I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft RM 10 000 000.— zum Austausch gegen Aktien der Rheinischen Stahlwerke in Essen-Ruhr, sowie RM 47 320 000.– für etwaige weitere Trans- aktionen. 1927 Im Jahre 1927 trat die I. G. in engere Beziehungen mit dem norwegischen Stickstoffunternehmen Norsk. Hydro-Elektrisk Kvaelstofaktieselskab, Oslo. Es handelte sich dabei um ein Zusammengehen auf technischem und kaufmännischem Gebiet. Die Arbeiten der I. G. auf dem Gebiete der Kohle- hydrierung waren im Jahre 1926 soweit gediehen, daß sie sich entschloß, die Versuche in einem groß- industriellen Maßstabe weiterzuführen. Zu diesem Zwecke wurde auf den Merseburger Werken eine größere Anlage errichtet, die planmäßig am 1. April 1927 den Betrieb aufnahm. Es kam zu einer Verständigung zwischen der I. G. und der Standard Oil Company of New Jersey, derzufolge ein Zusammengehen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika in bezug auf die Ver- wertung der beiderseitigen Patente und Erfahrungen auf dem Gebiet der Veredlung von Rohöl vereinbart wurde. Die Firma Ansco Photoproducts, Inc., New York, schloß sich mit der „Agfa Products Inc.' in New YVork zusammen unter Angliederung der „Agfa Raw Film Corp.*, um unter dem Namen „Agfa Ansco Corpora- tion' die Herstellung sämtlicher photographischen Produkte in den U. S. A. gemeinsam zu betreiben. 1 9 2 8 In der Generalversammlung der Gesellschaft vom 14. Januar 1928 wurde die Ausgabe von nom. Reichs- mark 250 000 000.– Teilschuldverschreibungen be- schlossen. Die Anleihe ist mit 6 % zuzüglich eines von der I. G.-Dividende abhängigen Zuschlages ab 1. Januar 1928 verzinslich und mit dem Recht auf Umtausch gegen Aktien der I. G. zu den hierfür geltenden Anleihebedingungen ausgestattet. Den Inhabern der I. G.-Stammaktien wurde auf diese Anleihe ein Bezugsrecht im Verhältnis von 4: 1 zu einem Bezugspreis von 100 % angeboten. Dieses Bezugsrecht wurde den mit der I. G. durch Inter- essengemeinschaft verbundenen Firmen in dem ver- traglich festgelegten Verhältnis eingeräumt. Im Zusammenhang mit der Ausgabe dieser Teil- schuldverschreibungen erfolgte eine Aenderung in der Zusammensetzung des I. G.-Aktienkapitals. Auf Beschluß der außerordentlichen Generalversammlung vom 14. Januar 1928 wurde die Umwandlung von RM 60 000 000.— 6 % Vorzugsaktien Serie A in Stammaktien vorgenommen. Die neuen Stammaktien waren ab 1. Januar 1928 dividendenberechtigt. Um die ausländischen Beteiligungen nicht aus eigenen Mitteln finanzieren zu müssen, schloß die I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft auf Grund des Beschlusses der außerordentlichen Generalver- sammlung vom 20. Februar 1929 mit der „Inter- nationalen Gesellschaft für Chemische Unternehmun- gen A.-G. (I. G. Chemie), Basel“', einen Interessen- gemeinschaftsvertrag ab, über den Näheres unter „Interessengemeinschafts-Verträge“ ausgeführt ist. Das Farbengeschäft hatte im Jahre 1928 in ver- schiedenen Gebieten der Welt noch vielfach im Zeichen heftigen Konkurrenzkampfes gestanden. Daneben ge- wann jedoch die Erkenntnis sichtbar an Boden, daß die Verhältnisse auf dem Farbstoffmarkt, wie sie sich 4228 aus der Entwicklung der Kriegs- und Nachkriegszeit ergeben hatten, durch Herstellung eines stabileren Gleichgewichtszustandes zwischen den wichtigsten Erzeugungsländern einer Gesundung zugeführt werden könnten. Aus dieser Einsicht war bereits gegen Ende des Jahres 1927 die Vereinbarung mit der französischen Farbenindustrie entstanden. In gleichem Sinne wurden während des Jahres 1928 Verhandlungen mit der Schweizer Farbenindustrie geführt, die Anfang 1929 zu einem abschließenden Ergebnis gelangten. Gleichzeitig damit wurde das Abkommen mit der französischen Industrie ausgebaut. Das Geschäft in den Vereinigten Staaten wurde von dem Abkommen nicht betroffen. In Verbindung mit einer amerikanischen Gruppe nahm die I. G. in Deutschland (Werk Leverkusen) die Fabrikation von Titanweiß auf. 1929 Am 26. April 1929 erfolgte unter Führung und Mitwirkung der I. G. Chemie Basel in den Vereinigten Staaten die Gründung der „American I. G. Chemical Corporation-. Die Gesellschaft hat ein autorisiertes Kapital von 6 000 000 Stück Stammaktien, eingeteilt in 3 000 000 Common Shares „A“ ohne Nennwert und 3 000 000 Common Shares „B'* mit einem Nennwert von § 1.– pro Stück. Die Gesellschaft hat Dollar 30 000 000 5% % ige, gegen ihre Stammaktien „A* umwandelbare Teilschuldverschreibungen mit zwanzig- jähriger Laufzeit ausgegeben, die von der I1. G. garantiert sind und bei ihrer Emission stark über- zeichnet wurden. Die American I. G. erwarb wesent- liche Beteiligungen, u. a. an der Agfa Ansco Corpo- ration und an den General Aniline Works, Inc. (früher Grasselli Dyestuff Corporation). Die Colloid-Chemische Abteilung der Merz-Werke (Gebr. Merz, Frankfurt a. M.-Rödelheim) sowie der Vertrieb einer neuartigen Ampulle für Anästhetika (Carpule) der Carpule G. m. b. H., München, wurden übernommen. Die Ausdehnung des Sera-Geschäftes führte zur Uebernahme der Aktienmehrheit der Behring-Werke Aktiengesellschaft, Marburg a. d. Lahn. In Verbin- dung mit dem Aktienerwerb wurde ein Pachtvertrag geschlossen, der die Fortführung der Marburger An- lagen, die sich für die Serumherstellung besonders eignen, sicherstellte. Mit der Imperial Chemical Industries Ltd., London, wurde ein Abkommen getroffen, das ein enges Zusammenarbeiten auf dem Stickstoffgebiet ge- währleistete. Die im Jahre 1927 mit der Standard Oil Co. of New Jersey getroffene Vereinbarung wurde weiter ausgebaut, da das ursprüngliche Abkommen in territorialer wie in sachlicher Hinsicht einer Ergän- zung bedurfte. Das Geschäft der Standard Oil beschränkt sich nicht auf die Vereinigten Staaten, sondern umfaßt alle wichtigeren Länder der Erde. Es erwies sich schlechterdings als eine Unmöglichkeit, in Amerika neue vielversprechende Verfahren zur Verarbeitung und Raffination von Erdöl und seinen Produkten zu entwickeln, den ausländischen Tochtergesellschaften der Standard Oil aber ihre Anwendung zu versagen. In sachlicher Hinsicht zeigte sich mehr und mehr, daß mit den Erfahrungen der I. G. über die Hydrie-