Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin Bemerkungen zum Abschluß per 30. September 1935: Die Belebung der Geschäftstätigkeit hat im Rahmen der gesamten deutschen Wirtschaft auch im Berichtsjahre vom 1. Oktober 1934 bis zum 30. Sep- tember 1935 angehalten. Insgesamt betrug der Um- Satz der Gesellschaft (einschließlich der eigenen Ver- kaufsgesellschaften) in diesem Jahre RM 273 Mill. (Vorjahr: RM 234 Mill.). Der Auftragseingang in der gleichen Zeit liegt mit RM 315 Mill. um 25 % über dem Auftragseingang des Vorjahres. Der Bestand an Aufträgen, welche die Gesellschaft in das neue Ge- schäftsjahr übernommen hat, ist dementsprechend ge- stiegen. Diese Aufträge sichern der Gesellschaft bei der augenblicklichen Werksausnutzung eine Be- schäftigung für rund 5 Monate. Die Geschäftsbelebung in Deutschland hat im Berichtsjahr neben den anderen Arbeitsgebieten vor allem die Industriegeschäfte erfaßt. Auch die Ab- teilung für Zentralstationen weist in diesem Jahre zum ersten Male seit langer Zeit wieder eine erheb- liche Steigerung des Auftragseinganges auf. Die besonderen Bemühungen der Gesellschaft um das Auslandsgeschäft haben dazu geführt, daß der Umsatz mengenmäßig erhöht wurde. Die weiter sinkenden Preise brachten es allerdings mit sich, daß wertmäßig der Auslandsumsatz nur den gleichen Be- trag wie im Vorjahre erreichte. Der Auftragseingang konnte aber sogar wertmäßig nicht unbeträchtlich er- höht werden. Das geschäftliche Ergebnis des Berichtsjahres ist gegenüber dem Vorjahre wiederum verbessert; trotz des wesentlichen Rückganges der außerordentlichen Erträge war es möglich, die Bilanz zum Ausgleich zu bringen, ohne daß bereits ein Gewinnüberschuß erzielt werden konnte. Die Finanzlage der Gesellschaft zeigt eine weitere Senkung der Vulataverpflichtungen. Den Zeitpunkt für die finanzielle Reorganisation der Ge- sellschaft (die, wie im Vorjahrsbericht erwähnt, mit wesentlichen Abschreibungen, insbesondere zwecks Anpassung der Anlagewerte an die Rentabilitätsver- hältnisse verbunden sein wird) hält die Verwaltung nicht zuletzt im Hinblick auf die Unsicherheit der Wirtschafts- und Währungsverhältnisse im Auslande ebenso wie im Vorjahre, auch jetzt noch nicht für gekommen. Entsprechend dem weiter erhöhten Auftragsein- gang konnte die Zahl der Gefolgschaftsmitglieder ver- mehrt werden. In enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Arbeitsämtern konnten sowohl zahlreiche frühere AEG-Angehörige wieder eingestellt, als auch geeignete andere Kräfte neu aufgenommen werden. Am Ende des Berichtsjahres erreichte die Be- schäftigtenzahl (einschließlich der eigenen Verkaufs- gesellschaften) die Höhe von nicht ganz 42 000. Hierin sind die Gefolgschaften der Beteiligungsgesell- schaften, auch wenn sie zu 100 % im Besitz der Ge- Sellschaft sind, nicht enthalten. Wie eng die Ver- bindung zwischen Gefolgschaft und Firma ist, zeigt die große Zahl der in das Berichtsjahr fallenden Jubiläen. 534 Gefolgschaftsmitglieder begingen das Jubiläum der 25jährigen Zugehörigkeit zu der Gesell- schaft; 13 Angehörige konnten sogar ihr 40jähriges Dienstjubiläum feiern. 0 Unter grundsätzlicher Aufrechterhaltung der all- gemeinen Gehalts- und Lohntarife konnten durch die weitere Einführung von Vollarbeit sowie durch Leistungszulagen die Durchschnittseinkommen der Arbeiter und auch der Tarifangestellten im Berichts- jahre nicht unbeträchtlich erhöht werden. Mit Beginn des Berichtsjahres wurde in der ge- samten Inlandsorganisation der AEG entsprechend den Vorschriften des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit eine einheitliche Betriebsordnung eingeführt. Zur Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung ist folgendes zu bemerken: Grundstücke sind gegenüber dem Vorjahr unver- ändert, Gebäude weisen nur unwesentliche Verände- rungen aus. Werkzeuge, Modelle, Inventar und Patente sind wiederum mit je RM 1.– bewertet; wie bisher wurden die Aufwendungen hierfür als Betriebsunkosten ver- bucht. Der Zugang auf Beteiligungen enthält im wesent- lichen die neuen Anteile der Telefunken-Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., Aktien der Natio- nalen Automobil-Gesellschaft und die in der Sanie- rung der AEG-Union Elektrizitäts-Gesellschaft, Wien, gegen Forderungen übernommenen Aktien. Der Ab- gang betrifft zum größten Teil die Aktien der Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf Aktiengesellschaft, die, wie im vorjährigen Bericht bereits erwähnt, einer be- freundeten Gesellschaft überlassen wurden. Die vor- genommenen Abschreibungen auf Beteiligungen in Höhe von rund RM 2.6 Mill. beziehen sich in der Hauptsache auf ausländische Beteiligungen. Die Warenbestände sind vorsichtig und nach den gleichen Grundsätzen wie in den Vorjahren bewertet; entsprechend dem gestiegenen Geschäft haben sie sich erhöht. Die aufgenommenen Bonds der drei Amerika- Anleihen werden auf der Aktivseite mit dem gleichen Wert wie passiv unter „Anleihen“ geführt. Sämtliche Valutenforderungen und Werpflich- tungen sind wieder zu den Kursen des Bilanzstich- tages eingesetzt. Für die noch ausstehenden Bonds der drei Amerika-Anleihen sind die Währungskurs- unterschiede zwischen dem früheren Dollarwert von RM 4.20 und dem Tageskurs vom 30. September 1935 mit nahezu RM 15 Mill. unter „Rückstellungen“ ver- bucht. Infolge der erhöhten Geschäftstätigkeit ist das Kontokorrent sowohl in den Forderungen wie in den Verbindlichkeiten gestiegen. Aus dem gleichen Grunde sind die Bankguthaben zurückgegangen. Um auch weiter steigenden Liquiditätsanforderungen genügen zu können, hat sich die Gesellschaft Kredit- fazilitäten mit mittelfristiger Laufdauer gesichert. „Andere Abschreibungen“ beziehen sich auf Be- teiligungen und Forderungen. Außerordentliche Er- träge enthalten u. a. Nutzen aus Bondsaufnahmen, freigewordene Rückstellungen sowie den Buchgewinn aus verkauften Effekten. Die Gewinn- und Verlustrechnung des Berichts- jahres gleicht sich in sich aus. Der Verlustvortrag wurde wiederum auf neue Rechnung vorgetragen. Die Haftung aus begebenen Wechseln (ohne Arbeitsbeschaffungswechsel) beläuft sich auf Reichs- mark 5 429 275.05, aus noch nicht vollgezahlten Be- teiligungen auf RM 1 471 930.—. Der Nennbetrag der noch im Umlauf befindlichen Genußrechte aus den aufgewerteten Markanleihen be- läuft sich auf RM 3 767 700.—. 5003