―――― Siemens & Halske Aktiengesellschaft Gefolgschaft der S & H A. G. und abhängiger Gesell- schaften ohne SsSW und SBlI weniger als 60 % in der Stammgesellschaft tätig sind, während beispiels- weise im Jahre 1926 noch etwa 80 % zur S & I A. G. selbst gehörten. Damit ist Siemens & Halske in zu- nehmendem Maße Holdinggesellschaft geworden, aber nicht finanzielle Holdinggesellschaft, sondern tech- nische Holdinggesellschaft, bei der das Schwergewicht in der Förderung des wissenschaftlichen, technischen, fabrikatorischen und wirtschaftlichen Erfahrungsaus- tausches liegt. Die freiwilligen sozialen Leistungen der Siemens & Halske A. G., der Siemens-Schuckertwerke A. G. und der Siemens-Bauunion im In- und Ausland be- trugen RM 17 Mill. Auf die Altersfürsorge entfallen davon RM 11 400 000.–. Der Rest von RM 5 600 000.– verteilt sich auf Weihnachtszuwendungen, Unter- stützungen, Ernährungsfürsorge, Jubiläumsgeschenke, Werkskulturpflege, Wohnungs- und Gesundheitsfür- sorge, Krankenpflege und Familienfürsorge. Der Gedanke, die Gefolgschaft am wirtschaft- lichen Erfolg des Unternehmens zu beteiligen, der vom Gründer des Hauses, Werner Siemens, Mitte des vorigen Jahrhunderts schon durch Einführung der Inventurprämie verwirklicht worden war, wurde bald nach der Inflationszeit erneut aufgenommen. Allen Gefolgschaftsmitgliedern, die durch mehrjährige Mit- arbeit ihre Verbundenheit zum Hause bekundet hatten, wurde eine Beteiligung eingeräumt, die von der Höhe der Dividende abhängig ist und für die Vorstandsmitglieder wie für alle Angestellten und Arbeiter nach den gleichen Grundsätzen — natürlich gestaffelt in ihren Einheitssätzen – berechnet wird. Die Gesellschaft wollte damit auch der Verbunden- heit zwischen Kapital und Arbeit Ausdruck geben. Während bisher nur alle diejenigen beteiligt wurden, die acht Jahre im Hause tätig waren, ist diesmal diese Beteiligung schon nach fünfjähriger Zugehörig- keit zur Auszahlung gebracht worden. Der Betrag, der für das Geschäftsjahr 1934/35 in dieser Weise an sämtliche Gefolgschaftsmitglieder ohne Berücksichti- gung des Vorstandes und der Prokuristen aus- geschüttet wurde, einschließlich der im Dezember an alle Mitglieder gezahlten Zuwendung, hat eine Summe von mehr als RM 5 Mill. in Anspruch genommen. Im einzelnen ist aus den Tätigkeitsgebieten und von den Beteiligungen zu erwähnen: Auf dem Fern- sprechgerätegebiet bewegte sich das Geschäft mit der Reichspost rückläufig, da die geringeren Aufträge für öffentliche Aemter nicht durch Bestellungen von Nebenstellenanlagen und sonstigen Apparaten aus- geglichen werden konnten. Der Umsatz in Fern- sprechprivatanlagen sowie das Auslandsgeschäft hielten sich dagegen auf Vorjahrshöhe. Mit nennens- werten Neu- bzw. Erweiterungsaufträgen auf Fern- sprechämter waren u. a. Holland, Persien, Uruguay, Griechenland und Italien beteiligt. Auf dem Gebiet der Fernleitungsausrüstung konnten bedeutende Auf- träge u. a. aus Indien und Norwegen hereingebracht werden. Der Ausbau des öffentlichen deutschen Fernschreibnetzes sowie auch privater Fernschreib- anlagen machte gute Fortschritte. So wurden neue emter in Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Magdeburg und Bremen eingerichtet und Aufträge aus Italien, Holland und Indien hereingenommen. Größere Aufträge lagen auch vor für Luftschutz- warnanlagen, Straßenverkehrssignalanlagen, elek- trisch gesteuerte Turmuhren, Zeitansageeinrichtungen, Schmaffllmapparate und projektoren, elektrische Lichtbogen- und Hochfrequenzöfen, meßtechnische Apparate und Schwachstromkabel. Auf dem Rund- funkmarkt machte sich dagegen bei guter Entwick- lung des Einzelteilegeschäfts ein Absinken des Marktes in fertigen Apparaten bemerkbar. Im Wiener Werk der Siemens & Halske A. G. zeigte sich eine leichte Belebung, so daß die Ferti- gungsstätten etwas über die Hälfte ausgenutzt waren. Von den Tochtergesellschaften berichtet die Siemens-Bauunion G. m. b. H. K. G. über gute Be- schäftigung im Zusammenhang mit den Reichsauto- bahnen und Wasserstraßenbau und über ungefähr gleiches Auslandsgeschäft. Die Osram G. m. b. H. K. G. brachte bei an- ziehendem Inlandsgeschäft neue Lampen mit Doppel- wendel-Leuchtkörper auf den Markt, die ohne Mehr- verbrauch an Strom je nach Größe bis zu 20 % mehr Licht geben. Nach der im Herbst 1935 erfolgten Her- absetzung der Kleinverkaufspreise um 14 % erhält der Verbraucher die Lampen jetzt für knapp zwei Fünftel des Vorkriegspreises. Bei der Siemens-Reiniger-Werke A. G. entwickelte sich besonders der Absatz in Kurzwellentherapie- und Röntgenapparaten zufriedenstellend. Die E. Zwietusch & Co. G. m. b. H. konnte ver- schiedene größere Aufträge auf Hausrohrpostanlagen, mechanische Briefverteilungsanlagen und Briefsortier- anlagen sowie auf den Ausbau einer Fernrohrpost- linie hereinnehmen. In Münzfernsprechern erhöhte sich der Bestelleingang, im Aemterbau zeigte sich dagegen ein leichter Rückgang. Das Geschäft der Siemens Apparate und Maschinen G. m. b. H. gestaltete sich besonders auf dem Gebiet des Bordbedarfs für die Luftfahrt und der Weiterentwicklung von Selbststeuergeräten ent- sprechend den Erwartungen. Bei der Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H. gingen bei gleich hohem Auf- tragseingang auf dem Gebiet der Sende- und Empfangsanlagen sowie etwas gesteigerten Auslands- bestellungen Aufträge auf eine Anzahl Kurzwellen- Rundfunksender und Uebertragungsanlagen für die Olympischen Spiele ein. Im Rundfunkgerätegeschäft wurde die Gesellschaft als Röhrenlieferant und Lizenz- geber durch die Marktschwierigkeiten naturgemäß stark betroffen. Das von der Klangfilm G. m. b. H. gegen Ende des Vorjahres herausgebrachte Lichttongerät erfreute sich auch im Ausland reger Nachfrage. Die Bilanz der Siemens & Halske A. G. (vergl. auch besondere Bilanz-Tabellen) per 30. September 1935 bietet wieder ein sehr flüssiges Aussehen und zeigt, daß das Haus Siemens für neue Aufträge finanziell gerüstet ist. Bei unverändert RM 107.09 Mill. Aktien- kapital weist die Siemens & Halske A. G. RM 125.84 Millionen offene Reserven aus; daneben bestehen noch immer stille Reserven. Die Einnahmen- und Ausgaben-Rechnung von S & H zeigt gegenüber dem Vorjahr wesentlich höhere Ziffern. 30. 9. 34 30. 9.35 Einnahmen Mill. RM Betriebsertrag 119.04 162.69 Beteiligungsertrag .. 7.07 10.55 Zinserträge. 11.29 10.16 Scdderertilge 0.75 0.77 Gewinhveorttag 2.76 3.36 5573