430, 167 500 t Koks. In Oberschlesien betrug die Arbeiter- zahl 1899: 1774, in Mährisch-Ostrau 1587, also zus. 3361 Personen. Vermögens-Objekte: Die Hauptetablissements der Ges. in Oberschlesien sind: 1) Die Koksanstalt Poremba zu Zaborze, bestehend aus 120 schmalen und 70 breiten Koksöfen, welche werktäglich 700 Tonnen Kohle durchsetzen. Die Anstalt umfasst weiter zwei separate Kondensationsanlagen und Ammoniakdestillationen, ferner eine Teerdestillation nebst den zugehörigen Nebenanlagen. Die Anstalt befindet sich auf einem von dem Königl. Bergfiskus vorläufig bis zum Jahre 1933 erpachteten Terrain. 2) Die Koksanstalt Skalley zu Zaborze, auf eigenem Terrain befindlich, umfasst 120 schmale und 80 breite Koksöfen, ebenfalls mit entsprechender Kondensationsanlage für die Gewinnung von Teer und Ammoniak, und eine Benzolfabrik. Sie ist für einen Kohlendurchsatz von werktäglich 800 Tonnen eingerichtet. 3) Die Koksanstalt Glückauf zu Dorotheenhof bei Zabrze auf eigenem Terrain, be- stehend aus 200Koksöfen und einer vollständigen Kondensationsanlage zur Gewinnung von Teer und Ammoniak. Die Anstalt verarbeitet täglich 450 Tonnen Kohle. Die Übernahme erfolgte am 1. Jan. 1897 gegen Gewährung von 2400 Aktien der Ges. Die letztere Anlage ist belastet mit einer Abgabe von 1 Pfennig per Centner dar- gestellten Koks, maximal jedoch M. 12 000 pro anno, zu gunsten des Grafen Guido Henckel Donnersmarck zu Neudeck und mit dem Vorkaufsrecht für denselben Be- rechtigten. Die Ges. befasst sich ausserdem mit der Gewinnung von Nebenprodukten auf fremden Anlagen unter verschiedenen Vertragsformen. Insbesondere kommen hier in Betracht die Verträge mit der Oberschlesischen Eisen-Industrie, A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb, wonach der Betrieb der Nebenprodukt-Gewinnungsanlagen auf der Julienhütte zu Bobrek 0./S., in denen Teer, Ammoniak und Benzol gewonnen werden, teils von der Oberschles. Eisen-Industrie-Gesellschaft für Rechnung der Oberschles. Kokswerke und Chemischen Fabriken A.-G., teils von letzterer Ges. für eigene Rechnung erfolgt. Ferner hat die Ges. Verträge mit der Kattowitzer A.-G. für Bergbau- und Eisenhüttenbetrieb, sowie mit der A. Borsig'schen Verwaltung zu Borsigwerk auf eine Reihe von Jahren geschlossen, wonach sie die auf der Florentingrube bezw. in Borsigwerk von ihr errichteten Benzolfabriken für eigne Rechnung betreibt. Neuerdings hat die Ges. auf Grund eines Vertrages mit der Fürstlich Pless'schen Bergwerks-Direktion zu Waldenburg den Verkauf der Produktion an Koks, Teer und schwefelsaurem Ammoniak der neuen Kokerei und Kondensationsanlage zu Bahnschacht bei Waldenburg über- nommen. Die Anlage kam im Sept. 1899 in Betrieb. Die Ges. hat sich an der A.-G. Norddeutsche Kohlen- und Cokeswerke in Hamburg beteiligt und vertreibt seit Inbetriebsetzung der Anlagen die dort gewonnenen Neben- produkte (Teer und Ammoniak) gemäss eines auf eine Reihe von Jahren geschlossenen Ver- trages; auch ist die Ges. bei der Akt.-Ges. für Teer- u. Erdölindustrie zu Berlin beteiligt. Ferner ist die Ges. bei der Russischen Montanindustrie A.-G. (A.-K. M. 2 000 000), Sitz in Berlin mit M. 600 000 beteiligt, welche den Bau und Betrieb von Koksofen- anlagen etc. in dem Donetz-Kohlen-Revier betreibt. Die Ges. beabsichtigt nach dem Bericht vom März 1900 in Gemeinschaft mit Anderen ein Unternehmen zu begründen, welches den Zweck hat, einen Teil der eigenen chemischen