Eisenhüttenwerk Thale Aktien-Gesellschaftf Gründung: Die Gründung erfolgte am 24. Februar 1872 unter Uebernahme der Firma Eisenhüttenwerk Emil Solt- mann, Thale, mit einem Grundkapital von Mark 1 500 000.–. Gegenstand des Unternehmens: Gewinnung und Herstellung von Eisen und Stahl, Weiterverarbeitung der gewonnenen Rohprodukte. Erzeugnisse: Siemens-Martin-Feinbleche, Qualitäts-und Dynamo- bleche, kaltgewalzte Spezialbleche, emaillierte und verzinnte Haushaltungsgegenstände, gepreßte Eisen- plechwaren, verzinnte, verzinkte und verbleite Gefäße, rohe und emaillierte Gußwaren (besonders Sanitäts- guß wie Badewannen, Arbeiter-Wascheinrichtungen und dergleichen), eiserne Transportfässer, glas- emaillierte Gär- und Lagergefäße für Brauereien, Brennereien, Molkereien und die sonstige Nahrungs- und Genußmittelindustrie, immunisierte Bierfässer, trisoritglasemaillierte Gefäße chemische Industrie. für die Vorstand: Generaldirektor Willy Goldbeck, Thale. Aufsichtsrat: Bankdirektor Alfred Hölling, Dresdner Bank, Berlin, Vorsitzender; Bankdirektor Dr. Karl Ernst Sippell, Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, Berlin, stellvertreten- der Vorsitzender; Generaldirektor Dr.-Ing. Berlin; Generaldirektor a. D. Wilhelm Cramer, Berlin; Rechtsanwalt Heinrich Kintzen. Düsseldorf; Albert Ottenheimer i. Fa. Albert Ottenheimer, Eisen- großhandlung, Köln; e. h. Rudolf Brennecke, Sitz der Verwaltung: Thale a. Harz (1899–1908 Berlin). Generaldirektor (Aufsichtsrat:) Rechtsanwalt Bruno Potthast, Köln; Generaldirektor Albert Rothschild, Vorstandsvor- sitzender der Aquila Akt.-Ges. für Handels- und Industrieunternehmungen, Frankfurt a. M.; Dipl.-Ing. Günter Schmidt, Akt.-Ges., Magdeburg. Kohle Bilanzprüfer für das Geschäftsjahr 1936: Treuhand-Vereinigung Aktiengesellschaft, Berlin. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Generalversammlung (Gtimmrecht): je nom. RM 200.– Aktien 1 Stimme, die eine Aktie über RM 500.– 3 Stimmen. Reingewinn-Verwendung: 1. zur Abführung von mindestens 5 % an den gesetz- lichen Reservefonds (bis 10 % des Aktienkapitals); 2. zur Bildung oder Verstärkung besonderer Rück- lagen; 3. zur Gewährung der dem Vorstande und den Beamten nach Anstellungsverträgen zustehenden Tantiemen; 4. zur Zahlung einer Dividende bis 4 % an die Aktien; 5. zur Gewährung einer Tantieme von 10 % an den Aufsichtsrat; 6. der hiernach verbleibende Restbetrag wird an die Aktionäre als Superdividende verteilt, soweit nicht die Generalversammlung eine andere Ver- teilung beschließt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Thale; Aufbau und Entwicklung des Unternehmens. Eins der ältesten und seiner interessantesten Unternehmen der deutschen Eisen- industrie ist das Eisenhüttenwerk Thale, dessen Anfänge bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen. Im Jahre 1686 wurde zu Potsdam zwischen dem Großen Kurfürsten und dem Inspektor Johann Christoph Wichmannhausen sowie dem Sohne des letzteren, dem späteren Hofrat Gabriel Wichmann- hausen, ein Vertrag betreffs Gründung eines neuen Hüttenwerks in der Grafschaft Reinstein, „unweit dem Thal“, geschlossen. Dieser Vertrag gewährte den Wichmannhausen das Schürfrecht im ganzen Fürsten- tum Halberstadt, in der Grafschaft Reinstein, im derenburgischen und stecklenbergischen Bezirk. Für die Lage des Hüttenwerks wurde nach dem Vertrage ein kieseliger Winkel an der Bode, wo diese das Gebirge verläßt, 700 Schritt lang und 3–400 Schritt reit, ausgemacht. Hier erstanden Hochöfen mit Pochwerken, Frisch- und Zainhämmer. Geschichte nach Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, Berlin, Frankfurt a. M., Köln; Dresdner Bank, Berlin, Frankfurt a. M., Köln. Das Hüttenwerk machte viele Wandlungen Verfall und wurde im daß eine erfolgreiche In glück- durch, geriet schließlich in Jahre 1760 so umgestaltet, Führung der Betriebe ermöglicht wurde. licher Verbindung mit der Preußischen Krone und der überragenden Persönlichkeit des Berghaupt- mannes Friedrich Wilhelm von Reden wurde das Werk fortgesetzt. Infolge allgemeiner Mißwirtschaft ging es 1778 in den Besitz Friedrichs des Großen Dzw. des Kgl. Preußischen Fiskus über, der noch eine Hütte für Schwarz- und Weißblech anlegen ließ, der Anlage auch den Namen „Blechhütte“ beigelegt haben soll. Friedrich der Große tat viel für das Werk. Unter ihm wurde auch eine Knappschaftskasse gegründet und die sogenannte Hüttenschule ins Leben gerufen, die bis 1862 bestand und bis dahin die einzige Volks- schule am Orte war. Durch Vertrag vom 14. Oktober 1820 wurde das werk dem Offizianten Friedrichs des Großen, Berg- 5511