Rütgerswerke Aktiengesellschaft in Berlin 1930 hat unter der sich von Monat zu Monat mehr verschlechternden Geschäftslage besonders das Ge- schäft der Teerproduktenabteilung ge- litten; auch die anderen Abteilungen blieben von der ungünstigen Wirtschaftslage nicht unberührt. Die für Rechnung der Rütgerswerke arbeitenden Betriebe konnten nach einer Umsatzsteigerung in 1929 nur den Umsatz des Jahres 1928 erreichen. Bei den Beteili- gungen war die Entwicklung, soweit die Erträge, die im Jahre 1930 vereinnahmt wurden, in Frage kommen, im ganzen genommen befriedigend; die Bakelite G. m. b. H. hat sich weiterhin günstig entwickelt. 1931 Die Beteiligung an der Deutsche Petroleum- Aktien-Gesellschaft (nom. RM 12 985 000.— Stamm- aktien und 2000 Genußscheine) wurde mit Buch- gewinn für etwas über RM 9 Mill. an die Deutsche Erdöl A.-G. verkauft. 1933 Im Januar 1933 beteiligte sich die Gesell- schaft an der Graphitwerke Kropfmühl A.-G., München, und brachte in diese, gegen Uebernahme von nom. RM 300 000.– neuen Aktien, die Werke Untergries- bach und Dohna ihrer bisherigen Beteiligung an der Deutsche Graphitwerke G. m. b. H. in Dohna ein. 1934 Gegen Ende des Jahres 1934 übernahmen die Rütgerswerke und ihr nahestehende Gesellschaf- ten die seither im Besitz der Kokswerke und Chemische Fabriken A.-G. befindlichen Aktien und Anteile der Vedag Vereinigte Dachpappenfabriken A.-G., Berlin, der A. F. Malchow A.-G., Staßfurt- Leopoldshall, und der Continentalen Teerstraßen- Baugesellschaft m. b. H., Berlin. Besitz- und Betriebsbeschreibung. Die Rütgerswerke-Aktiengesellschaft stellt heute ein weitverzweigtes Unternehmen der deutschen chemischen Industrie dar. Das Arbeitsgebiet der Gesellschaft umfaßt sämtliche aus Ste in Kohlen- teer herstellbaren, technisch wichtigen Erzeugnisse. In den über ganz Deutschland verbreitet gelegenen Teerdestillationen (siehe auch Betriebs- beschreibung), die teils unmittelbar der Rütgers- werke A.-G., teils der von ihr beherrschten Chemische Fabrik Weyl A.-G., Berlin, gehören, werden sämt- liche Teerprodukte bis zu den hochwertigsten Reinpräparaten aus Steinkohlenteer hergestellt. Ein besonders ausgedehnter Fabrikationszweig ist die Herstellung von Teer und Teeremulsionen für Straßenbauz wecke. Die Ausführung der Teerstraßenbauten übernimmt die dem Konzern der Rütgerswerke zugehörige Continentale Teerstraßen- Baugesellschaft m. b. H., Berlin. Durch Gründung der Bakelite G. m. b. H., welche aus Karbolsäure Kunstharze für die Elektrotechnik und Schmuck- waren-Industrie herstellt, hat die Rütgerswerke A.-G. ein wertvolles Verwendungsgebiet für Karbolsäure geschaffen. Ein weiteres großes Arbeitsfeld der Rütgerswerke ist die Imprägnie- rung von Hölzern (Schwellen, Telegraphen- stangen und anderen Hölzern) auf den in Nord- und Mitteldeutschland verteilten Tränkanstalten. Die Abteilung Anhaltisch-Oberschlesische Fluorwerke in Dohna verarbeitet in eigenen Gruben gewonnenen Flußspat zu Flußsäure. Aus dieser werden alle technischen Fluor- und Kieselfluorverbindungen her- gestellt. Weitere Arbeitsgebiete der Rütgerswerke eind die Herstellung von farbigem Carbo- lineum „Rütgers“ für Holzanstriche und anderer wetterfester, konservierender Anstrichfarben, ferner die Dachpappenfabrikation, an der die Rütgerswerke durch ihre Tochtergesellschaften „Vedag“' Vereinigte Dachpappenfabriken A.-G., Berlin, und A. F. Malchow A.- G., Staßfurt-Leopoldshall, interessiert sind. — Zu dem Konzern der Rütgerswerke gehört ferner die Silesia Verein chemischer Fabriken in Ida- und Marienhütte bei Saarau i. Schlesien, die Schwefelsäure, Sa1z- säure, Chromate, Superphosphat und Mischdünger, Mineralfarben, Litho- bone, Vulkanisationsbeschleuniger, sowie Benz o1, dessen Homologe und organische Zwischenprodukte erzeugt. – Von den Beteiligungen der Rütgerswerke auf dem Gebiet der Kohleverwertung ist noch die Niederschlesische Bergbau A.-G. zu erwähnen; schließ- lich besitzen die Rütgerswerke die Majorität der Stettiner Papier- und Pappenfabrik A.-G. in Stettin 351* Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften 1936, IV und ein Drittel des Kapitals der Siemens-Planiawerke A.-G. für Kohlefabrikate in Berlin-Lichtenberg, die Elektroden, Anoden, Lichtkohlen, Kohlenbürsten usw. herstellt. Grundbesitz: Der Grundbesitz ins- davon der Gesellschaft ist wie folgt gesamt bebaut verteilt: am am Abteilung Teerprodukte 727 190 82 503 10 Imprägnierung. 1727 856 38 391 Fluorwerke 219 488 12 858 Hauptzentrale Berlin (Lützowstr. 32–36, Bismarck- straße 7, Lichterfelde, Stern- straße 32, Colonnowska in Ober- schlesien). 51 287 8 693 2 725 821 142 445 Werke: Die Gesellschaft betreibt – von einigen still- gelegten Anlagen von geringer Bedeutung gesehen – folgende Werke: 1. Die Teerproduktenfabriken in a) Rauxel bei Dortmund, die im Zentrum der teer- produzierenden Kohlenzechen am Dortmund-Ems- Kanal und an der Dortmund-Kölner-Eisenbahn- strecke gelegen ist; b) Erkner bei Berlin, Niederau bei Dresden und Mochbern bei Breslau. Die Anlagen sind mit Gleisanschluß versehen, die Fabrik in Erkner liegt außerdem an der Wasserstraße nach Berlin. 2. Die Imprägnierwerke in Audorf bei Rends- burg, Buchholz bei Harburg a. d. Elbe, Küstrin, Elsfleth in Oldenburg, Finkenheerd bei Frankfurt a. d. Oder, Gelsenkirchen, Gotha, Hanau, Ohlau, Stendal, Stürzel- berg bei Düsseldorf, Swinemünde und Warnemünde. Hierzu treten angeschlossene Werke in Königsberg, Korschen/Ostpr. und Colonnowska Dt.-O.-S. Alle Im- prägnierwerke der Gesellschaft sind mit Gleisanschluß versehen. 3. Das Flußspatbergwerk Herzogschacht in der Gemarkung Lindenberg im Harz und das Flußspat- bergwerk Sulzbach bei Regensburg sowie die chemische Fabrik Dohna bei Dresden. Das Flußspatbergwerk Herzogschacht wird auf einem noch für lange Jahre gepachteten Gelände betrieben und hat eine Förderungsmöglichkeit von etwa 12 000 t jährlich. Das Werk Sulzbach besitzt eine Förderungsmöglichkeit von etwa 10 000 t jähr- lich. Die unterirdischen Grubenfelder der beiden 5603