728 Elektrotechnische Fabriken, Elektricitätswerke und Hilfsgeschäfte. Elektricitätswerk Westfalen Akt.-Ges. in Bochum. Gegründet: 27./6. 1906; eingetr. 28./8. 1906. Statutänd. 24./6. 1907. Gründer: Berliner Handels-Ges., S. Bleichröder, Hardy & Co. G. m. b. H., Berlin; Dir. Karl Zander, Zürich; Bergwerksges. Hibernia, Herne. Zweck: Gewerbsmässige Lieferung u. Verwendung der Elektrizität zu Beleuchtungs- Kraftübertragungs-, Beförderungs- und sonstigen Zwecken in Westfalen und Rheinland sowie die Ausführung aller zur Erfüllung dieser Zwecke dienenden oder darauf bezüglichen Geschäfte. Die Ges. ist in einen zwischen der Berliner Handels-Gesellschaft u. der Berg- werks-Ges. Hibernia in Herne getätigten Vertrag eingetreten, durch den der Ges. der Bezug elektr. Energie für die Dauer von 45 Jahren gesichert ist. Ebenso übernahm die Ges. die von der Berliner Handels-Gesellschaft erworbenen Elektrizitätswerke Witten u. Linden. Endlich gingen die durch das Bankhaus Hardy & Co. G. m b. H. in Berlin für das Elektrizitätswerk Westfalen abgeschlossenen Konzessions- u. Stromlieferungsverträge mit der Stadt Bochum, den Gemeinden Westenfeld u. Leithe i. W. auf die Ges. über. Im Laufe des Jahres 1907/1908 wurde das Absatzgebiet durch Konzessions- u. Stromlieferungs- verträge mit den Städten Witten, Hattingen, Herne u. den Gemeinden Linden, Dahlhausen, Baukau, Blankenstein, Ostherbede, Westherbede, Winz, Höntrop, Wengern, Bommern, Wattenscheid, Stockum, Eppendorf, Sonnborn u. Düren erweitert; von der Gemeinde Bommern übernahm die Ges. das dort bestehende Elektrizitätswerk. Die Ges. bezieht die elektr. Energie von den Zechen Shamrock I/II, Shamrock III/IV, General Blumenthal u. Schlägel & Eisen, sämtlich der Bergwerks-Ges. Hibernia gehörig, als Drehstrom von 5000 Volt Spannung u. formen den Strom in Transformatoren- u. Schaltstationen auf 10 000 Volt um. Durch unterirdische Kabelleitungen wird der hochgespannte Strom den Konsumstätten zugeführt, hier auf die Gebrauchsspannung transformiert u. an die Verbraucher abgegeben. Mit den Bauarbeiten wurde im Sept 1906 begonnen u. konnten die für den ersten Ausbau notwendigen 90 km Kabel bis März 1907 verlegt werden. Provisorische Schaltstationen gestatteten bereits Mitte Dez. 1906 die Stromlieferung für Herne, Bochum u. Witten aufzu- nehmen, der Anschluss weiterer Orte (s. oben) erfolgte successive. Installationsabteilungen wurden in Witten, Hattingen, Bochum, Herne u. Wattenscheid errichtet. 1907/08 erwarb die Ges. einen Teil der Aktien der Akt.-Ges. für Gas u. Elektrizität zu Köln, welche auf ihre Monopolrechte zur Abgabe elektr. Energie innerhalb des Gebietes der Ges. zu Gunsten der Ges. verzichtete. Gleichzeitig kauft die Ges. das Elektrizitätswerk Sprockhövel, erwarb die vom Rhein.-Westfäl. Elektrizitätswerk innerhalb des Versorgungsgebietes früher verlegten Kabel und beteiligte sich an dem neu gegründeten Westfäl. Verbands-Elektrizitätswerk zu Kruckel. Durch den Anschluss einer Anzahl Grosskonsumenten betrug am Ende des Ge- schäftsjahres 1907/08 der Anschlusswert bei 1404 Abnehmern: 29 798 Glühlampen, 867 Bogen- lampen, 6791,2 PS. in Motoren u. Apparaten, Gesamtwert 8035,6 KW. (gegen etwa 2400 KW. im Vorjahre). Die Stromabgabe 1907/08 betrug: Licht für Private 588 641 K W.-Std., Licht für Strassenbeleuchtung u. Gemeinden 58 775 K W.-Std., Kraft 4 920 323 K W.-Std., Bahnen 323 042 K W.-Std., Summa 5 890 781 KW.-Std. Zur Speisung der Niederspannungsnetze und der Grosskonsumenten dienten Ende März 1908: 8 Haupt-Schaltstationen, 23 Schalt- und Transformatorenstationen und 33 Transformatorensäulen mit insgesamt 10 350 KW. Das Leitungsnetz umfasste 174 km Hochspannungskabel mit 204 km Hilfs- u. Telephonkabeln, 43 km Niederspannungskabel = 421 m Kabel und 45 km Niederspannungsfreileitungen. Im Jahre 1909 wurden von der Akt.-Ges. für Gas- u. Elektrizität zu Köln die Gaswerke Buer, Eickel u. Langendreer für M. 3 135 000 erworben. Kapital: M. 4 000 000 in 4000 Aktien. Urspr. M. 2 000 000. Die G.-V. v. 24./6. 1907 be- schloss Erhöhung des A.-K. um M. 2 000 000 in 2000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./10. 1907, übernommen von einem Konsort. zu 115 %; angeboten hiervon M. 1 000 000 den alten Aktionären zu 117 %. Die Mehrzahl der Aktien befindet sich im Besitz der Stadt- u. Land- kreise Bochum, Gelsenkirchen, Recklinghausen und der Stadt Herne, auch die Bergwerks-Ges. ist noch mit M. 500 000 beteiligt. Anleihe: M. 6 000 000 zu 4 %, aufgenommen 1907 bei der Landesbank für die Provinz Westfalen; Zinsengarantie der Kreiskommunalverbände Bochum und Gelsenkirchen. Das Darlehen ist jährlich mit 1¾ % zu tilgen. Zur Erweiterung der Anlagen soll eine neue Anleihe von ca. M. 4 000 000 aufgenommen werden. Geschäftsjahr: 1./4.–31./3. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie= 1 St. Bilanz am 31. März 1908: Aktiva: Grundstücke u. Gebäude 655 657, Hochspannungs- kabelnetze 2 093 936, Anlagen einschl. Schaltstationen, Telephonanlage, Ortsnetze, Trans- formatoren u. Zähler 2 239 444, Beisteueranlagen 7457, Bau-Kto 1 364 031, Inventar, Werk- zeuge u. Fahrzeuge 113 403, Betriebs- u. Installationsmaterial. 111 379, Kassa 2609, Verträge- Kaut. 126 867, Bankguth. 5 655 649, Versich. 5109, Wechsel 1340. – Passiva: A.-K. 4000 000, R.-F. 253 194, Anleihe 6 000 000, Anlagetilg.-Kto 60 000, Ern.-F. 30 000, Hypoth. 64 000, Kredit. 1 734 231, R.-F. 8899, Tant. an A.-R. 11 250, Div. 150 000, Vortrag 65 310. Sa. M. 12 376 886. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Betriebs- u. Geschäfts-Unk. 367 550, z. Anlage-Tilg.- Kto 60 000, z. Ern.-F. 30 000, Gewinn 235 460. – Kredit: Vortrag 57 473, Betriebseinnahmen 635 537. Sa. M. 693 010. Dividenden 1906–1907: 0, 5 %. Direktion: L. le Bret, L. Aschoff, Bochum; Alb. Hempel, Berlin. Aufsichtsrat: Vors. Bankier Dr. Walther Rathenau, Berlin; Stellv. Landrat Karl Gerstein, Oberbürgermeister