VIAG Vereinigte Industrie-Unternehmungen Aktiengesellschaft, Berlin Gewinnung künstlichen Stick- 80 tfes Ebenso wie die Aluminiumwerke verdanken auch die Stickstoffwerke der VIAG dem im Kriege auf- getretenen Rohstoffmangel ihre Entstehung. Welche Bedeutung die bahnbrechenden Erfindungen einer rationellen Erzeugung synthetischen Stickstoffs für die deutsche Volkswirtschaft haben, ist daraus zu ent- nehmen, daß Deutschland vor dem Kriege jährlich 120 000 t Stickstoff einführen mußte, jetzt aber in großen Mengen Stickstoff exportiert. Anfang des Jahres 1933 verkaufte die VIAG ihre 100 % ige Beteiligung an der Mitteldeutsche Stickstoffwerke A.-G., Berlin (Kap. RM 20 Mill.) zum Kurse von 114 % an die Bayerische Stickstoffwerke A.-G. und die Ammoniakwerk Merseburg G. m. b. H. Eisen und Kohle Wenn auch nicht in einem solchen Maße wie in der Elektrizitäts-, Aluminium- und Stickstoffwirtschaft, so doch immerhin mit beachtlichem Gewicht, ist die VIAG an der deutschen Eisen- und Braunkohlen- produktion beteiligt. Völlig im Besitz der VIAG be- findet sich das Aktienkapital der Deutsche Industrie- Werke A.-G. in Berlin-Spandau, deren Stahl- und Walzwerk in erster Linie der Versorgung Berlins mit Stabeisen dient. Die VIAG besitzt weiterhin die Mehrheit der Rheinmetall-Borsig A.-G., Düssel- dorf (Firma bis Ende 1935 Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Rheinmetalll) und endlich eine mehr als 25 % ige Beteiligung an der Ilseder Hütte, die neben dem größten Erzvorkommen Deutschlands das bekannte Peiner Walzwerk besitzt. Von dem Kapital der Ilse Bergbau-A.-G. besitzt die VIAG mehr als 26 % der umlaufenden Stammaktien und 13 % der Vorzugsaktien. Die filiallose Großbank Unter den übrigen Beteiligungen der VIAG hat die Reichs-Kredit-Gesellschaft Aktien- gesellschaft die bei weitem größte Bedeutung. Diese mit RM 40 Mill. Kapital und RM 20 Mill. offenen Reserven ausgestattete Bank ist zu einem bedeu- tenden Finanzinstitut emporgewachsen, das den deutschen Großbanken zuzurechnen ist. Gleich der Berliner Handels-Gesellschaft unterhält die Reichs. Kredit-Gesellschaft zum Unterschied von den anderen großen deutschen Aktienbanken keine Filialen. Dem Verzicht auf Filialen ist es vor allem zu danken, daß die Unkostenrechnung der Reichs-Kredit-Gesellschaft weit weniger belastet ist als bei den Großbanken mit Filialen. Am Bilanzstichtage führte die Gesellschaft für 8531 Kunden 11 907 Konten. Der Rückgang dieser Ziffern gegenüber dem Vorjahre (8864) erklärt sich aus der Auflösung von Sparkonten, da nach den neuen Bestimmungen des Reichsgesetzes über das Kreditwesen die weitere Führung dieser Konten nicht mehr zweckmäßig erschien. Nach angemessenen Abschreibungen und einer Erhöhung der früher ge- bildeten Rückstellung ergab der Abschluß zum 31. Dezember 1935 einen Reingewinn von Reichs- mark 2 802 321.77, aus dem eine Dividende von 6 % gezahlt wurde. Zahl der Beschäftigten, 1933/34 34/35 deren Kapitalmehrheit unmittel- bar oder mittelbar im Besitz der VIAG ist . 30 837 46 331 56 236 35/36 Dividenden der Beteiligungen der VIA G 1932 1933 1934 1935 % % % % Reichs-Kredit-Ges. A.-G. . . . 5 5 6 6 Disch. Rev- u. euhand A.-G. 10 0 9 Elektrowerke A . 2 6 6 Ilse Bergbau A.-G., St.-A. . . 6 6 6 6 do. Vorzugsaktien 6 6 6 6 Ostpreußenwerk A.-G.. 3 3 4 Elektr. Vers. Württemberg A.-G. 4 5 5 5 RWE, Stammaktien. 5 5 6 6 „%% 5 6 6 Schles. El.- u. Gas-G... 8 8 7* Ver. Alum.-Werke A.-G .. . . 0 0 33 6 Innwerk, Bayer. Al.-A.-G. . . 6 6 6 6 Bayer. Kraftwerke A.-G. . . 0 0 5 6 Averk G .. 6 6 6 Deutsche Industrie-Werke A.-G. 0 0 0 0 %% %%%........... 6 6 6 1%%%%%% %0% Bayer. Lloyd Schiff.-A.-G. . . 0 0 27 Finanzielles Ergebnis 193 5/3 6 Die zunehmende Erstarkung der deutschen Wirt- schaft führte im Jahre 1935/36 bei den der VIAG an- geschlossenen industriellen Unternehmungen zu einer nahezu vollständigen Ausnutzung der technischen Leistungsfähigkeit. Den Haupteinnahmeposten bilden die Erträge aus Beteiligungen mit RM 14.23 Mill., wogegen die außerordentlichen Erträge mit RM 0.84 Mill. wesent- lich hinter denjenigen des Vorjahres zurückbleiben. Dieser Rückgang erklärt sich aus den verringerten Tilgungsgewinnen bei den Anleiherückkäufen. Sonstige Kapitalerträge brachten RM 0.21 Mill. Ins- gesamt wurden RM 15.8 Mill. Erträge erzielt. Die im Vorjahre erwähnte Rückstellung der Kursgewinne aus dem Rückkauf eigener Schuldver- schreibungen in Höhe von RM 10.4 Mill. ist nach end- gültiger Tilgung dieser Schuldverschreibungen frei geworden. Ein Betrag von RM 10 Mill. wurde zur Bildung einer Sonderreserve verwendet und der Rest- betrag dem Konto sonstige Rückstellungen zugeführt. Die Verpflichtungen aus langfristigen Anleihen haben einen weiteren Rückgang durch plan- und außerplanmäßige Tilgung erfahren. Die verbleibenden Valutaverbindlichkeiten sind als Verpflichtung gegen- über der Reichs-Kredit-Gesellschaft ausgewiesen und fallen unter das Deutsche Kreditabkommen von 1936. Die Erhöhung der sonstigen Verbindlichkeiten auf RM 3 Mill. ist auf die Inanspruchnahme aus dem langfristigen Darlehen der Reichsanstalt für Arbeits- vermittlung und Arbeitslosenversicherung zurückzu- führen. Der Reingewinn von RM 11.3 Mill. gestattete eine Dividendenzahlung von 6 %. 4681 ――