I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft stellte an das Unternehmen außergewöhnliche tech- uische, organisatorische und finanzielle Anforderungen. Die in früheren Jahren auf den verschiedenen Arbeits- gebieten unter Aufwendung erheblicher Mittel ge- leisteten Vorarbeiten kamen der I. G. dabei zugute, so daß die neuen Produktionsprogramme verhältnis- mäßig schnell durchgeführt werden konnten und bereits im Jahre 1935 den Inlandsabsatz erhöhten. Auch auf den bisherigen Tätigkeitsgebieten hat sich die binnenwirtschaftliche Belebung ausgewirkt. Daneben galt die Arbeit der I. G. wiederum vor allem der Erhaltung und dem Ausbau ihrer Auslands- märkte. Fortschritte im Export konnten hauptsächlich in solchen europäischen und überseeischen Ländern erzielt werden, in denen durch handelspolitische Ab- sprachen und privatwirtschaftliche Initiative der Rahmen für zusätzliche Möglichkeiten des Warenaus- tausches geschaffen worden war. Dagegen waren Einbußen in Ländern, die durch zoll- oder devisen- technische Maßnahmen den Absatz der Erzeugnisse erschwerten, nicht zu vermeiden. Für die I. G. als Unternehmen der chemischen Industrie kamen noch andere ungünstige Faktoren hinzu, in erster Linie das Erstarken nationaler Industrien unter staatlichem Schutz und mit staatlicher Unterstützung in Ländern, die sich noch vor wenigen Jahren im wesentlichen auf die Erzeugung von Agrarprodukten und industriellen Rohstoffen beschränkt hatten. Die I. G. war nach Kräften bemüht, diesen Schwierigkeiten zu begegnen. Ihre Organisationen im In- und Ausland wurden aus- gebaut und den neuen Formen des Warenverkehrs angepaßt. Um sich auch Exportaufträge geringerer Größenordnung zu sichern, hat die I. G. besondere Sorgfalt der mit solchen Geschäften verknüpften zeit- raubenden und kostspieligen Kleinarbeit gewidmet. Die wirtschaftliche Struktur einzelner Länder wurde eingehend untersucht, um sich entsprechend ihrem bis- herigen Besitzstand auch an der zukünftigen Ent- wicklung einen Anteil zu sichern. Nachdem schon in den beiden vorhergehenden Jahren die Exportziffern gegenüber der Entwicklung der deutschen Gesamtausfuhr eine bemerkenswerte Gleichmäßigkeit aufgewiesen haben, betrachtet es die I. G. als einen erfreulichen Erfolg, daß sie 1935 ihren Gesamtexport gegenüber dem Vorjahr erhöhen konnte. Die Pflege der wissenschaftlichen Forschung, der man seit jeher besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat, erforderte wie in den vergangenen Jahren erheb- liche Mittel. Solche auf lange Sicht gemachten Auf- wendungen, deren unmittelbare Auswirkung auf das Geschäftsergebnis sich nur in wenigen Fällen mit Sicherheit voraussehen läßt, sind eine notwendige Voraussetzung für die Erfüllung der Aufgaben inner- halb der deutschen Volkswirtschaft und für die Auf- rechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit im Ausland. Entsprechend der Zunahme des Geschäftsumfangs sind die Gefolgschaftsziffern weiter gestiegen. Darüber hinaus konnten mit der Durchführung umfangreicher Neuinvestierungen und Ersatzbeschaffungen die Be- strebungen der Reichsregierung, die restlichen Arbeits- losen wieder in den Wirtschaftsprozeß einzugliedern, wirksam unterstützt werden. Einschließlich der Firmen Ammoniakwerk Merse- burg G. m. b. H., Merseburg/Leuna, Kalle & Co. A.-G., Wiesbaden-Biebrich, und Aktien-Gesellschaft für Stick- stoffdünger, Knapsack b. Köln, betrug am 31. Dezem- ber 1935 die Zahl der Arbeiter und Angestellten 98 051 und die der Gruben 16 255. Die Gesamtgefolgschaft des Unternehmens unter Einschluß der Gruben und der anderen befreundeten Unternehmungen belief sich Ende 1935 auf 148 205 Ar- beiter und Angestellte gegenüber 134 677 Ende 1934. Auch im abgelaufenen Jahr hat die Gefolgschaft im Geiste echter Werksgemeinschaft am Geschäfts- erfolg mitgewirkt. Die verständnisvolle und reibungs- lose Zusammenarbeit zwischen den Führern der Be- triebe und den Mitgliedern der Vertrauensräte hat hierzu in hervorragendem Maße beigetragen. Die nachfolgenden sozialpolitischen Ausführungen beziehen sich auf die Gefolgschaft der eigentlichen I. G.-Werke und der obengenannten angeschlossenen drei Firmen. Angesichts des Geschäftsergebnisses war es mög- lich, auch für 1935 wieder eine Prämie auszuschütten, an der wie im Vorjahr noch Verbesserungen vor- genommen wurden. 85 990 Prämienempfänger (80 806 i. V.) erhielten als Prämie insgesamt RM 10 436 000.– (RM 9 187 000.– i. V.). Auf den einzelnen Prämien- empfänger entfielen durchschnittlich RM 121.30 (RM 113.70 i. V.). Die Jahresprämie erhalten alle Ge- folgschaftsmitglieder mit einem jährlichen Einkommen von weniger als RM 7200.— bereits nach einjähriger Dienstzeit. Sie setzt sich aus einem Grundbetrag von RM 25.— und Zuschlägen zusammen, die sich unter Berücksichtigung der Dividende des Vorjahres nach dem Dienstalter und dem Jahreseinkommen des Prämienempfängers richten. Dementsprechend erhält z. B. ein Arbeiter mit einem Jahreseinkommen von RM 2000.– unter Zugrundelegung einer Dividende von 7 % nach vollendetem 1. Dienstjahr. RM 41.—– 3. 5 „. 11 3....... 21. %%%......... 30. 5 ...... und 8 40. 3 „„ Die Maßnahmen betrieblicher Sozialpolitik wurden aufbauend auf jahrzehntelanger, bewährter Tradition auch im abgelaufenen Jahr in Zusammenarbeit mit den Vertrauensmännern weiter gefördert. In erster Linie galt die Aufmerksamkeit dem Wohnungs- und Siedlungswesen. Ende 1932 waren 11 538 werkseigene und 5699 werksgeförderte Woh- nungen vorhanden. In den Jahren 1933–1935 sind 673 werkseigene Wohnungen, 1819 werksgeförderte Woh- nungen und 1191 Kleinsiedlungen, zusammen 3683 Wohnungen, hinzugekommen, so daß heute im Durchschnitt auf jedes 5. Mitglied der Gefolgschaft eine dieser Wohnungen trifft. Mit der Errichtung der Kleinsiedlungen hat sich die I. G. nachdrücklich in den Dienst des Siedlungswerkes gestellt und damit der großen staatspolitischen und sozialhygienischen Idee der Siedlung sowie ihrem günstigen Einfluß auf den Werksgemeinschaftsgedanken und auf die Lebenshaltung der Arbeiterfamilie Rechnung getragen. Die Monatsschrift der Werksgemeinschaft „Von Werk zu Werk“'' wurde in mehrfacher Hinsicht aus- gebaut. Die I. G. sieht in ihr ein festes Band zwischen der Gefolgschaft und ihrer Arbeitsstätte. Sie soll die Bedeutung der Arbeit des Einzelnen im Rahmen der Gesamtarbeit des Unternehmens und für Volk und Staat zeigen. Die versicherungstechnische Lage der An- gestellten-Pensionskasse wurde durch die Zuführung weiterer Mittel gestärkt. Ebenso wurden wieder er- Eebliche Beträge für die Arbeiter-Pensionäre zur Ver- fügung gestellt. 4231