33 Salz-, Kali- und Salpeter-Bergwerke. Kaliwerke Friedrichshall Actiengesellschaft in Sehnde. (Prov. Hannover.) Gegründet: 14./9. 1899, eingetr. 10./11. 1899. Gründer s. Jahrg. 1900/1901. Letzte Statut- and. 30./6. 1902, 30./6. 1903, 12./3. 1904, 29./6. 1907 u. 30./6. 1908. Sitz bis 30./6. 1903 in Hannover, dann bis 29./6. 1907 in Berlin, jetzt in Sehnde. Zweck: Erwerb u. Betrieb von Bergwerken, insbes. Gewinnung u. Verwertung von Salzen, Mineralien u. Fossilien jeder Art u. Vornahme aller Handlungen, welche mit derartigen Geschäftsbetrieben in Verbindung stehen. Die Ges. übernahm von der alten Bohrgesellschaft Friedrichshall gegen Auslieferung von 1000 Aktien à M. 1000, auf welche M. 500 000 einbe- zahlt. die Kaligewinnungsverträge aus den Gemeinden Sehnde u. Bolzum. Die 1899/1900 mittels Tiefbohrungen gemachten Kalifunde waren so gut, dass man zu der Niederbringung eines Schachtes vorschritt. Mit dem Abteufen wurde Mitte April 1901 begonnen; bei 26 m Tiefe wurde im März 1902 zu dem Kind-Chaudronschen Verfahren übergegangen. Nach Beendigung des Abbohrens wurde der Schacht mit der Hand bis auf 510 m nieder- gebracht. Unter Tage ist z. Z. eine Gesamtheit von Strecken, Querschlägen, Hoch- brüchen usw. von 9276 m vorhanden. Die Grubenbaue befinden sich auf drei Sohlen, 552 m unter Tage. Auf beiden Sohlen sind, zum Teil unter Verwendung horizontaler Kernbohrungen, 4 abbauwürdige Kalilager, u. zwar drei Hartsalzlager u. ein Sylvinit- lager, nachgewiesen u. durch Streckenbetrieb aufgeschlossen. Steil aufgerichtet u. bis zu 22 m mächtig, zeigen diese Lager zum Teil befriedigende, zum Teil hohe Gehalte an Chlorkalium, sodass es möglich ist, nicht allein Kainit, sondern auch 20 % Düngesalz direkt aus der Grube zu fördern. Der Hauptabbau vollzieht sich zur Zeit im Hartsalzlager III u. im Sylvinitlager. Die Fabrikanlagen, die zwecks Verarbeitung der Hartsalze auf Chlorkalium erforderlich wurden, bestanden zunächst in einer provis. Anlage, die im Sommer 1907 errichtet wurde. Im Frühjahr 1908 indes begann man mit dem Bau einer kleinen definitiven Chlorkaliumfabrik, die, für eine tägl. Verarbeitung von über 2000 dz Rohsalz ausreichend, seit Sommer 1908 in vollem Betriebe ist (Baukosten ca. M. 600 000). Da die Salze kein Chlormagnesium enthalten, entstehen bei ihrer Verarbeitung keinerlei Endlaugen. Eine Verdampfstation oder Endlaugenleitung ist daher nicht erforderlich, auch stellen sich die Selbstkosten der Fabrikate günstig. Die seit Mai 1908 in Betrieb stehende definitive Fabrik besteht aus einem Lösehaus mit 2 Lösekesseln, jeder mit 2 Kippnutschen und den erforderl. Nebenapparaten, aus einer Deckstation mit 6 Deckbottichen, einer Trockenstation mit 2 Trockenöfen, einem Krystallisierraum mit 131 Krystallisierkästen, sowie den erforderlichen Nebenanlagen (Magazin, Schmiede, Kaue, Laboratorium, Büros). Ausser der Chlorkaliumfabrik sind folgende Tagesanlagen vorhanden: ein massives Schachtgebäude mit 46 m hohem eisernen Fördergerüst (Koepeförderung), sowie Verbindungsbrücke zur Mühle, eine Salzmühle für 750–850 dz stündl. Leistung nebst Verladestation, einen Zwischenbau zwischen Mühle und Schachtturm zur Unterbringung des Grubenvyentilators (Patent Capell), der beiden Haupt- antriebsmotore der Mühle u. des Transformators für die kleineren Motore nebst Schalt- anlage, ein Fördermaschinenhaus mit elektrischer Fördermaschine (Siemens-Schuckert, Fahr- geschwindigkeit 10 Meter pro Sekunde, stündl. Förderleist. 75 t bei 900 m Maximalschacht- teufe), eine elektr. Zentralstation, bestehend aus 3 Maschinenaggregaten von 900, 450 und 150 eff. PS. Leistung, Zentralkondensation u. Batterie für die Fördermasch., eine Rückkühl- anlage, ein Kesselhaus mit 65 m hohem Schornstein, 6 Kesseln u. 3 Pumpen; ferner ein Werkstättengebäude, ein Gebäude für Kaue u. Magazin, ein Lokomotivschuppen, ein Roh- salz-Lagerraum, eine Wasserreinigungsanlage mit Hochbehälter, Wasserleitung u. Wasser- turm nebst anschliessendem Direktions-Gebäude u. Bergwerksbüros, sowie technischem Büro im Wasserturm, ein Portierhaus mit Fahrradhalle, endlich drei Beamten- u. Arb.-Wohn- häuser u. ein Direktorwohnhaus. Ein Bahnanschluss verbindet seit 1903 die Station Sehnde mit dem Werke. Belegschaft Ende 1908 ca. 290 Mann. In den Jahren 1907/08 bestanden provisorische Verträge mit dem Kalisyndikat. Die Verhandl. wegen definitiven Beitritts des Werkes zum Kalisyndikat wurden im Frühjahr 1908 eingeleitet. Nach wiederholter Befahrung der Grube u. längeren Verhandl. trat Friedrichshall am 28./8. 1908 dem Kalisyndikat bei mit einer Beteilig. von 17 Tausendstel für 1908 u. 17,5 Tausendstel für 1909, wobei die Wirkung des Vertrages auf den 1./5. 1908 zurückdatiert wurde; für 1910 wurde die Be- teiligungsziffer auf 14.34 Tausendstel reduziert. Absatz 1908: Gruppe I 38 744.21 eff. dz Chlorkalium zu 80 % = 19 567.78 dz K20 1 850.00 zser Kalidünger 1793.00 „III 2395709 „Kalidüngesalz 20% 799140. 100090 „ 30 % 3000 „ 660.00 „ 5 40 % 356400 IV 419 250.35 11 = 50 871.04 3 1908 Summa: 46 627.22 dZ K20 Die Ges. erzielte aus dieser Produktion einen Gesamterlös von M. 1 273 240. Kapital: M. 6 250 000 in 6250 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 2 000 000, erhöht lt. G.-V. v. 23./12. 1901 um M. 2 000 000 in 2000 Aktien mit Div.-Recht ab 1./1. 1903, übernommen von dem Schles. Bankver. in Breslau, angeboten den Aktionären 1:1 v. 12./7.–1./8. 1902 zu 103 %, Aktienstempel u. Kosten zu Lasten der Ges. Die G.-V. v. 12./3. 1904 beschloss die Erwerbung sämtl. Geschäftsanteile der Bergwerks-Ges. Glückauf Sarstedt, G. m. b. H. gegen Gewährung %