Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaff Gründung: Die Gründung erfolgte im Jahre 1870 mit einem Kapital von M. 5 400 000.—. Tätigkeitsgebiet der Gesellschaft: 1. Bau und Betrieb einer Haupteisenbahn von Eutin über Bad Schwartau nach Lübeck unter Anschluß an beiden Endpunkten an andere Bahnen. 2. Bau und Betrieb der Zweig-(Neben-)Bahn Bahnhof Pönitz–Ahrensbök. Vorstand: Kaufmann Gustav Tesnau, Eutin, Vorsitzender; Regierungsbaumeister a. D. P. Tietjens, Betriebs- direktor und oberster Betriebsleiter, Lübeck, stellv. Vorsitzender. Aufsichtsrat: Bankdirektor R. Janus, belgischer Konsul, Lübeck, Vorsitzender; Regierungspräsident J. H. Böhmcker, Eutin, stellv. Vorsitzender; Regierungsdirektor Dr. R. Grosse, Lübeck; Direktor F. Sierig, Bad Schwartau; Direktor B. Sommer, Lübeck. Sitz der Verwaltung: Lübeck, Katharinenstr. 37. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Generalversammlung (Stimmrecht): je nom. RM 200.–— Stammaktien Lit. A und Aktien Lit. B 1 Stimme, je nom. RM 400.— Stammaktien Lit. A und Aktien Lit. B 2 Stimmen. Reingewinn-Verwendung: 1. zur Abführung von mindestens 5 % an den gesetz- lüichen Reservefonds bis zur Erreichung der ge- setzlichen Höhe; 2. zur Zahlung einer Dividende an die Aktien Lit. A u. B; 3. zur Bildung oder Verstärkung besonderer Rück- lagen; 4. zu außerordentlichen Zuwendungen; 5. der verbleibende Restbetrag wird auf das neue Geschäftsjahr vorgetragen. Zahlstellen für Dividenden: Commerz-Bank in Lübeck; Filiale der Oldenburgischen Landesbank in Eutin; L. Behrens & Söhne, Hamburg. Aufbau und Entwicklung des Unternehmens. Die Eutin-Lübecker Eisenbahn ist von der im Jahre 1870 gegründeten Aktiengesellschaft als Privatbalm erbaut worden, um die ostholsteinischen Linien der ehemaligen Altona-Kieler Eisenbahngesellschaft an das lübeckische und mecklenburgische Bahmnnetz anzuschließßen und durch diese mit den Flauptverkehrsstraßen des östlichen und südlichen Deutschlands in unmittelbare Verbindung zu bringen. Die auf die Bahnverbindung zwischen Eutin und Lübeck gerichteten Bestrebungen lassen sich bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts verfolgen, fanden aber erst mit dem Ausbau der am 1. Juni 1866 eröffneten Bahn Neumünster–Ascheberg–eustadt lebhafteres In- teresse und die Unterstützung der lübeckischen und olden- burgischen Regierung. Trotzdem die ostholsteinischen Bahnen nicht den auf sie gesetzten Erwartungen ent- sprachen und damit der Anreiz, eine Eisenbahn Eutin— Lübeck finanziell zu unterstützen, nachließ, erlahmte das Interesse an der Bahn weder bei dem dafür werbenden Komitee noch bei den Regierungen. Aber erst 1870 war die Gründung des Unternehmens gesichert und wurde auf Grund der dem Bankhause von Erlanger & Söhne in Frankfurt a. M. erteilten Konzession die Aktiengesellschaft unter der Firma Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaft errichtet. Die planmäßige Herstellung der gesamten Bahn- anlage wurde dann für die konzessionierte Anschlags- summe von 1 800 000 Talern ausgeführt. Die Betriebs- eröffnung der 33 km langen Hauptbahn von Eutin nach Lübeck fand am 10. April 1873, die spätere der 8,00 km langen Nebenbahn von Gleschendorf (Bahnhof Pönitz) nach Ahrensbök am 10. Mai 1886 statt. Von der Gesamtlänge von 41.00 km, von der die Strecke zwischen Bad Schwartau und Lübeck 1908 zweigleisig ausgebaut ist, liegen auf dem 315 Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften 1936, IV Gebiete des Landesteils Lübeck (oldenburgisch) 35,92 km und auf dem Gebiete des Freistaats Lübeck 5,08 km. Iln Bad Schwartau besteht Anschluß der Bäder- bahn nach den oldenburgischen Ostseebädern. wWährend im Jahre 1873 162 513 Personen, 1 842 Ton- nen Güter und 4 184 Tiere befördert wurden, stiegen diese Zahlen im Jahre 1912 auf 1 188 102 Personen, 227 166 Ton- nen Güter und 65 114 Tiere und erhöhten sich 1922 trotz der Wirtschaftsstörungen im ganzen Reiche auf 1 498 649 Personen, 297 437 Tonnen Güter, bei Abnahme der Tiere auf 18 795 Stück. „ Der Verkehr ist während der mehr als 50jährigen Be- triebsführung wenig unterbrochen worden. Betriebsstö- rungen haben ohne nennenswerten Schaden nur vereinzelt stattgefunden. Der Hochwassergefahr von der Traveist durch die Verlegung des Bahnkörpers zwischen Bad Schwartau und Lübeck im Jahre 1908 nachhaltig begegnet worden. 1925 wurde in Lübeck, Katharinenstr. 37, ein Grund- stück für ein neues Verwaltungsgebäude gekauft. Die im Betriebe angestellten Beamten, Angestellten und Arbeiter beziffern sich- auf 241 Köpfe. Für das Alter der Beamten und deren Hinterbliebene ist durch eine Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse gesorgt. Durch eine Jubiläumsstiftung ist außerdem ein Unterstützungs- fonds für besondere Fälle geschaffen worden. Die an die Bahn geknüpften Erwartungen haben sich 1 rfüllt. Der Landesteil Lübeck ver- 3%% 515 seinen wirtschaftlichen Auf- dankt ihr in erster Lini wirtscha schwung, dem Freistaat Lübeck ist sie ein beachtens- werter Zubringer zur Hebung und Stärkung seiner Handels- interessen geworden. 5025