* Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 179 aus Schmiedestahl jeder Art, Wellen bis zu 30 t Gewicht, Geschütze nebst Zubehör, namentlich auch Geschosse, Material für Feld- und Industriebahnen, Eisenbahnwagen etc. Arbeiterzahl 1898/99 bezw. 1899/1900 insgesamt ca. 9917 bezw. 10 524. Die Gussstahlfabrik besteht wesentlich aus folgenden Teilen: Hochofenanlage; Bessemer-, Martin- und Tiegelschmelze; Stahlgussformerei; Cementstahl-Ofenanlage; Schienenwalzwerke I und II; Radreifenwalzwerke, Räderwalzwerke, Feder-, Block- und Kaliberwalzwerke; Hammerwerke I und II und Pressbau, Räderschmiede; Federnfabrik; Herzstückwerkstatt, Weichenfabrik, Drehereien für Achsen, Lokomotiv- und Waggon- Radsätze; Kanonenwerkstatt; Werkstatt für Feldbahnbau; Eisengiesserei und Reparatur- werkstätte; Fabrik für feuerfeste Produkte und Gasfabrik. – Die Bessemer- und Thomas- schmelzen nebst Mühle zur Herstellung des Thomasschlackenmehls arbeiten jede mit 3 Konvertern. Die Martinschmelze besitzt 7 Siemens-Martinöfen für 20 und 25 t Chargen- gewicht. Die seit Herbst 1887 in Betrieb genommene neue Tiegelschmelze dient zur Herstellung des in den letzten Jahren wieder wesentlich erhöhten Bedarfs an Tiegel- stahl für rollendes Eisenbahnmaterial, für den Schiffsbau, sowie für Geschütze. Im Schienenwalzwerk I werden schwere Eisenbahnschienen und flusseiserne Wellen her- gestellt. Dasselbe hat zwei von einander völlig unabhängige Walzenstrassen, sodass Aufenthalt wegen Walzenwechsel oder Reparatur nicht stattfindet. Die Leistungsfähig- keit beträgt ca. 750 Schienen in 12 Stunden. Die im Herbst 1893 neu gebaute und 1898 erweiterte, mit den besten maschinellen Einrichtungen versehene Adjustage für Schienen und Schwellen gestattet die sorgfältigste Fertigstellung des Materials. Das Mittelwalz- werk (Schienenwalzwerk II) dient zum Walzen leichterer Schienen von etwa 17–25 kg Gewicht pro fdn. Meter, von Querschwellen aus Flusseisen, von Winkellaschen, Unter- lagsplatten, Platinen und Drahtknüppeln. Die Leistungsfähigkeit beträgt 400–600 Schienen oder 2000 Querschwellen in 12 Stunden. Das Kaliberwalzwerk und Block- walzwerk dient zur Herstellung von Grubenschienen, Federblättern, Platinen und Knüppeln für Drahtwalzwerksfabrikate der Kleineisenindustrie, sowie für Remscheider und Solinger Waren jeder Art. Für die Radreifenfabrikation sind 2 Walzwerke nach Jacksons System vorhanden, mit einer Leistung von 300 Radreifen in 12 Stunden. Das Hammerwerk I mit 13 Hämmern, die beiden grössten von je 5 t Fallgewicht, dient zum Schmieden von Wagen- und Lokomotivachsen und sonstigen Schmiedestücken bis zu 5 t Gewicht. Das Hammerwerk II enthält: 1) 3 Hämmer zum Ausschmieden von Radreifenringen; 2) 5 hydraulische Pressen von 800–4000 t Druckkraft zum Schmieden von Radreifen, Radscheiben und sonstigen Schmiedefaconstücken, sowie von schweren Geschützen und Wellen bis zu 60 t Gewicht. Zum Betriebe der Pressen dienen zwei hydraulische Karousselkrane, eine grosse Pumpen- und Accumulatorenanlage. Das Anwärmen der Blöcke geschieht in 10 Wärmöfen. Neben dem Hammerwerk II befindet sich ein 30 m langer Glühofen zum Ausglühen der schwersten Schmiedestücke., Zum Härten (Güten) der Kanonenrohre dient ein Härteturm. In der früheren Räderschmiede werden, nachdem die geschmiedeten Lokomotiv-Speichenräder durchweg durch fluss- eiserne verdrängt sind, mit 14 Dampfhämmern, 95 Schmiedefeuern und 9 Wärmöfen Gestängeteile für Lokomotiven, sowie Facgonstücke jeder Art für die vom Werke selbst zu liefernden Eisenbahnwaggons angefertigt. Die Federfabrik liefert Frag- und Spiralfedern von jeder Art und Grösse für Eisen- bahn- und andere Zwecke. Die Drehereien für Achsen, Räder, Geschosse, glatte Wellen und Kurbelwellen für Maschinen jeder Art sind in 5 verschiedenen Gebäuden unter- gebracht und auf eine tägliche Produktion von 50 Satz Scheiben und Speichenräder für Waggons und Lokomotiven eingerichtet. Die Herzstückwerkstatt kann jährl. 8000 Herz- stücke und die Weichenfabrik 2000–2500 Weichen herstellen; erstere dient ferner zur Fertigstellung der Gussstahlglocken nebst ihren Läutevorrichtungen. Die Kanonen- werkstatt fertigt Geschütze und Laffetten von leichtem und schwerem Kaliber an und bearbeitet die schwereren Schmiedestücke. Die Werkstatt für Feldbahnbau dient zur Herstellung des Materials für Feld-, Forst-, Industrie- und Militärbahnen aller Art. In der Eisengiesserei und den Reparaturwerk- stätten werden nicht nur die für die Instandhaltung des ganzen Werkes nötigen Arbeiten ausgeführt, sondern auch die für neue Anlagen erforderlichen Maschinen zum grossen Teile angefertigt. Es sind auf dem Werke vorhanden 6 Schmiedepressen, davon eine von 4000 t Druckkraft, 42 Dampfhämmer, 150 Dampfmaschinen, 70 Motore, 1900 Werk- zeugmaschinen, 260 Krane, 200 Dampfkessel, 116 Wärmöfen, 37 Schmelzöfen, 24 Loko- motiven: ferner 95 Trockenöfen, 18 Öfen für Gaserzeugung, 19 Stein- und Pfeifenbrennöfen. Die Produktion des Werkes ist nicht über 15 000 t Stahlfabrikate monatlich gekommen, dieselbe kann aber mit den vorhandenen Mitteln ganz erheblich gesteigert werden. Der grösste Teil des Roheisens wird von den 4 Hochöfen in Bochum geliefert; der vierte wurde Mitte Juni 1890 in Betrieb genommen. Die Produktion eines Hochofens beträgt jährl. im Durchschnitt etwa 50 000 t. Die Erze hierzu liefern teils die eigenen deutschen Gruben, teils werden sie aus Spanien, Afrika und Schweden bezogen. In den lothringischen Erzgruben wurde 1900 mit Aufschlussarbeiten begonnen. Den Kohlen- und Koksbedarf liefern die eigenen Kohlenzechen und Kokereien. 12* 3 =