Oesterreichische Siemens-Schuckert-Werke, Wien Aufbau und Entwiceklung des Unternehmens. Die Oesterreichischen Siemens-Schuckert-Werke sind das größte elektrotechnische Unternehmen der ehemaligen Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie und nehmen auf dem Gebiet des Baues von Elektrizitäts- werken, elektrischen Bahnen, Beleuchtungs- und Kraft- übertragungsanlagen und sonstigen Starkstrom-Aus- führungen seit jeher eine erste Stelle ein. Die Gesellschaft wurde 1897 unter Mitwirkung der Elektrizitäts-A.-G. vormals Schuckert & Co. als Fortsetzung der alten Firma Kremenetzky, Mayer & Co. unter der Firma Oesterreichische Schuckert- Werke gegründet. Im März 1899 erfolgte die Uebersiedlung von der früheren Fabrik im IX. Wiener Gemeindebezirk in eine ueue, aufs modernste eingerichtete Fabrikanlage im XX. Bezirk, Engerthstraße 150. Am 1. Januar 1904 trat hierzu die Wiener Nieder- lassung der Siemens & Halske A.-G. mit ihrer neuen Maschinenfabrik in Leopoldau und allen sonstigen zur Starkstromtechnik gehörenden Einrichtungen. Seit dieser Vereinigung führt die Gesellschaft die jetzige Firmenbezeichnung. Im Jahre 1908 wurde auch das Leopoldauer Kabelwerk der Siemens & Halske A.-G. übernommen. Im Jahre 1922 beteiligte sich die Gesellschaft an der Gründung der Jugoslavischen Siemens A.-G., Agram, und der Rumänischen Elektrizitäts-Gesell- schaft Siemens-Schuckert A.-G. in Bukarest. 1923 wurde in Sofia die Bulgarische Elektrizitäts -Aktien- gesellschaft „Siemens“ gegründet. Das in der Tschechoslowakischen Republik be- triebene Starkstromgeschäft ging 1921 an die Siemens & Co. Kommanditgesellschaft in Prag über, die sich Ende 1926 mit der Elektrizitäts- u. Maschinenbau A.-G. Müglitz vereinigte. Die bestehenden Werke beider Firmen in Müglitz und Bratislava sowie die Geschäftsstellen in der Tschechoslowakischen Republik wurden unter der Firma Siemens Elektrizitäts-A.-G. zusammengelegt. Am 3. August 1926 wurde das bis auf K 3500 Mill. erhöhte Kapital auf S 26 250 000.— umgestellt. 1928 Am 19. Juni 1928 erfolgte die Zusammen- legung von je 10 Stück Aktien im Nennwerte von je S 15.– zu einer Aktie im Nennwerte von S 150.—— 1929 Am 23. April 1929 wurde der Nennwert der Aktien durch Uebertragung eines Teiles (Schilling 8 750 000.) der Kapitalsrücklage auf Aktienkapital- konto von S 150.— auf 8S 200.– erhöht. Das Aktien- kapital beträgt nunmehr 8S 35 000 000.—–, die Kapitals- rücklage S 15 000 000.– (einschl. Reservefonds). 1930 Das Geschäftsjahr 1930 stand im Zeichen der allgemeinen Wirtschaftskrise. Der Bestellungseingang hat nachgelassen; doch hat dieser Ausfall trotz des Unterbleibens größerer Inwestitionen nicht jenes Ausmaß erreicht, wie es eigentlich der ungünstigen allgemeinen Wirtschaftslage entsprochen hätte. Die Beschäftigung der Werkstätten hat im Geschäftsjahr 1930 kein erfreuliches Bild gezeigt, da im zweiten Halbjahr die Bestellungsvorräte zum größten Teil bereits aufgearbeitet waren und der Bestellungs- zuwachs nicht ausreichte, um alle Abteilungen gleich- mäßig mit der nötigen Arbeit zu versehen. 1931 Der Umsatz ging, besonders gegen Ende des Jahres 1931, stark zurück; der Unkostenabbau konnte nicht so rasch folgen. Es mußte zu Arbeits- zeit- und Gehaltsverkürzungen sowie zu Entlassungen Unkostenaufwand wurde geschritten werden; der 5410 ferner durch Zusammenlegung von Werkstätten und verschiedene Umstellungen im Betriebe herab- gedrückt. Durch die fortschreitende Verwertung der Elektrowärme in Glüh- und Schmelzöfen der metall- verarbeitenden Industrie gelang es, Bestellungen in annähernd Vorjahrshöhe hereinzubringen. Beim Kabel- und Metallwerk hielt die in der ersten Hälfte 1931 eingetretene Besserung in der Beschäftigung nicht an. In den übrigen Abteilungen (Zentralen, Industrie, Bahnen, Kleinfabrikate usw.) war der Be- stellungseingang weiter rückgängig; das Rußland- geschäft brachte ebenfalls nur geringe Beschäfti- gung. 1932 Die seit Jahren erwartete Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse ist auch 1932 aus. geblieben. Die Gesellschaft, die ihre Aufträge aus allen Zweigen der Wirtschaft schöpft, hatte 1932 eine schwere Belastungsprobe zu bestehen. Im Stark- stromgeschäft liegt infolge der langen Lieferzeiten zwischen Bestellungseingang und Rechnungserteilung eine erhebliche Zeitspanne, deshalb gibt der Umsatz selbst im Jahre mit bereits sinkendem Bestelleingang kein Bild der tatsächlichen Beschäftigung. 1933 Der Bestellwert veränderte sich gegen das Vorjahr wenig; zu der Schrumpfung des Absatzes im Binnenmarkt traten die bekannten Ausfuhrerschwe- rungen, die durch unerwartet einsetzende Bestim- mungen mancher Länder über die Zuteilung von Devisen, über Zoll und Kontingentfragen verschärft wurden. Das Geschäft mit den öffentlichen Elektrizitäts- werken war auch 1933 nicht befriedigend. Auf dem Gebiet der Schutzeinrichtungen und selbsttätigen An- lagen führten die erfolgreichen Entwicklungsarbeiten zu größeren Aufträgen, und zwar hauptsächlich für ausländische Stromverteilungsnetze. Das Expansions- schalter- und Kathodenfallableiter- Geschäft ent- wickelte sich günstig. Das Vollbahngeschäft belebte sich, während es auf dem Gebiet der Klein-, Straßen- und Industriebahnen ebenso still blieb wie im Vorjahr. In der Abteilung Industrie setzte Mitte 1933 eine Be- lebung ein; der Geschäftsgang der Abteilung Klein- fabrikate entsprach der allgemeinen Entwicklung. Das Kabelwerk litt an den fehfenden Aufträgen in Stark- und Schwachstromkabeln, während die neue Ein- richtung zur Erzeugung von Emaildrähten gut be- schäftigt war. 1934 hatte die Gesellschaft eine Steigerung des Bestellungseinganges zu verzeichnen. Mit großen Opfern und Preisopfern war es möglich, auch mehr Auslandsaufträge als im Vorjahr hereinzuholen. Das Zentralengeschäft war nicht befriedigend; im Vollbahngeschäft ist die Elektrifizierung der Tauern- bahn-Südrampe zu erwähnen; im Industriegeschäft ist der zunehmende Absatz elektrisch beheizter Oefen (auch im Ausland) hervorzuheben; die Abteilung Kleinfabrikate wies eine der allgemeinen Geschäfts- belebung entsprechende Umsatzsteigerung auf. Entsprechend dem höheren Bestellungseingang waren die Werke besser beschäftigt; teilweise konnte die Kurzarbeit aufgehoben werden. Im Kabelwerk hat sich die Abteilung für Emaildrähte erfreulich entwickelt (ein wesentlicher Anteil des gesteigerten Umsatzes entfiel auf das Ausland); die unzureichenden Inlandsbestellungen im Starkstrom -leikabelgeschäft erfuhren durch vermehrte Auslandsaufträge eine willkommene Ergänzung; das Schwachstrom-Kabel- geschäft war besser als im Vorjahr.