―――――――――― Vorwort zur achtunddreißgigsten Auflage (Band IIl). it dem Erscheinen des vorliegenden III. Bandes des Handbuchs der Deutschen Aktien-Gesellschaften Jahrgang 1933 findet eine ereignisvolle Berichtsperiode ihren Abschluß. Abgesehen von dem in außenpolitischer Hinsicht in seiner Fragweite noch gar nicht zu übersehenden vollständig berechtigten Beschluß Deutschlands durch seinen vollzogenen Austritt aus dem Völkerbund und dem Verlassen der Abrüstungskonferenz infolge Vorenthaltung der Gleichberechtigung, haben sich auch in wirtschaftlicher Beziehung wichtige Umwandlungen vollzogen. Nach dem Scheitern der Welt- wirtschaftskonferenz hat die Reichsregierung die Meisterung ihrer wirtschaftlichen Probleme selbst in die Hand ges- nommen und in einem bewundernswerten Kampf gegen die Arbeitslosigkeit von dem über 6 Millionen betragenden Heer der Beschäftigungslosen beinahe 2½ Millionen Schaffender wieder in den Arbeitsprozeß eingegliedert. Die in der weiteren Folge erlassenen wirtschaftlichen Verordnungen und weiteren Arbeitsbeschaffungsprogramme gaben den Impuls zu einem weiteren Aufstieg. Hand in Hand damit gingen die Bestrebungen der einzelnen Industrie-Unternehmungen, durch finanzielle Transaktionen ihre Betriebe auf eine gesundere Basis zu stellen, sei es durch Fusionen, Kapitals- herabsetzungen u. dergl. Wenn die Sanierungen in erleichterter Form von einer Reihe von Firmen wiederholt durch- geführt wurden, so ist dies ein Beweis mehr über die Vernichtung des gesamten Wirtschaftslebens durch das nunmehr beseitigte marxistische System und den Folgen desVersailler Friedensvertrages. Vongrößeren Finanztransaktionen in der Berichtsperiode seien erwähnt: Triton-Belco, Hamburg: NSL-Vereinigte-Fahrzeug, Neckarsulm; Adca, Leipzig; Triumph- Werke, Nürnberg; Didier-Werke, Berlin; Meißner Ofen, Meißen; Mechan. Weberei, Hannover-Linden u. a. Aber auch in der Schwerindustrie sind Umwälzungen im Gange, die in ihrer Tragweite heute noch nicht abzusehen sind, und zwar die Fusion der Gewerkschaften Ewald und König Ludwig unter gleichzeitiger Umwandlung in die Bergbau A.-G. Ewald-König Ludwig mit einem Aktienkapital von 21 Mill. RM. Ferner die gewaltigen Veränderungen im Stahl- vereins-Konzern, wonach die Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G. die gesamten Vermögen der Vereinigte Stahlwerke A.-G., der Phönix A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb und der van der Zypen u. Wissener Eisenhütten A.-G. im Wege der Fusion übernehmen soll. Mit der Fusion soll Gelsenkirchen den Firmennamen „Vereinigte Stahlwerke A.-G.“' über- nehmen (Aktienkapital 560 Mill. RM). Der von Gelsenkirchen abgetrennte Bergwerksbesitz wird in die neu zu gründende Essener Steinkohlenbergwerks-A.-G. (Aktienkapital 70 Mill. RM.) eingebracht. Die mit größter Energie im Frühjahr in Angriff zu nehmenden weiteren Arbeitsbeschaffungsprogramme der Regierung werden auch die heute noch etwas abseits stehenden Unternehmungen in den Bereich der Aufwärtsbewegung zichen. Wenn auch an eine Dividendenzahlung noch längst nicht zu denken ist, so ist dies in erster Linie erforderlich zur Er- haltung der Betriebe. Von den in Band I–III behandelten Unternehmungen blieben nicht weniger als rd. 80 % dividendenlos (vergl. die auf der folgenden Seite befindliche Statistik). Der vorliegende Band registriert im ganzen 2936 Aktien-Gesellschaften. Von diesen befanden sich 171 in Liquidation, 2 in Konkurs, und 112 Firmen wurden mit einem kurzen Löschungsvermerk aufgenommen. Die restlichen 2651 setzen sich zusammen aus 2619 regulären alten Gesellschaften und 32 Neugründungen, letztere mit einem Gründungskapital von 120 760 000 RM, gegen das verflossene (0uartal mit 14 Neugründungen und 9 995000 RM Gründungskapital. Sämtliche bis 20./10. 1933 handelsgerichtlich veröffentlichten Neugründungen, eine Reihe von Fusionen, Kapitals- bewegungen und Firmenänderungen wurden im vorliegenden Bande berücksichtigt; auch für diese Gesellschaften, deren Monographie bereits in Band I und II veröffentlicht wurde. Die Verteilung der bis 20./10. 1933 handelsgerichtlich veröffentlichten 32 Neugründungen auf die einzelnen Branchen ist aus nachfolgender Aufstellung ersichtlich: * Kapital in Kapital in Ges. RM Ges. RM Noten-, Kredit- u. Hypoth.-Banken, Treuhand-Ges. 6 2 020 000 8 Übertrag 21 111 352 000 Bau-, Terrain- u. Immobilien-Ges.... 101 200 000 Gas-, Wasser- u. Eiswerke.. .„.... 7 000 000 Bergwerke, Hütten, Salinen ...? 4 000 000 Kautschuk-, Guttapercha- u. Asbestindustrie, Lino- Metallindustrie, Maschinen-, Fahrzeug- u. Appa- %% // % .?‚?‚.... 3 800 000 Film-Industri 1 18 Rest Ih . 991 Elektriz.-Werke, elektrot. Industr., Feinmechan. — — Awe 9 423 3...... Industrie d. Steine u. Erden.... „ 50 000 Bäder ............... 3 700 000 Textil- u. Bekleidungs-Industrie..... 1 2 332 000 Plantagen- u. Kolonialges. Chem. Industrie, Dünger-, Sprengstoff-, Zelluloid- Verkehrs-, Transport- und Lagerhausgesellschaften — ¾f(f( ....... 50 000 Brauereien, Mälzereien, Preßbhefefabriken... — Leder- u. Kunstlederfabriken...... 3 Nahrungs-u. Genußmittel, Getreide-u. Futterhand- Papier-Industrie, Zellulose, Strohstoff, Kartonnag. — *= lungen, Mühlen, Zuckerfabrken.... 2 1 010 000 Druck- u. Verlags-Gewerbe, Telegr.- u. Annoncen- Handelsges., Warenhäuser, Konsumvereine... 3 648 000 % % 1 900 000 Versicher.-Gesellschaften...... . Holzindustrie, Musikwerke...... – Verschiedene Gesellschaften... . 50 000 Übertrag 21 111 352 000 32 120 760 000 Die Neugründungen der letzten neunzehn Jahre gestalteten sich wie folgt: 1914–1923: 127, 60, 101, 126, 160, 2 68, 581, 1688, 2856, 7999 Gesellschaften; seit der Stabilisierung: Gründungen Gesellschaften Aktienkapital Gründungen Gesellschaften Aktienkapital 1924 354 15 348 023/710 RM 1929 323 455 751 700 RM 1925 386 491 248 584 „ 1930 255 562 644 300 „ 1926 258 254 331 350 „ 1931 185 560 892 500 „ 1927 352 342 049 858 „ 1932 88 89 856 000 „ 1928 361 792 946 560 „ 1933 (1. – III. Quartal) 67 145 645 000 Den geehrten Direktionen, welche uns bei Herausgabe des Jahrbuches in liebenswürdiger Weise unterstützten, danken wir an dieser Stelle nochmals ganz verbindlichst. Angaben über eintretende Veränderungen werden stets gern entgegengenommen. Berlin, 20, Oktober 1933. Der Verlag.