330 Hypotheken- und Kommunal-Banken. In der ordentl. G.-V. v. 20./2. 1907 wurden die sämtl. mit einer erdrückenden Majorität gefassten Beschlüsse von einer Minorität (Gruppe Ansbacher) mit Widerspruch belegt u. deren Aufheb. im Wege der Klage angestrebt. A.-R. u. Direktion sahen sich deshalb veranlasst, an das Kgl. Staatsministerium des Innern als oberste Aufsichts-Behörde die Bitte zu stellen, eine Revision der gesamt. Geschäftsführ. seit Bestehen der Bank vorzunehmen. Diesem Antrage wurde entsprochen u. vom Ministerium eine Prüfungs-Kommiss., bestehend aus den Herren Regier.-Rat Bogendörfer (dem Staats-Kommiss. der Bayer. Bodencredit-Anstalt), dem Vorst. der Kgl. Filialbank Würzburg, Finanz-Rat Steinheimer u. dem Architekten Lasne aus München eingesetzt (s. auch Jahrg. 1907/08 dieses Werkes). Die Kommiss. führte in der Zeit v. 8./4.–25./5. 1907 die ihr aufgetragene Revisionsarbeit durch. Obwohl diese staatl. Revisions-Kommiss. im grossen u. ganzen keine Beanstandungen zu machen hatte u. die Richtigkeit der von der Verwalt. der G.-V. v. 20./2. 1907 vorgelegten Bilanz bestätigte, wurde seitens der Minorität der Prozess fortgeführt. Mit Rücksicht darauf, dass das Kgl. Oberlandgericht Bamberg durch Zwischenurteil v. 16./11. 1907 unter Aufheb. des erstrichterlichen Erkentnisses das von der Bank gestellte Verlangen einer Sicherheits-Kaut. von M. 1 000 000 zurückwies, sah sich die Verwalt. veranlasst, eine a. o. G.-V. v. 23./12. 1907 einzuberufen u. derselben vorzuschlagen, die sämtl. Beschlüsse der G.-V. v. 20./2. 1907 aufzuheben sowie eine neuerstellte Bilanz für das Geschäftsj. 1906 zu genehmigen, welche den von dem Oberlandgerichte Bamberg erhob. Beanstandungen vollkommen Rechnung trug. Die Verwalt. sah sich ferner veranlasst, Er- gänzungen zum Geschäftsbericht für 1906 der Öffentlichkeit zu übergeben u. in der G.-V. v. 23./12. 1907 vorzulegen. In dieser Vers. wurden mit grosser Majorität die Beschlüsse der G.-V. v. 20./2. 1907 aufgehoben. Schliessl. kam mit der Minorität eine Einig. dahin zustande, die Beschlussfassung über die übrigen Punkte der Tagesord. zurückzustellen; zugleich legten die sämtl. Mitgl. des bisherigen A.-R. ihr Amt nieder. Es wurde ein neuer A.-R. (s. unten) gewählt. Der neue A.-R. nahm Anfang 1908 eine selbstständige u. eingehende Prüfung des Hypoth.-Be- standes vor, die eine zu hohe Beleihung der Darlehensobjekte zwar nicht ergab, aber doch die Bildung eines Hypoth.-R.-F. im Betrage von M. 900 000 für verschiedene Objekte veranlasste, gleichzeitig wurde eine Neuordnung des gesetzl. R.-F. M. 2 300 000 vorgenommen, der mit M. 965 000 dotiert bleibt, von dem überschiessenden Betrag wurde ein Pfandbrief-R.-F. mit M. 1 035 000 gebildet u. restl. M. 300 000 dem neuen Hypoth.-R.-F. überwiesen. Vom 22./2.–29./3. 1907 wurden per Saldo M. 5 803 700 Pfandbriefe zurückgekauft; später wurde die Aufnahme der Pfandbriefe eingestellt. Gegen die Beschlüsse der G.-V. v. 8./4. 1908 über die Bilanzen nebst Gewinn- u. Verlustrechnung der Geschäftsjahre 1906/07, die Verwend. der in beiden Jahren erzielten Reingewinne, über die Neuord. der Reserven u. über die Abfindung der Direktoren, ferner über die Entlastung des früheren A.-R. u. des Vorstandes für die Zeit v. 1./1. 1906–23./12. 1907 sowie über die Abstandnahme von jedem Regresse haben die Aktionäre August Menges, Kaufm. in Paris, u. Gust. Nathan, Bankier in Frankfurt a. M. (Ansbachergruppe) Anfechtungsklage erhoben. Der erste Verhandlungstermin steht beim Kgl. Landgerichte in Würzburg, Kammer für Handelssachen, am 15./6. 1908 an. Ebenso hat die Verwalt. der Bank eine Anfechtungsklage gegen die Punkte 3 u. 4 der G.-V. v. 8/4. 1908 eingereicht, da das inzwischen ausgetretene Mitgl. des Vorst. L. Sauer ohne An- weisung des A.-R. am 7./4. 1908 Tant. aus der Bankkasse abgehoben hat. Urteilsvarkün- digung am 9./7. 1908 Eine Vers. von Aktionären der Bank beschloss am 29./4. 1908 einstimmig die Gründ. eines Schutzverbandes gegenüber den Bestreb. der Ansbachergruppe. Die Mitgl. verpflichten sich zur Sperre ihrer Aktien u. übertragen die Vertret. in der G.-V. einem aus 12 Mitgl. bestehenden Ausschuss. Der Schutzverband der Aktionäre gegen die Ansbachergruppe, der bis zum 1./5. 1918 unabsetzbar ist, trägt die Bezeichnung ,Vereinig. zum Schutze der Inhaber von Aktien der Bayer. Bodencredit-Anstalté. Sein Sitz ist Würzburg. Die Würzburger Filiale der Bayer. Disconto- u. Wechselbank führt das Sekretariat. Dem Vorst., der bis zum 1./5. 1918 unabsetzbar ist, gehören an: Rechtsanwalt Meisner, Michael Herbst sen., Würzburg; Bank-Dir. Dr. Dietzschold, Frankf. a. M.; Theodor Eck, Justizrat Dr. Freudenthal I, Rechtsanwalt Keller, Dr. Marc, Stabsarzt a. D., Dir. Meuschel, Würzburg; Rechtsanw. Dr. Walther v. Praun, Nürnberg; Robert v. Spruner, Würzburg; Dr. Aug. Weidert, München. Der Vorst. kann insbesondere die Aktien in der G.-V. vertreten, Prozesse führen u. sich anschliessen, auch für die Div. der Jahre 1906/07 mit 6 bezw. 7 % in Vorschuss treten. Die Statuten besagen ausdrückl., dass gegen die zu hinterleg. Aktien Zertifikate ausgestellt werden, deren Zulass zum Handel an den Börsen von Frankf. a. M. u. München beantragt werden soll. Pfandbriefe: Auf Grund der ihr zustehenden Hypoth.-Forderungen und in Höhe der- selben giebt die Anstalt Pfandbriefe aus, welche spät. innerhalb 60 Jahren nach Em. zu amortisieren sind. Der Gesamtbetrag der jeweils begebenen Hypoth.-Pfandbr. u. Schuld- verschreib. darf den 15fachen Betrag des eingezahlten Grundkapitals u. des ausschliesslich zur Deckung einer Unterbilanz oder zur Sicherung der Pfandbr.-Gläubiger bestimmten R.-F. nicht übersteigen. Die Pfandbr. lauten auf Inhaber oder auf Namen, können aber in ersterem Falle nach Antrag auch auf den Namen vinkuliert und auf anderen Antrag devinkuliert werden u. zwar beides gebührenfrei. Sie werden in Abschnitten von M. 5000 als höchstem, bis M. 100 als kleinstem Betrage ausgegeben. Verj. der Coup. nach gesetzl. Frist, der Pfandbr. 30 J. (F.) Die Reichsbank, die Königl. Bank in Nürnberg u. deren Filialen sowie die Bayerische Notenbank in München und ihre sämtl. Stellen, ferner die Badische Bank in Mannheim beleihen die Pfandbr. In Umlauf