2022 Textil-, Kunstseide- und Bekleidungs-Industrie. Gegründet: 11./6. 1928; eingetr. 30./6. 1928. Zweigbetriebe befinden sich in Tannenberg b. Langen- bielau, Gellenau (Grafschaft Glatz), Augsburg-Pfersee (Mühlbachweberei), Berlin-Grünau (Grünauer Bleiche) und Frankenberg i. Sa. (Hammerbleiche). Entwieklung: Die Ges. ist aus dem Zusammen- schluß der von den Firmen Christian Dierig G. m. b. H. in Langenbielau (im Jahre 1805 als Einzelunterneh- men gegründet), Christian Dierig-Werke am Mühlbach G. m. b. H. in Augsburg-Pfersee, Baumwoll-Finanz- Aktiengesellschaft in Bremerhaven, Christian-Dierig- Werke Grünau-Berlin Aktiengesellschaft in Berlin- Grünau und Frankenberger Bleicherei, Färberei und Appretur Aktiengesellschaft in Frankenberg i. Sa. be- triebenen Fabrikations- und Handelsunternehmungen hervorgegangen, deren Geschäfte mit Wirkung vom 1./1. 1928 an für Rechnung der neuen Aktiengesell- schaft geführt werden. Im Hinblick auf die durch die allgemeinen Verhält- nisse und die besonderen Bedingtheiten der Textilindu- strie entstandene neue Lage hielt die Ges. eine Kapital- herabsetzung (s. auch Kap.) und im Zusammenhang damit eine Neubewertung ihrer Vermögensgegenstände für notwendig. Aus diesem Grunde wurde der ordentl. G.-V. vom 23./4. 1932 vorgeschlagen, das A.-K. durch Einziehung von 10 000 000 RM Aktien, die der Ges. von den Aktionären gratis zur Verfügung gestellt worden sind, auf 20 000 000 RM herabzusetzen und die dadurch freiwerdenden 10 000 000 RM mit 5 500 272 RM als Abschreib. auf Anlagevermögen u. mit 4 499 728 RM als Abschreib. auf Umlaufsvermögen zu verwenden. Von einer besonderen Abschreib. auf den Maschinen- park konnte Abstand genommen werden, da der ge- samte am 1./1. 1925 vorhanden gewesene Bestand bereits auf 1 RM abgeschrieben war. Dagegen erschien der Ges. eine beträchtliche Abschreib. auf auswärtige Ge- schäftsgebäude wegen der Entwertung des städtischen Grundbesitzes und auf Werkswohnungen wegen der ge- ringen Ertragsmöglichkeit angezeigt. Abgesehen von einer der Unsicherheit der Verhältnisse Rechnung tra- genden Rückstellung auf Außenstände wurde auch bei der Bewertung der Vorräte ein Maßstab angelegt, der den mit der Führung des Geschäfts der Ges. not- wendigerweise verbundenen Risiken und den Erforder- nissen einer kontinuierlichen Geschäfts- u. Div.-Politik Rechnung trägt. Eine weitere Abschreib. auf die im Besitz der Ges. befindlichen Hammersen-Aktien wurde durch die aus ähnlichen Gründen vorgenommene Zu- sammenlegung des Hammersen-Kapitals notwendig. Zweck: Fortführ. der bisher unter den Firmen Christian Dierig G. m. b. H. zu Langenbielau, Christian Dierig Werke am Mühlbach, G. m. b. H., Augsburg- Pfersee, Baumwoll-Finanz-A.-G. Bremerhaven, Christian Dierig Werke Grünau-Berlin A.-G., Berlin-Grünau, Frankenberger Bleicherei, Färberei u. Appretur A.-G., Frankenberg i. Sa., betriebenen Unternehmungen, ferner der Betrieb von Textilunternehmungen aller Art, der Betrieb aller damit zusammenhängenden Unternehmun- gen und die Beteiligung an solchen. Das Fabrikationsprogramm umfaßt folgende Erzeugnisse: Garne Nr. 16–42, Bleich- u. Farbgarne, Bettinlett, Matratzenstoffe und sonstige Buntwaren, Weißwaren für Leib- u. Bettwäsche, gefärbte u. be- druckte Futterstoffe, bedruckte Kleider-, Schürzen- u. Hemdenstoffe, gefärbte u. bedruckte kunsfseidene Klei- der- u. Wäschestoffe, Damaste für Bett- u. Tisch- wäsche u. Dekorationsstoffe, Künstlerdecken nach dem Spritzdruckverfahren, Bucheinbandstoffe u. Kunstleder. Die Ausrüstungsbetriebe werden sowohl in Lohnarbeit als auch für eigene Rechnung beschäftigt. Interessengemeinschaftsvertrag: Die Ver- waltungen der Christian Dierig A.-G., Langenbielau, und der F. H. Hammersen A.-G., Osnabrück, teilten Juni 1930 folgendes mit: Nach langen, bis in 1929 zurückreichenden Verhandlungen ist es gelungen, für das sachliche und persönliche Zusammenarbeiten beider Unternehmungen, die schon vor Jahren einmal durch eine Interessengemeinschaft verbunden waren, eine neue wirtschaftliche und juristische Basis zu finden. Ausgangspunkt für diese Verhandlungen war auf der einen Seite die Erkenntnis, daß bei der zunehmenden Verschlechterung in der Lage der baumwollverarbeiter den und ausrüstenden Industrie eine Verschärfun 400 allgemeinen Situation durch einen Kampf zwischen 090 beiden größten Unternehmungen auf diesem Gebiet 10 eigenen und allgemeinen Interesse ausgeschlossen sein müßte, und auf der anderen Seite die Tatsache, aaß die Betriebe gegenseitig eine wertvolle und weiter aus- baufähige Ergänzung darstellten. Es sprachen a0 sprechen jedoch erhebliche Gründe dafür, die Selbstäu. digkeit der Ges. und damit ihre Individualität aufrech zu erhalten, und zwar sind hierfür die zum Teil Sehr verschiedene Art der Produktion und die Verschieden. heit der Verkaufsorganisationen maßgebend. Das Ziel der Vereinigung der wirtschaftlichen Interessen unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Selbständigkei beider Unternehmungen soll erreicht werden durch de Schaffung einer Dachges., die die Akt. sowohl der Dierig A.-G. wie der Hammersen A.-G. im Umtausch gegen ihre eigenen Aktien erwirbt. Für diese Aufgaben hat die Deutsche Baumwoll A.-G. in Osnabrück (bDebag) deren Aktien sich vollständig im Besitz der Hammerseh A.-G. befanden, den Rahmen abgegeben, wozu sie sich nicht nur durch ihren Bestand an Hammersen-Aktien, sondern auch durch ihre starken Beteiligungen, nament- lich an süddeutschen Spinnereien, Webereien und Aus- rüstungsanstalten, besonders eignete. Einem Vertrage zufolge, der am 19./6. 1930 zwischen der Debag und der F. H. Hammersen A.-G. in Osnabrück einerseits sowie der Christian Dierig A.-G. in Langenbielau und der Textil-Treuhand G. m. b. H. in Berlin-Charlotten. burg, einer Verwaltungsges. der Familie Dierig, an. dererseits geschlossen worden ist, wird die Debag u der Dachges. eines Textilkonzerns ausgestaltet, der außer den bisherigen Tochterges. der Debag die Dierig- Ges. und die Hammersen-Ges. umfaßt. Zur Aufnahme des 30 000 000 RM betragenden Kapitals der Dierig A.6. u. zur Uebernahme der im Umlauf befindl. Hammersen. Aktien hat die Debag ihr Kapital von 6 000 000 RM auf 39 000 000 RM erhöht (1931 auf 28 000 000 RM herab- gesetzt). Im Zusammenhang hiermit wurden wichtige, die persönliche Zusammenarbeit gewährleistende Mah. nahmen (Austausch von A.-R.-Mitgl.) getroffen. Mähe. res über den Interessengemeinschaftsvertrag siehe die Abhandlung der Deutschen Baumwoll-A.-G. (Debag) in Osnabrück. Besitztum: Die Dierig-Ges. besitzt folgende Be- triebsanlagen: Langenbielau. Spinnerei mit 57 724 Spin. deln und Zwirnerei mit 1348 Spindelm nebst Spuferei und Haspelei; Garnfärberei, Garnbleicherei, Türkisch. rot-Färberei, Buntweberei mit 2290 Stühlen nebst Spulerei, Zettelei u. Schlichterei. Ausrüstungsanstalt (477 Maschinen) a) für Baumwollstückwaren mit Bleiche, Stückfärberei für alle einschlägigen Färbun. gen, Merzerisiereinrichtung, Stoffdruckerei (10 Druch. maschinen), Appreturanstalt u. Spritzmalerei; b) F. brik für Bucheinbandstoffe u. Kunstleder; c) Näherei. Umfangreiche Lagerhäuser für Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate u. Fertigwaren. Kraftanlage: 5 Dampf- kessel von zusammen 1930 qm Heizfläche, 2 Gegel. druckdampfturbinen von zusammen 3200 kW Nem- leistung, Anschluß an die Ueberlandzentrale von 4035 kVA Anschlußwert. Das Werk besitzt weitver. zweigte Gleisanlagen mit Reichsbahnanschluß. — Tannenberg bei Langenbielau. Weberei mit 281 Stülr. len. Das Werk ist mit einem Anschlußwert Yol 175 kVA an die Ueberlandzentrale angeschlossen; d. neben sind zwei Heizkessel vorhanden. — Gellenan (Grafschaft Glatz). Weberei mit 1928 Stühlen. Kraft anlage: 4 Kessel von zusammen 460 qm Heizfläche und 1 Dampfmaschine mit 500 PS, Anschluß an die Ueberlandzentrale mit 960 kVA Anschlußwert. Es be- steht Gleisanschluß. — Zweigwerk Mühlbachweberef' Augsburg-Pfersee. Weberei mit 908 Jacquardsfühlenm. Kraftanlage: 3 Kessel mit zusammen 283 am Heizfläche und 1 Dampfmaschine mit 250 PS, Anschluß an da Lech-Elektrizitätswerk. Eigener Gleisanschlub. — Zweigwerk Grünauer Bleiche, Berlin-Grünau. rüstungsanstalt mit Bleiche, Appreturanstalt u. Rauhere für Weißwaren aller Art. Der für den Belrieb be. nötigte Dampf wird von einem benachbarten Werk be— zogen; die eigene Kraftanlage steht in Reserve. —