1850 –. Verschiedene Gesellschaften und Nachträge. heraus, ein Moratorium sämtlicher Gläubiger herbeizuführen, sodass die Konkurs- anmeldung gesetzlich geboten erschien, welche noch am 26./6. 1901 erfolgte. Nach dem en bloc aufgestellten Status der Leipziger Bank hat dieselbe an Verbindlichkeiten ca. M. 29 000 000 Accepte, M. 24 000 000 Depositen- und Checkkonto sowie M. 39 000 000 Kreditoren, zus. M. 92 000 000. Dem gegenüber stehen an Aktiven ca. M. 26 500 000 Wechsel (wovon M. 10 000 000 bei Staatsanstalten gegen Depositen ruhen), ferner M. 5 500 000 Effekten, M. 2 000 000 Kassa, M. 111 500 000 Debitoren, M. 4 500 000 Pfänder, M. 7 000 000 Konsortialbestände und M. 2 500 000 freier Wert des Bankgebäudes, zus. ca. M. 159 500 000. Wenn alle Aktiven vollständig eingehen sollten, würden nach der Berechnung der Direktion M. 67 000 000 für die Aktionäre vorhanden sein. Es kommt aber vor allem darauf an, welche Verluste für die Leipziger Bank bei der Realisierung ihrer ca. M. 80 000 000 betragenden Engagements mit der Akt.-Ges. für Trebertrocknung in Kassel und der ihrer Gruppe angehörenden inländischen und ausländischen Gesell- schaften und Firmen entstehen. Die Engagements bestehen zum Teil in Debitoren, Pfändern, Wechseln und Konsortialbeteiligungen, zum Teil auch in Vorschüssen, die gegen Sicherheit verschiedenster Art, so gegen Bürgschaft, an Mitglieder des A.-R. und der Direktion der Kasseler Ges. gegeben wurden. Die obige, noch seitens der Direktion Exner erfolgte Aufstellung ist jedenfalls eine sehr optimistische, denn von den Forde- rungen an den Treber-Concern dürfte nur ein bescheidener Bruchteil einbringlich sein, da die Treber-Ges. am 4./7. 1901 selbst in Konkurs ging und zwei Tochter-Ges. wenige Tage später mit Konkursanmeldung folgten; auch die sonstigen Debitoren werden sich erheblich reduzieren, da verschiedene Klienten der Bank durch deren Zusammenbruch in Mitleidenschaft gezogen wurden; so meldeten bereits Anfang Juli 1901 den Konkurs an: F. G. Lehmann, Flanellfabrik, Akt.-Ges. in Böhrigen; Leipziger Thonwaren-Industrie in Leipzig-Brandis; Ed. Krohmann, Bankgeschäft in Leipzig; Arthur Schwedler, Woll- handlung in Leipzig, (die Inhaber der letztgenannten beiden Firmen verübten Selbst- mord); die Kammgarnspinnerei J. C. G. Neumerkel in Gera etc. Nähere Aufklärung über den Stand der Masse der Bank wird in der Gläubigerversammlung vom 22./7. 1901 gemacht werden. Die Depots der Bank wurden intakt befunden und erfolgte deren Aushändigung successive. Konkursverwalter: Rechtsanwalt O. E. Freytag, Rechtsanwalt Justizrat Dr. Barth, beide in Leipzig: letzterer zur Abwickelung der Beziehungen der Bank zur Akt.-Ges. für Trebertrocknung und ihrer Anhänge. — Wahltermin am 22./7. 1901 vorm. 10 Uhr. Anmeldefrist bis zum 20./9. 1901. Prüfungstermin am 14./11. 1901 vorm. 10 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigepflicht bis zum 26./7. 1901. Gläubigerausschuss: Kaiserl. Bank-Dir. Kalähne (Reichsbank), Dir. der Leipziger Filiale der Sächs. Bank Kotte, Dir. der Leipziger Filiale der Deutschen Bank Herrmann, der Ver- treter der Kgl. Sächs. Lotterie-Darlehnskasse Oberfinanzrat Dr. Mehr, der Dir. der Leipziger Hypothekenbank Dr. Rothe und Staatsrat Hunnius, Bevollmächtigter der grossherz. Sachsen-Weimarischen Landesregierung. Die Direktoren der Leipziger Bank: A. H. Exner und Dr. A. Gentzsch wurden am 26. bezw. 28./6. 1901 verhaftet, auch das Vermögen des ersteren mit Beschlag belegt, wogegen Dr. Gentzsch das seinige freiwillig zur Verfügung stellte, falls es zur Schaden- ersatzleistung nötig sei. Der Vorsitzende des A.-R. Stadtrat Heinrich Dodel (Associé der Firma Gaudig & Blum) wurde am 8./7. 1901 ebenfalls verhaftet, doch am 15./7. 1901 gegen Erlag einer Kaution von M. 250 000 in Staatspapieren auf freien Fuss gesetzt. Die Untersuchung gegen ihn und die übrigen Mitgl. des A.-R. dauert fort. Am 16./7. 1901 wurde der Nachlass des am 24./3. 1901 verstorbenen Eugen Sachsenröder, des früheren Vors. des A.-R. der Leipziger Bank in gerichtliche Verwaltung genommen. Ein anderes Mitglied des A.-R., Handelsrichter Felix Schäffer erschoss sich am 5./7. 1901, nachdem er sein Geschäft, die Garnfirma Berger & Voigt, verkauft hatte. Die Aktien der Bank werden ab 1./7. 1901 in Berlin, Leipzig und Dresden franko Zinsen gehandelt. Kurs am 13./7. 1901: 13 %. 0 9 4 * Actien-Gesellschaft für Trebertrocknung in Cassel. (In Konkurs.) Ausbruch der Katastrophe bei der Leipziger Bank, dem Finanzinstitut der Treber- trocknungs-Ges., veröffentlichte der A.-R. der letzteren Ges. am 26./6. 1901 folgende Er- klärung: „Der Aufsichtsrat und die Direktion haben infolge der Zahlungseinstellung der Leipziger Bank, abgesehen von der Feststellung der Verbindlichkeiten, die An- ordnung getroffen, dass die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 1900/1901, die nahezu fertiggestellt war, in der Bewertung aller Aktiven der veränderten Lage Rech- nung trage und mit äusserster Rigorosität aufgestellt werde. Die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates erklären sich zu den weitgehendsten Opfern im Interesse der Aktionäre und Gläubiger bereit und hoffen, die Schwierigkeiten der eingetretenen Lage zu überwinden.“ ――