Siemens-Schuckertwerke Aktiengesellschaft satz im Ausland. Umfangreiche Lieferungen konnten im Zusammenhang mit dem Ausbau der Wasserkräfte des Shannon (Irland) und der Elektrifizierung des ge- samten irischen Staates hereingenommen werden; auch das russische Geschäft wurde gefördert. Die größten Auftraggeber waren 1924/25 und 1925/26 die Strom- versorgungsunternehmen des In- und Auslandes und die Verkehrsgesellschaften. Mehrere vollständige Groß- kraftwerke wurden von SsSW gebaut; sehr rege war auch die Tätigkeit auf dem Gebiet der elektrischen Beleuchtung. Die Entwicklung des finanziellen Status war ebenso günstig wie bei S & H, daher war auch in der SSW-Bilanz für 1925/26 eine Liquidität festzu- stellen, die über den durch die Anleiheaufnahme be- dingten Zufluß an neuen Mitteln weit hinausging. 1926/27 zeigte der Abschluß der SSW das gleiche günstige Bild wie der der S & H. Die Erhöhung des Auftragseinganges konnte sich bei der langen Fabrika- tionsdauer für Starkstrommaschinen rechnerisch noch nicht voll auswirken (der unerledigte Auftragsbestand der SsSW war Ende 1926/27 um 67 % größer als bei Beginn des Geschäftsjahres). Der Auslandsumsatz der SsW ließ trotz aller Erschwerungen im Außenhandel nicht nach. 1927/28 konnte der Umsatz auf Grund größerer Inlandsaufträge weiter gesteigert werden. Die Steige- rung der Produktion betraf fast alle Arbeitszweige. Das Geschäftsjahr war durch den starken Um- und Ausbau der Anlagen charakterisiert: der Hochbau für das Schaltwerk wurde fertiggestellt und in Betrieb genommen, in der neuen Leitungsfabrik in Spandau wurde der Betrieb aufgenommen, das Kabelwerk wurde erweitert und in die frühere Automobilfabrik die Herstellung von Quecksilber-Gleichrichtern ver- legt; die Ueberführung der Fabrikation von Turbo- generatoren nach Mülheim-Ruhr wurde beendet. 1928/29 hat sich der Absatz sowohl nach Uebersee als auch nach dem europäischen Ausland weiter er- nöht; er machte 39 % des Gesamtumsatzes aus. Da- gegen hatte der inländische Auftragseingang unter der schlechteren Konjunktur und der Geldknappheit der öffentlichen Hand zu leiden. Ein Wasserkraftwerk an der Edertalsperre wurde im September 1929 be- triebsfertig abgeliefert und der Auftrag auf ein weiteres Speicherkraftwerk hereingenommen. Das große Shannon-Werk in Irland wurde vollendet, eben- so die Fernstromübertragungsanlage des RWE; an der Lieferung der maschinellen Anlagen für das Schluch- see-Werk war SSW maßgeblich beteiligt. Anfang 1929 wurde der Bau des Großkraftwerkes West der Berliner Städtische Elektrizitäts-Werke Akt.-Ges. begonnen. Das Kabelgeschäft war befriedigend, die Abteilungen für Industrieanlagen erreichten etwa den gleichen Umsatz wie 1927/28; die Lieferung in Protos-Haus- geräten nahm stark zu. 1929/30 ging bei einem Anteil des Auslands- geschäftes von 47 % der Gesamtumsatz zurück. Der Rückgang der Beschäftigung und die Verminderung der Belegschaft setzte bei der Starkstromindustrie schon im Herbst 1929 ein. Besonders stark senkten sich die Inlandsaufträge der Abteilung Zentralen, zum Teil wegen der Finanznot der Gemeinden und zum Teil, weil die früheren Ausbauten mit einer stetigen Zunahme des deutschen Stromverbrauches rechneten, dieser aber 1930 um mehr als 10 % zurückging. Der erste Ausbau des Kraftwerkes West in Berlin wurde fertiggestellt. Weitere Großaufträge waren das Pumpspeicherwerk Bringhausen, drei Um- spannwerke des RWE. die Lieferungen von Dampf- turbinen an das belgische Elektrizitätswerk Schelle, von Großtransformatoren an das RWE, die Rhein- elektra, die Bewag, das Elektrizitätswerk Rotterdam und das französische Kraftwerk la Truyere. Recht erheblich ging die Beschäftigung zurück im Kabel- geschäft, in der Belieferung der Industrie, im Bahn- geschäft und in Installationsmaterialien. Die Bilanz 1929/30 zeichnete sich durch überaus große Liquidität aus. 1930/31 schloß SsW trotz eines Umsatzrückganges von 30 % nach Aufzehrung des Gewinnvortrages for- mell ohne Verlust ab. Da die SsSW als Starkstrom- unternehmen hauptsächlich Produktionsmittel und nur zum kleinen Teil Fabrikate für den täglichen Konsum herstellten, wurden sie besonders stark von der Krise betroffen. Die vorsichtige Bilanzierung der früheren Jahre ermöglichte es, die stillen Reserven zur Verlust- tilgung heranzuziehen. Das Auslandsgeschäft konnte bei sinkenden Preisen auf gleicher Höhe wie 1929/30 gehalten werden; der Anteil des Exports am Umsatz stieg von 47 % auf 51.7 %. Bei einem Eigenkapital von über 150 Mill. RM muß ein Kreditorenstand von 86 Mill. RM als gering bezeichnet werden, wenn ihm an Debitoren allein 152 Mill. RM und an Vorräten 44 Mill. RM gegenüberstehen. Die inneren Reserven, hauptsächlich unter Vorräten und Debitoren, sind zu- dem bei weitem noch nicht aufgebraucht. Da jetzt auch das Auslandsgeschäft ins Stocken kommt, haben sich allerdings die Geschäftsaussichten noch weiter stark verschlechtert. 1931/32 Der Tiefstand der Wirtschaftslage hielt im Geschäftsjahr 1931/32 an; dementsprechend ging der Umsatz weiter zurück, und zwar um 35.3 % gegen 30.4 % im Vorjahr auf 224 Mill. RM. Es ergab sich ein Verlust, der wieder aus stillen Reserven gedeckt wurde. Trotz der wiederholten Ianspruchnahme früherer Rückstellungen weist die Bilanz noch fast 31 Mill. RM bisher unter Gläubigern verbuchte stille Reserven offen aus. Zur Deckung des anteiligen Restverlustes aus dem Shannongeschäft in Höhe von 4.5 Mill. RM und zu Abschreibungen auf Beteili- gungen wurden der Sonderrücklage 12.2 Mill. RM entnommen. Bei 120 Mill. RM Aktienkapital be- laufen sich die gesamten offenen Reserven a 51 Mill. RM, beträchtliche stille Reserven sind aber wie auch bei der Siemens & Halske A.-G. in den Vor- räten enthalten, ebenso stehen auch bei SsSW die Betriebsmaschinen und Einrichtungen nur mit je einer Reichsmark zu Buche. Neben den stillen Reserven des eigenen Unternehmens bedeutet die große Flüssigkeit der Muttergesellschaft, der S & H A. G., gerade in der Krise einen unschätzbaren Rückhalt. Die im Vergleich zur Schwachstromindustrie wesentlich größere Konjunkturempfindlichkeit des Starkstromgeschäftes kommt darin zum Ausdruck, daß der Jahresumsatz nur noch knapp 40 % des Höchststandes beträgt gegen mehr als 60 % bei der Siemens & Halske A.-G. Das Auslandsgeschäft zeigte noch keine Besserung, wenn auch der Exportanteil sich weiter vergrößerte; eine wichtige Rolle spielten die Lieferungen nach der UdssR. Die Aufträge der öffentlichen Elektrizitätswerke waren wieder sehr unbefriedigend. Es wurden hauptsächlich Trans- formatoren bestellt. In Schaltanlagen belebte sich das Geschäft durch die Einführung der Expansions- schalter als Ersatz der Oelschalter (bis Ende des Ge- schäftsjahres wurden 1400 dieser Schalter in Auftrag gegeben). Das Installationsgeschäft, das Geschäft mit der landwirtschaftlichen und der industriellen Kund-