I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft Die Dynamit - Actien - Gesellschaft vorm. Alfred Nobe1 & Co., Hambur g, über- nahm im Interesse einer Vereinfachung und Verbilli- gung der Verwaltung durch Fusion mit Wirkung ab 1. Januar 1931 folgende Gesellschaften: Rheinisch- Westfälische Sprengstoff-Actien-Gesell- schaft, Actien-Gesellschaft Siegener Dynamit-Fabrik, Deutsche Sprengstoff-Actien-Gesellschaft, Rheinische Dynamitfabrik, Westdeutsche Sprengstoffwerke Actien-Gesellschaft. Aus diesem Anlaß erhöhte die Dynamit-Actien-Gesell- schaft vorm. Alfred Nobel & Co., Hamburg, ihr Stamm- kapital von RM 37 500 000.–— auf RM 47 000 000.—. Das Vorzugsaktienkapital blieb in alter Höhe von RM 125 000.– bestehen. 1 9 3.2 Den bedeutenden ausländischen Erzeugern, mit denen die I. G. seit mehreren Jahren auf dem Farb- stoffgebiet in enger Zusammenarbeit steht, ist im Februar 1932 die Imperial Chemical Industries Ltd. beigetreten. Zwischen den europäischen Stickstofferzeugern kam zu Beginn des Düngejahres 1931/32 eine neue Verständigung zustande, die zur Besserung der Marktverhältnisse beitrug. Den erneuerten Abmachungen traten auch die Stickstofferzeuger der Schweiz und Schwedens bei. Zur Vermeidung von Entlassungen wurde in allen Werken und Abteilungen die Arbeitszeit der Arbeiter und Angestellten im wesentlichen auf 40 Stunden pro Woche herabgesetzt. Ende 1932 arbeiteten etwa 95 % der Belegschaft verkürzt, vor- wiegend in Gestalt der Fünf-Tage-Woche. Dadurch gelang es, ca. 10 000 Belegschaftsmitglieder in Arbeit zu halten. 1933 Die Neugestaltung des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens führte zu einer entscheidenden Wendung der deutschen Wirtschaftslage und zu einer wesentlichen Belebung des deutschen Marktes. Die Maßnahmen der Regierung zur Minderung der Arbeitslosigkeit wurden durch weitgehende Arbeits- beschaffungsmaßnahmen unterstützt. Neue Arbeits- möglichkeiten wurden im Bergbau und in der Hydrierung, ferner durch Modernisierung alter Anlagen, durch Vornahme von Ersatzbeschaffungen und Reparaturen und durch verstärkte Tätigkeit auf dem Gebiete der Arbeitersiedlung geschaffen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen kam am besten in der Vermehrung der Gefolgschaft aller Werke der I. G. um 16 495 Arbeiter und Angestellte zum Aus- druck, was einer Zunahme von 35 % bzw. 10 % gegen- über dem Tiefstand entsprach. Die im Sommer 1932 abgeschlossenen Abkommen mit den europäischen Erzeugern von synthetischem Stickstoff wurden in 1933 um ein Jahr verlängert. Gegen Ende des Jahres wurde mit dem Ausbau der Hydrierungsanlage in Leuna begonnen. 193 4 Die Belebung der deutschen Wirtschaft wirkte sich in den Werken der I. G. und ihrer vielseitigen Produktion in einer Steigerung des Inlandabsatzes 4230 aus. Besonders zeigte sich das auf den neuen Arbeits- gebieten, die eine Stärkung der einheimischen Roh- stoffversorgung zum Ziele hatten. Hier erwuchsen neue Aufgaben, denen die jahrelangen, unter Auf- wendung erheblicher Mittel geleisteten Vorarbeiten zugute kamen. Zur Unterstützung der Maßnahmen der Reichs- regierung auf dem Arbeitsmarkt wurde auch weiter- hin an der verkürzten Arbeitszeit festgehalten. Die I. G. konnte im Jahre 1934 einschließlich ihrer Grubenbetriebe ihre Gefolgschaft wiederum um 1 6 6 62 Arbeiter und Angestellte vermehren. Nicht eingerechnet sind dabei die zusätzlichen Arbeitsmög- lichkeiten bei fremden Lieferindustrien, die sich aus den durchgeführten Großinvestitionen ergaben. Im Interesse der Gefolgschaft wurde der Betrag der jährlich auszuschüttenden Prämie von RM 4.9 auf RM 9.2 Millionen erhöht; die Erhöhung kam ausschließlich den Gefolgschaftsmitgliedern mit einem Jahreseinkommen bis zu RM 3600.– zugute. Anfang 1934 traten sämtliche inländischen Außen- seiter dem Stickstoffsyndikat bei; gleichzeitig wurden die Stickstoffdüngemittel-Preise durchschnittlich um etwa 7 % gesenkt. Mitte 1934 erfolgte die Unterzeichnung eines bis Mitte 1935 gültigen Abkommens zwischen der euro- päischen und der chilenischen Stickstoffindustrie. Aus der Kapitalerhöhung der I. G. von 1926 wurden von der Deutschen Bank und Disconto-Gesell- schaft und der Deutschen Länderbank A.-G. noch für Rechnung der I. G. Vorratsstammaktien in Höhe von RM 160 652 200.– und Vorratsvorzugsaktien Serie A in Höhe von RM 100 000 000.–— gehalten, die im wesentlichen für die Umtauschverpflichtungen aus den Interessengemeinschaftsverträgen mit der Dynamit-Actien-Gesellschaft, vormals Alfred Nobel & Co., Hamburg-Troisdorf, A. Riebeck'sche Montanwerke Aktiengesellschaft, Halle (Saale), Gustav Genschow & Co. Aktiengesellschaft, Berlin, und aus den Teilschuldverschreibungen vom Jahre 1928 bestimmt waren. Nachdem die Achte Verordnung zur Durchführung der Vorschriften über die Kapital- herabsetzung in erleichterter Form vom 14. März 1934 die Möglichkeit eröffnete, diese Vorratsaktien durch eine bedingte Kapitalerhöhung zu ersetzen, wurde in der Generalversammlung vom 28. April 1934 be- schlossen, das Grundkapital von bisher Reichsmark 990 000 000.– durch Einziehung von RM 130 000 000.– eigener Stammaktien und Vorratsstammaktien sowie von RM 60 000 000.– Vorratsvorzugsaktien Serie A um RM 190 000 000.– herabzusetzen. Gleichzeitig wurde das Grundkapital der Gesellschaft um RM 176 868 600.—– bedingt erhöht. Die Erhöhung soll erst in dem Zeit- punkt und nur insoweit zur Durchführung gelangen, als von den Umtauschrechten Gebrauch gemacht wird. 1935 Das Jahr 1935 stand unter dem Zeichen der fort- schreitenden Umstellung der deutschen Binnenwirt- schaft auf eine ausreichende Eigenversorgung und der gleichzeitigen Förderung des Außenhandels zur Sicherstellung der ausländischen Rohstoffbezüge. Im Zuge dieser Entwicklung gewann die Aufgabe der chemischen Industrie, auf dem Wege der Stoff- umwandlung und Veredelung die natürliche Rohstoff- basis zu verbreitern, eine besondere Bedeutung. Sie *