Textil-, Kunstseide- und Bekleidungsindustrie. 5959 Aus dem Geschäftsbericht 1930/31: Das Geschäftsjahr stand unter der Ungunst der allgemeinen Wirtschaftskrise, so dass die im Vorjahre erzielten Umsätze diesmal nicht erreicht werden konnten. Insbesondere machte sich der weitere Rückgang der Rohstoff- preise störend bemerkbar, weil durch ihn die Zurückhaltung der Abnehmer noch ver- schärft wurde. Wesentliche Einschränkungen u. Ersparnismassnahmen vermochten keinen vollen Ausgleich für das erneute Ausbleiben der erhofften Senkung der Steuern u. sozialen Lasten zu bieten. Ein verteilungsfähiger Reingewinn steht deshalb nicht zur Verfügung. Dagegen hat sich infolge vorsichtiger Dispositionen die finanzielle Lage der Ges. weiter gebessert, da sie heute im wesentlichen schuldenfrei dasteht u. über ein beträchtliches Bankguthaben verfügt. Die notwendigen Erneuer. wurden programmässig durchgeführt. Vogtländische Spitzenweberei Akt.-Ges. in Plauen i. V., Hans-Sachs-Str. 53. Gegründet: 30./5. 1907; eingetr. 1./7. 1907. Zweck: Errichtung einer Spitzenweberei, Fabrikation von Webspitzen u. ähnlichen Webstoffen. Die Ges. stellt baumwoll. u. seidene Webspitzen, kunstseidene Schals u. ähnliche Artikel her. Besitztum: Die Fabrik sowie die Verwalt.-Geb. der Ges. befinden sich auf dem in Plauen, Hans-Sachs-Strasse 53, gelegenen Grundstück. Dieses hat eine Grösse von 8220 qm, davon 2300 qm bebaut. Kapital: RM. 940 000 in 9200 St.-Akt. zu RM. 100 u. 1000 Vorz.-Akt. zu RM. 20. – Vorkriegskapital: M. 750 000. Urspr. M. 750 000; erhöht 1920 um M. 750 000 in 750 St.-Akt., 1921 um M. 1 000 000 in 750 St.-Akt. u. 250 Vorz.-Akt., 1922 um M. 3 000 000 in 2750 St.-Akt. u. 250 Vorz.-Akt., 1923 um M. 5 500 000. in 5000 St-Akt. u. 500 Vorz.-Aktien. Die Kap.-Umstell. erfolgte lt. G.-V. v. 22./12. 1924 von M. 11 Mill. unter Einzieh. von M. 800 000 nicht verwert. St.-Akt. auf RM. 940 000 derart, dass der Nennwert der St.- u. Vorz.-Akt. von bisher M. 1000 auf RM. 100 bzw. RM. 20 herabgesetzt wurde. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. Gen.-Vers.: 1931 am 8./12. Stimmrecht: 1 St.-Akt. = 1 St.; 1 Vorz.-Aktie = 7 St. Gewinn-Verteilung: 5 % z. R.-F. (Grenze 10 %), vertragsm. Tant. an Vorst. u. Beamte, bis zu 4 % Div. an St.- u. bis zu 20 % an Vorz.-Aktionäre, 10 % Tant. an A.-R. (ausser einer festen jährl. Vergüt. von RM. 1200 für jedes Mitglied u. RM. 2400 für den Vors.). Der Restbetrag ist, sofern die G.-V. nicht anderweit darüber verfügt, als weitere Div. zu verteilen. Bei dieser Verteil. soll der Prozentsatz der Div. der Vorz.-Akt. fünf Mal so hoch als der Prozentsatz der Div. der St.-Akt. sein. Bilanz am 30. Juni 1931: Aktiva: Grundst. 63 700, Gebäude 313 200, Masch. I 176 200, do. 1I 4700, elektr. Licht- u. Kraftanlage 3500, Gas-, Wasserleitungs- u. Kesselanlage 1, Werkzenge u. Inv. 2000, Jacquardmuster 1, Garne 55 321, Halb- u. Fertigfabrikate 150 837, Materialien 3544, Kassa u. Wechsel 6569, Debit. einschl. Bankguth. 274 697, Eff. 67 2311). – Passiva: A.-K. 940 000, R.-F. 60 000, unerhob. Div. 742, Hyp. (80 000 abzügl. Tilg. 12 029) 67970, Kredit. einschl. Rückstell. 18 464, Gewinn (Vortrag aus 1930 1733 £ Gewinn 1930/31 32 592) 34 326. Sa. RM. 1 121 503. 1) Gegen die vor Jahren aufgenommene Hypothek schuf die Ges. einen besonderen gleichhohen Aktiv- posten in Gestalt eines leicht realisierbaren Effektenkontos. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Handl.-Unk., Steuern u. soziale Lasten 178 210, Abschr. 31 500, Gewinn 34 326 (davon R.-F. 2000, Div. 30 600, Vortrag 1726). – Kredit: Gewinnvortrag 1733, Fabrikat.-Bruttogewinn 242 303. Sa. RM. 244 036. Kurs: Ende 1925–1930: 25, 67.75, 78, 92, 103, 62 %; 1931 (30./6.): – (61) %. Eingeführt in Berlin im Okt. 1923. Dividenden: St.-Akt. 1912/13: 0 %; 1924/25–1930/31: 4, 0, 4, 9, 14, 11, 3 % (Div.-Schein 25); Vorz.-Akt. 1926/27–1930/31: 20, 45, 70, 55, 15 %. Direktion: Felix Bartholomäy, Felix Bilger. Prokuristen: W. Knorr, K. Lohde. Aufsichtsrat: Vors. Bank-Dir. i. R. Louis Unglaub, Fabrikbes. Adolf Leupold, Fabrikbes. Walther Mammen, Fabrikbes. Alfred Schönfeld, Fabrikbes. Otto Krötenheerdt, Plauen; vom Betriebsrat: K. Strunz, K. Gottschall. Zahlstellen: Plauen i. V.: Vogtländ. Bank (Abt. der Allg. Deutschen Credit-Anstalt); Leipzig: Allg. Deutsche Credit-Anstalt; Berlin: Deutsche Bank u. Disconto-Ges. Aus dem Geschäftsbericht 1930/31: Da die Erzeugnisse des Unternehmens nicht unbe- dingt für die Lebenshaltung benötigt werden, wirkte sich naturgemäss die verschärfte Wirtschaftsdepression ungünstig aus. Der Verbrauch von Webspitzen wurde u. a. durch die stark vereinfachte Ausstattung der Damenwäsche erheblich benachteiligt. Vorüber- gehende Belebung in schmalen Spitzen für Kleinkonfektion konnte hier keinen Ausgleich schaffen. Der Absatz in Kunstseidenvolants litt unter dem von Frankreich ausgehenden Preisdruck. Betriebseinschränkungen waren unvermeidlich. Lagerabbau, Sparmassnahmen und Vorsicht in der Kredithergabe und im Einkauf verschonten das Unternehmen vor grossen Verlusten.