Dampfschiffahrts-Gesellschaften, Rhedereien etc. 597 nach der 1. G.-V. stattzufinden hat. Der nämlichen erschwerten doppelten Beschluss- fassung unterliegen alle Statutänd., welche den Verlust oder die Einschränkung der Selbständigkeit der Ges. zur Folge haben würden. – Der Lloyd hat dem Morgan-Trust einen variablen Anteil des A.-K. eingeräumt und auf diesen die jeweilig zur Ver- teilung kommende Div. zu vergüten, während die Ges. anderseits auf diesen Anteil seitens des Trust eine feste Verzinsung von 6 % erhält; die bezügl. Vereinbarungen sind 1./1. 1903 in Kraft getreten. – Bezügl. des Verkehrs mit Südamerika, besonders nach Brasilien ist im Sept. 1902 mit den an diesem Geschäft beteil. Rhedereien eine Verständ. erzielt. Gleichzeitig hat der Lloyd zus. mit der Hamburg-Amerika-Linie einen Teil (je 12¾ % der Aktien der Holland-Amerika-Linie in Rotterdam erworben. Neuerdings hat ferner der Nordd. Lloyd mit der Hamburg-Amerika-Linie für die Dauer von 4 Jahren Vereinbarungen getroffen, die sich auf den nordatlantischen u. ostasiatischen Verkehr, sowie auf den Verkehr der Vergnügungsfahrten beziehen u. eine enge Zus, arbeit der beiden Gesellschaften auf diesen Gebieten gewährleisten. Ferner haben der Nordd. Lloyd, die Hamburg-Amerika-Linie, die Holland-Amerika-Linie, Red Star Line, Allan Line, Anchior Line, American Line, Atlantic Transport Line, Canada Pacific Gesellschaft, Compagnie Transatlantique, Cunard Line, White Star Line, Dominion Line u. Leyland Line für die Dauer von 3 Jahren ein neues Übereinkommen getroffen, welches sowohl das Geschäft erster u. zweiter Kajüte wie das Zwischendecks-Geschäft im nordatlantischen Verkehr regelt; auch wegen des kontinentalen Zwischendeckgeschäftes ist eine Vereinbarung zwischen den kontinentalen u. den englischen Linie zustande ge- kommen. Befördert wurden 1907 insgesamt 661 258 Passagiere gegen 491 383 im Vorjahre (seit Bestehen des Lloyd 7 130 475 Personen) und 4 390 051 cbm Ladung gegen 3 804 738 im Jahre 1906. Die Dampfer des Lloyd durchliefen 1907 ca. 6 254 700 Seemeilen = etwa 290mal den Umfang der Erde. An Grundbesitz und baul. Anlagen besitzt der Lloyd: Geschäftsgebäude, Proviantamt, Werkstätte, Waschanstalt, Gepäckschuppen an der Papenstr., Pelzerstr., Gr. Hundestr., Wegensende u. am Bahnhof in Bremen, ferner eine grosse Reparaturwerkstatt daselbst, Stationsgebäude, neue Wartehalle, Kantine, 8 Schuppen, Dockanlage nebst Werkstätten, Masch. etc., sowie Agenturgebäude in Bremerhaven. Sanitätsstation in Rio Branco (Brasil.) u. Kontrollstationen an der deutsch-russ. Grenze. Neben dem jetzigen Geschäftsgebäude in Bremen sind 1899 mehrere Grundstücke erworben, auf denen ein neues Verw.-Gebäude errichtet ist. Die Werkstätten in Bremen wurden 1901 zur Fabrikation von Schiffeinricht. umgestaltet u. wurde für dieselben eine eigene G. m. b. H., Nordd. Maschinen- u. Armaturen- fabrik“ mit M. 1 500 000 Kapital (wovon d. Lloyd M. 1 480 000 besitzt) unter selbständ. Leitung gegründet. Zur Vergrösserung dieser Anlagen wurde von der A.-G. „Weser“ ein Nach- bargrundstück erworben. – Auf der Insel Borkum hat der Eloyd 1901 2 Stationen für drahtlose Telegraphie eingerichtet u. mehrere Schiffe mit der gleichen Einricht. versehen, die Schnelldampfer ferner zu dem gleichen Zweck mit Apparaten des sog. „Long Distance System-. Neben den 1901 erweiterten Bremerhavener Werkstätten der Ges. ist eine An- stalt für Vornahme von Schleppversuchen an Schiffsmodellen erbaut. 1901 wurde zur Er- richtung von Lagerhäusern u. eines Wohnhauses Grundbesitz in Manila erworben. Ferner hat der Lloyd, um sich für seinen immer grösser werdenden Kohlenbedarf unabhängig von fremden Lieferanten zu machen, eigene Grubenfelder an der Enischer-Lippe bei Datteln mit der Firma Krupp in Essen erworben; der Bau der Schachtanlagen ist im Werk u. dürfte mit der Förderung Mitte 1908 begonnen werden können, auch Beteil. an den Kohlen- u. Kokswerken Hansa G. m. b. H. in Bremerhaven. In der Blancobucht (Simpsonhafen) auf Neuguinea ist 1904 eine eigene Pier- u. Hafenanlage nebst Kohlen- station hergestellt. Mit der Firma Stone & Co. Ltd. in London hat sich der Lloyd 1904 zwecks Ausnutzung des Patents Dörrscher Schottentürverschlüsse zu einem Syndikat vereinigt u. sich 1905 bei der Gründung der neuen Bremer Roland-Linie, die eine Ver- bindung zwischen Bremen u. der Westküste von Süd-Amerika unterhält, an dieser mit M. 2 000 000 Aktien beteiligt. Seit 1907 auch Beteilig. an der Hamburg-Bremer Afrika- Linie, welche mit der Woermann-Linie u. der Hamburg-Amerika-Linie Vereinbarungen wegen weiteren Dienstes nach den afrikan. Häfen getroffen hat. Die Flotte des Nordd. Lloyd wird nach Fertigstellung der im Bau befindl. Fahrzeuge (darunter 5 Doppelschraubendampfer) aus 93 Ocean- u. 52 Küstendampfern, sowie 61 Fluss- dampfern u. Barkassen mit 739 903 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt u. 603 686 indic. HP., See- uu. Flussschleppern, Leichtern u. Kohlenprähmen mit 58 239 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt u. 2 Schulschiffen mit 5823 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt bestehen. Ende 1907 standen zu Buche 127 See- u. Küstendampfer u. 2 Schulschiffe mit M. 180 137 000, 36 Flussdampfer, 150 Leichterfahrzeuge etc. mit M. 6 070 000, Tender-Barkassen, Leichter u. Hulks in auswärtigen Häfen M. 2 890 000. Durchschnittsalter der Schiffe 6.96 Jahre. Der Lloyd beschäftigt ins- gesamt über 21 000 Personen. Der 1900 durch Brand zerstörte Pier der Ges. in Hoboken, wobei die Ges. ca. M. 5 000 000 Schaden erlitt (s. Jahrg. 1902/1903 d. B.) ist in erweitertem Umfange wieder aufgebaut (3 Piers jetzt); das Pierterrain ist durch Ankäufe arrondiert u. einer selbständ. Dock-Ges. in Hoboken zur Verwaltung übertragen. Die Shares dieser neuen North German Lloyd Dock Co. be- finden sich im Besitz des Lloyd, der sich damit dauernde Nutzung der Anlagen gesichert hat. ... - ―