Hanfwerke Füssen-Immenstadf A.-G. Sitz der Verwaltung: Gründung Die am 2. September 1861 mit einem Grundkapital von fl. 500 000.– süddeutscher Währung. Firma lautete bis 17. März 1920 Mechanische Seilerwarenfabrik Füssen. Gegenstand des Unternehmens: Verarbeitung von Hanf und anderen Spinnstoffen zu Halb- und Fertigfabrikaten sowie deren Vertrieb und Verwertung. Die Gesellschaft ist berechtigt, Unter- nehmungen zu erwerben und sich daran zu beteiligen, die sich mit dem Anbau oder der Herstellung solcher Spinnstoffe, mit dem Handel, Vertrieb oder der Ver- wertung oder Weiterverarbeitung derselben und der daraus hergestellten Halb- und Fertigfabrikate befassen, sowie Zweigniederlassungen zu errichten. Vorstand: Kommerzienrat Heinrich Amschler, Füssen; Kommerzienrat Dr. Karl Sturm, Immenstadt. Aufsichtsrat: Heinrich Schoener, Fabrikdirektor a. D., Vorsitzender; Geheimer Kommerzienrat Dr. Hans Christian Dietrich, Direktor der Bayerischen Vereinsbank, München, stellv. Vorsitzender; Kommerzienrat Georg Haindl, Fabrikbesitzer, Augs- München, burg; Kommerzienrat Karl Hiller, Fabrikdirektor a. D., Füssen; Kommerzienrat Carl Holzhey, Fabrikbesitzer, Schwab- münchen; Geheimer Kommerzienrat Klemens Martini, Fabrik- besitzer, Augsburg; Kommerzienrat Arnold Maser, Direktor der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft Filiale München, München. Füssen (Bayern). Bilanzprüfer für das Geschäftsjahr 1936: Bayerische Treuhand-A.-G., München. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Generalversammlung (Stimmrecht): nom. RM 200.– Stammaktien 1 Stimme, nom. RM 200.– Vorzugsaktien 1 bzw. 10 Stimmen in den drei Sonderfällen. Reingewinn-Verwendung: 1. zur Abführung von mindestens 5 % an den gesetz- lichen Reservefonds (bis 10 % des Aktienkapitals); 2. zur Bildung oder Verstärkung besonderer Rücklagen; 3. zur Gewährung der dem Vorstande und den Beamten nach Anstellungsverträgen zustehenden Tantiemen und Jahresgratifikationen; 4. zur Zahlung einer Dividende von 6 % an die Vorzugs- aktien; 5. zur Zahlung einer ordentlichen Dividende bis zu 4 % an die Stammaktien; 6. zur Gewährung einer Tantieme von 8 % an den Aufsichtsrat (mindestens RM 20 000.–— Gesamt- vergütung); 7. der hiernach verbleibende Restbetrag wird an die Stammaktionäre als Superdividende verteilt, soweit nicht die Generalversammlung eine andere Verteilung beschließt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Füssen; Bayerische Vereinsbank, Augsburg, Kempten, München; Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, Augsburg, Frankfurt a. M., München; Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank, Frankfurt a. M. Kaufbeuren, Aufbau und Entwicklung des Unternehmens. Bei der im Jahre 1861 begonnenen Errichtung der Mechanischen Seilerwarenfabrik Füssen war eine Jahres- produktion von 375 000 Kilo vorgesehen. Hand in Hand mit der allmählichen Vermehrung des Kapitals und der Betriebskraft, Ausdehnung der baulichen Anlagen und Ausgestaltung des Maschinenparkes usw. stieg die Pro- duktion von Jahrzehnt zu Jahrzehnt auf 1 215 000, 1 750 000, 2 400 000, 3 470 000, 5 200 000 Kilo und über- ragte schon im letzten Vorkriegsjahr jede andere deutsche Fabrik dieser Branche. Durch den im Jahre 1920 voll.- zogenen Zusammenschluß mit der schon 1855 gegründeten Mechanischen Bindfadenfabrik Immenstadt erhielt die Produktionskapazität einen Zuwachs von nahezu 4 Mill. Kilo und erreichte ungefähr die Hälfte der im Verband Deutscher Hanfindustrieller ausgewiesenen Jahres- produktion der gesamten deutschen Hanfspinnereien und Bindfadenfabriken. 1925 Modernisierung der Betriebsanlagen. 1928 Im Werke Füssen wurde die veraltete Kesselanlage durch eine neuzeitliche Kraft- und Wärmezentrale ersetzt. 1929 Die Generalversammlung vom 20. März 1929 beschloß, die nom. RM 2 000 000.– Vorratsaktien ein- zuziehen. 1931 In der Generalversammlung vom 23. März 1931 wurde die Verwaltung ermächtigt, bis zu einem Nenn- betrage von RM 1 Vill. eigene Aktien zum Kurs- wert von nicht über 60 % anzukaufen. Für die er- worbenen eigenen Aktien ruhte das Stimm- und Dividendenrecht. Bis Ende des Jahres 1931 erwarb die Gesellschaft in Ausführung dieses Beschlusses nom. RM 600 000.– eigene Aktien zu einem Durchschnittskurs von 47.05 %. 1932 Die Generalversammlung vom 7. April 1932 beschloß die Einziehung der angekauften nom. Reichs- mark 600 000.– eigenen Aktien zur Herabsetzung des Stammaktienkapitals in erleichterter Form auf RM 8.4 Mill. Der sich hieraus ergebende Buchgewinn in Höhe von RM 366 300.– sowie weitere Reichs- mark 1.2 Mill. aus der Spezialreserve wurden zur Ab- schreibung auf Anlagekonti verwendet. In Ausführung des Beschlusses der Generalver- sammlung vom 23. März 1931 wurden weitere Reichs- mark 192 400.– eigene Aktien zu einem Durchschnitts- kurs von 26.27 % erworben. 1933 Die ordentliche Generalversammlung vom 12. April 1934 beschloß die Herabsetzung des Stamm- aktienkapitals von RM 8.4 Mill. auf RM 7.9 Mill. durch Einziehung eigener Aktien in Höhe von Reichs- mark 0.5 Mill. Der aus dieser Transaktion sich er- gebende Buchgewinn von RM 360 389.80 wurde zur Teildeckung des Verlustes aus 1933 verwendet. Rest- liche RM 148 028.74 wurden der Spezialreserve ent- nommen. 1934 Zwecks Förderung des inländischen Hanf- anbaues beteiligte sich die Gesellschaft an der unter Einflußnahme des Reiches gegründeten ,Deutsche Hanfbau-Gesellschaft m. b. H.“. 4269