22 Ausländische Industrie-Gesellschaften. Internationale Electricitäts-Gesellschaft in Wien. Gegründet: Am 6./5. 1889. Gründer: Union-Bank, Wien; Ganz & Co., Eisengiesserei u. Masch.- Fabrik A.-G. in Ofen. Die Ges. hatte mit Ganz & Co. ein Übereinkommen abgeschlossen, wo- nach ihr die Berechtigung zustand, bei ihren Anlagen zum Zwecke der Erzeugung u. Lieferung von elektr. Licht u. elektr. Strom für Kraftübertragung sämtl. durch Ganz & Co. bereits er- worbenen oder in Zukunft zu erwerbenden, hierauf bezügl. Patente, insbes. für Fernleitung, anzuwenden. Auch hatten sich Ganz & Co. vertragsmässig verpflichtet, alle an sie gelangenden Aufträge, welche sich auf Installation in Verbindung mit ständigem Betriebe durch die in- stallierende Firma beziehen, der Intern. Electric.-Ges. zur Durchführung zu überlassen. Diese Vereinbarung wurde beim Ablauf der vorgesehenen 15 jährigen Frist (6./5. 1904) im beiderseitigen Einvernehmen nicht verlängert. Bei diesem Anlasse erfolgte ein Austausch treundschaftlicher Gesinnungen u. die Zusicherung, sich auch fernerhin bei Wahrnehmung der geschäftlichen Interessen gegenseitig zu unterstützen. Durch die Stellungnahme der Gemeinde Wien gegen die privaten Elektr.-Ges. kam es zu einem heftigen Konkurrenzkampfe zwischen der Internat. Elektr.-Ges. u. dem städtischen Elektr.-Werk, sowie zu Prozessen zwischen der Ges. u. der Gemeinde Wien. Um diesen Kämpfen, welche grosse wirtschaftliche Schädigungen hätten zur Folge haben können, ein Ende zu bereiten, kam es zu einem Ausgleich, welcher nach Ratifikation durch das Plenum des Wiener Gemeinderates am 3./7. 1903 perfekt geworden ist. Diese Abmachung, durch welche die Streitpunkte zwischen der Gemeinde Wien u. den privaten Ges. geschlichtet wurden, und die auch zur Beilegung sämtl. Prozesse mit der Gemeinde führte, hat der Internat. Elektr.-Ges. erhebliche Opfer auferlegt. Sie musste bis Ende 1905 auf die Herstellung von Hausanschlüssen verzichten; ferner muss sie von einer über ein gewisses Mass hinaus- reichenden Ausdehnung ihrer Kraftanlagen absehen u. eine Erweiterung ihres Kabelnetzes in den noch nicht belegten Strassen bis auf kurze Ausläufer unterlassen. Dagegen bleibt ihr die Möglichkeit gewährleistet, ihr Kabelnetz durch Zulegungen u. durch Neuanlage von Speise- u. Betriebskabeln auszugestalten. Verstadtlichung der Wiener Elektrizitätserzeugungs- u. Lieferungsanlagen. Der Wiener Gemeinderat nahm in seiner Sitzung vom 24./4. 1906 den Antrag des Stadtrates an, nach welchem die Gemeinde Wien mit dem 1./5. 1908 die Wiener Elektrizitätserzeugungs- u. Lieferungsanlagen erwirbt. Der Bestandwert der Wiener Zentralstation per 30./4. 1906 bildet die Grundlage des von der Gemeinde zu entrichtenden Übernahmepreises. So lange die Wiener Zentralstation noch im Besitze der Ges. bleibt, ist zwischen letzterer und den städtischen Elektrizitätswerken ein geschäftliches Einvernehmen vereinbart worden. Diese Einlösung hat inzwischen stattgefunden. Die Verrechnung des Verkaufserlöses wird im Rechnungsabschluss 1908/09 geschehen. Abgegebene Strommenge in Hektowattstunden 1892/93–1907/1908: 11 546 100, 18 562 630, 26 798 868, 38 887 820, 48 228 070, 60 003 000, 78 616 000, 91 819 000, 101 908 000, 104 012 000, 120 244 090, 142 217 990, 144 592 250, 146 186 360, 152 033 810, 154 813 600. Besitztum: Die elektr. Zentralstationen in Wien, Bielitz-Biala, einen Anteil von 30 % an der Zentralstation in Fiume, die Elektr.-Anlagen Pölswerke, deren Betrieb von der Firma Ganz & Co. geführt wird, sowie Beteiligungen an den elektr. Bahnen Bielitz-Zigeunerwald und Teplitz-Eichwald. Auf Grund des Vertrages vom 29./11. u. 2/12. 1907 hat die Stadt- gemeinde Budweis der Ges. die Konzession zur Errichtung u. zum Betriebe eines Elektrizitäts- werkes u. einer elektrischen Bahn im Stadtbereiche erteilt. Ferner hat sich die Ges. durch Erwerbung von Prior.- u. St.-Aktien der A.-G. Elektrizitätswerk Wels einen massgebenden Einfluss in der Verwaltung dieses Werkes gesichert. Mit der Gemeinde Fiume ist es wegen der Zentralstation in Fiume zum Abschluss eines Ablösungsvertrages gekommen, welcher seitens der ungarischen Reg. noch zu ratifizieren ist. Fusion mit der Union-Bank in Wien. Die a. o. G.-V. vom 14./10. 1908 beschloss das Anerbieten der Union-Bank anzunehmen, das gesamte Unternehmen der Internationalen Electricitäts-Ges. mit allen Aktiven u. Passiven im Wege der Fusion zu übernehmen u. als Entgelt für jede Aktie der Internationalen Electricitäts-Ges. 1/ Union-Bank-Aktien mit Div.-Ber. vom 1./1. 1909 ab auszufolgen. Ferner wird den Aktionären der Internationalen Electricitäts-Ges. das innerhalb 5 Tagen nach Perfektion des Übereinkommens auszuübende Recht eingeräumt, die im Umtausch zu empfangenden Union-Bank-Aktien der Bank gegen einen Barbetrag von K 600 für je 1½ Union-Bank-Aktien zu überlassen. Kapital: K 15 000 000 in 37 500 Aktien à K 400. Urspr. fl. 3 000 000, erhöht gemäss Beschl. V. 20./6. 1893 auf fl. 4 000 000, gemäss Beschl. v. 30./1. 1895 auf fl. 5 000 000, gemäss Beschl. v. 1./7. 1896 auf fl. 6 000 000 und gemäss Beschl. v. 1./7. 1898 auf fl. 7 500 000 = K 15 000 000. Gen.-Vers.: Spät. im III. Quartal. Stimmrecht: Je 20 Aktien = 1 St. Gewinn-Verteilung: Vom Reingewinn wird zunächst ein auf Antrag des V.-R. von der Gen.-Vers. zu beschliess. Beitrag behufs Errichtung eines Ern.-F. bezw. behufs Verstärkung desselben ausgeschieden und werden weiter mind. 2 % des Reinerträgnisses dem R.-F. solange zugeführt, bis derselbe ¼0 des A.-K. Von dem Rest 10 % Tant. an V.-R., verbleib Rest Div., insofern die Gen.-Vers. nicht eine andere Verwendung desselben beschliesst. Bilanz am 30. April 1908: Aktiva: Kassa 69 663, Effekten 227 336, Kaut. 663 424, Waren vorräte 103 778, Realitäten 157 787, Zentralstation Wien 27 613 923, do. Bielitz 1 426 500, 30% Anteil an Centralstation Fiume 501 547, Anteil der elektrischen Bahn Bielitz-Zigeunerwa