1326 Glas-Fabriken und Spiegel-Manufakturen. Akt.-Ges. für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens in Dresden. Fabriken in Dresden, Döhlen b. Dresden, Usch u. Gertraudenhütte b. Schneide- mühl, Neusattl b. Elbogen in Böhmen, Wirges, Bad Nauheim, Osterwald und über 100 Niederlagen in allen grösseren Orten Deutschlands u. OÖsterreich-Ungarns, sowie in den sonstigen Hauptstädten. Gegründet: 23./9. 1888 mit Wirk. ab 1./1. 1888; eingetr. 20./10. 1888. Letzte Statutänd. 5./5. 1900 u. 30./12. 1901. Die Ges. erwarb bei ihrer Gründung die 1862 errichtete Flaschenfabrik von Friedr. Siemens in Dresden, sie übernahm ferner die Dresdner Hartglasfabrik, die Glas- hütte Döhlen, die Flaschenverschlussfabrik Döhlen (inzwischen nach Dresden verlegt), die Flaschenfabrik Neusattl b. Elbogen, die Tafelglasfabrik Neusattl b. Elbogen. die sämtl. aus- wärt. Glasniederlagen, das zur Aufnahme der Berl. Niederlage bestimmte Grundstück (in- zwischen verkauft) und das techn. Bureau in Dresden mit den überlassenen Patentrechten. Die Areale der übernommenen Grundstücke umfassten folg. Flächen: a) in Dresden u. Löbtau ca. 43 000 qm, b) in Döhlen ca. 73 000 qm, c) in Neusattl b. Elbogen ca. 93,23 ha, d) in Berlin am Anhalter Bahnhof ca. 6900 qm. Übernahmepreis M. 9 709 370. Zweck: Anfertigung u. Lieferung von Glaswaren aller Art und der zugehörigen Neben- produkte; Betrieb der zur Erreichung dieses Zweckes dienenden Fabrikanlagen. In Hamburg eigenes Grundstück für die dortige Niederlage; 1900 Ankauf des Etabliss. der Glashütten- Act.-Ges. zu Usch bei Schneidemühl für M. 193 000, ferner 1901 ein Steinbruch bei Dresden. Auf den Fabriken der Ges. sind Arb.-Wohnungen vorhanden. Für Verbesserungen u. Erweite- rungen der Anlagen inkl. Anschaff. werden alljährl. erhebliche Aufwendungen gemacht (so 1906– 1908 für ca. M. 700 000, 664 873, 1 021 497, teilweise inkl. Grundstücks-Ankäufen). Im Jahre 1908 entfällt der grösste Teil der Zugänge auf die Einricht.-Kosten für den Betrieb der Owensmaschinen. – Umsatz 1899–1908: M. 10 403 500, 11 040 000, 11 302 000, 11 378 000: 12 694 000, 13 707 000. 15 322 000. 15 453 000, 15 944 000., 15 398 000. Der Flaschenverkauf, 99½ Mill., 103.40 Mill., 100.30 Mill., 102.9 Mill., 128 Mill., 144.7 Mill., 156.2 Mill., 144.1 Mill., 134.8 Mill.; für 1908 nicht veröffentlicht. Die a. o. G.-V. v. 26./11. 1907 beschloss den Beitritt zum Verband der europ. Flaschen- fabriken, welcher die Owens'schen Patente (Erfindung einer Flaschenmaschine zur automat. Herstellung von Flaschen) für alle Länder der Erde mit Ausnahme der Ver. Staaten, Mexiko, Ca- nada, Japan u. China einschl. der in Manchester von den Amerikanern gebauten Maschinenflaschen- fabrik erworben hat. Dem Europäischen Verbande gehören an die bisher gegründeten Ver- bände der einzelnen Länder. Die Fabriken der Ges. sind dem deutschen und dem österr.- ung. Verbande angeschlossen u. sind an den Lasten der Erwerbung nach Verhältnis ihrer Flaschenproduktion beteiligt. Diese Beteilig. der Ges. wird sich einschl. der Zinsen und der Spesen auf ca. M. 2 000 000 stellen, welcher Betrag längstens in 10 Jahren aufzubringen ist. Iusoweit Patentverkäufe in solchen Ländern durchgeführt werden, welche dem Europ. Ver- bande nicht angeschlossen sind, inbesondere auch in aussereurop. Ländern, ermässigt sich die Verpflichtung entsprechend. Der Erwerb des Patentes wird aller Voraussicht nach bedeutende Betriebsvereinfachungen herbeiführen und auch die Herstellungskosten nicht unwesentlich vermindern. Die umfangreichen Neu- u. Umbauten zur automatischen Flaschen- herstellung nach dem Patent von Owens wurden in der Dresdner Fabrik fertiggestellt, so dass der Betrieb bereits im Oktober 1908 aufgenommen werden konnte. Die Fabrikation sowohlwals auch die Frabrikate selbst befriedigen im vollsten Masse. Die G.-V. v. 31./12. 1901 genehmigte den Ankauf der in Konkurs geratenen Fabrik feuer- fester u. säurefester Produkte, A.-G. in Vallendar (s. hierüber Jahrg. 1904/1905 dieses Handb.), erhöhte zu diesem Zwecke das A.-K. um M. 1 000 000 und beschloss Ausgabe einer 4½ % Anleihe von M. 6 000 000 (s. unten). Die Übernahme ab 11./1. 1902 erfolgte unter folg. Be- dingungen: Die Siemens-Ges. übernahm das gesamte zur Konkursmasse von Vallendar gehörige Grund- u. Bergwerkseigentum, namentlich das in Wirges, Vallendar, Nauheim, Gertrauden- hütte u. Osterwald b. Hameln, u. die sämtl. zur Masse gehörenden Fabriken u. die Baulichkeiten mit allem Zubehör, Vorräten etc., ausgenommen allein die Vorräte an fertigen u. halbfertigen Chamottewaren u. an Flaschen. Ferner übernahm die Siemens- Ges. das für die Hütte in Osterwald angekaufte fiskalische Kohlenbergwerk. Dagegen überliess die Siemens-Ges. der Konkursmasse von Vallendar M. 1 000 000 neue Aktien zu 115 %. Abgesehen von diesen M. 1 000 000 Aktien wurde der Kaufpreis auf M. 5 600 000 festgesetzt und beglichen durch Übernahme von Schulden und Barzahlung an die Konkursverwaltung. Zu den Kaufgegen- ständen gehören 3 Flaschenfabriken in Wirges im Unterwesterwaldkreise, Osterwald bei Hameln und Gertraudenhütte bei Schneidemühl mit einer Gesamtflaschenproduktion von ca, 30–32 000 000 Flaschen. Ferner gehören dazu eine Chamotte-, eine Schwefelsäure-, eine Schwefelsaurethonerde- und Berlinerblaufabrik, sowie eine Arb.-Kolonie zu Wirges, eine Kleinere Chamottefabrik in Bad Nauheim in Hessen etc., ein kleiner Mineralbrunnen bei Zollhaus in Nassau etc. – Die Fabrikanlage Wirges erstreckt sich über einen Grundbesttz von ca. 33 ha. Kapital: M. 10 000 000 in 10 000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 9 000 000, erhöht zwecks Erwerb der Fabrik feuer- u. säurefester Produkte in Vallendar (s. oben) lt. G.-V. v. 30./12, 1901 um M. 1 000 000 (auf M. 10 000 000) in 1000 neuen Aktien à M. 1000. Dieselben, welche für 1902 eine 4 % Verzinsung erhielten u. ab 1./1. 1903 voll div.-ber. sind, wurden der Kon- kursverwaltung der Vallendarer Ges. zum Ausgabekurse von 115 % überlassen und von dieser seitens eines durch die Berliner Handels-Ges. vertretenen Konsortiums zu 180 % übernommen;