88.Ü.ÜÜ .. Mitteldeutsche Stahlwerke Aktiengesellschaft 1725 die Freifrau von Löwendahl, den ersten Hochofen zu bauen und damit den Grundstein der Lauchhammer- werke zu legen. Der Standort des 1780 gegründeten Gröditzer werkes wurde durch seine Lage am Grödelkanal, den August der Starke baute, bestimmt. Man hoffte, auf dem Wasserwege der regulierten Elster das Werk Lauchhammer sowie auf dem Kanalwege die Elbe und damit das Absatzgebiet in Sachsen frachtgünstig er- reichen zu können. Werk Riesa verdankt seine Entstehung im Jahre 1843 der starken Steigerung des Eisenverbrauches in der damaligen Zeit. Der Eisenbedarf des sächsischen Industriegebietes auf der einen, der reiche Eisen- entfall auf der anderen Seite sind die Standortsgründe für das Riesaer Werk. Für die Wahl des Ortes Riesa hat selbstverständlich auch die Lage an der Elbe mit- gesprochen. Werk Brandenburg ist in seiner Lage ebenso wie Riesa zugleich nach dem Absatzmarkt und nach der Rohstoffseite hin, in beider Beziehung Groß-Berlin, orientiert. Die Uferlage am Großschiffahrtswege Berlin–Hamburg ist für das Werk ein weiterer, sich frachtgünstig auswirkender Vorteil. Mit dem Uebergang der eisenindustriellen Technik von der Holzkohle zur Steinkohle und der Ver- wendung qualifizierter Rohstoffe, Erze mit starkem Fe-Gehalt und Schrott, wurde die ursprüngliche Roh- stoffgrundlage der Lauchhammerwerke in steigendem Maße unterhöhlt. Das Aufkommen des Schrottschmelz- verfahrens sowie die Verwertbarkeit der Braunkohle haben den Werken die Rohstoffgrundlage wieder- gegeben. Die Umstellungsperiode konnte mit dem Bau einer eigenen Brikettfabrik im Jahre 1901 und der Aufnahme der eigenen Stromversorgung im Jahre 1911 als abgeschlossen betrachtet werden. Die Wirtschaftskrise der Jahre 1924/25 hat in ihren Auswirkungen den Absatzmarkt der Werke schwer erschüttert. Den in den folgenden Jahren ge- schaffenen Kartellen der Eisenindustrie blieb es vor- behalten, den Werken ihre natürlichen Absatzgebiete wiederzugeben. Die Wendung in der Entwicklung der Lauch- hammerwerke, die durch die Einführung des Siemens- Martin-Betriebes und die Aufnahme einer eigenen Brennstoff- und Stromerzeugung gekennzeichnet wurde, hat die wirtschaftlichen Zusammenhänge ge- schaffen, die auch heute noch das Bindemittel für die Konzernwerke sind. Den Hauptteil des Brennstoff- bedarfes der Werke Riesa und Gröditz liefert die Brikettfabrik, den Strom das Kraftwerk in Lauch- hammer. Die Grundlagen der Stahlerzeugung sind in den Siemens-Martin-Betrieben Riesa, Gröditz und Branden- burg vorhanden. Der Schrott für die beiden Lauch- hammerwerke stammt hauptsächlich aus dem sächsi- schen Industriegebiet, für das Weberwerk Branden- burg aus Berlin. Verglichen mit der Standortslage der westlichen Werke ist das hervorstechendste Merkmal für die Mitteldeutschen Stahlwerke das Fehlen einer Roheisen- basis in erreichbarer Nähe. Das Roheisen muß aus Westdeutschland auf etwa 500 km Durchschnittsent- fernung heranbefördert werden. Auch die Brennstoff- versorgung der Werke ist wesentlich ungünstiger als im Westen. Die Frachtentfernung für den Brikett- bezug der Werke Riesa und Gröditz beträgt immer- hin rund 55 km. Das Staffeltarifsystem der Eisenbahn 6210 mit seiner hohen Belastung der Nahfrachten wirkt sich auf den Brennstoffbezug der Werke äußerst ungünstig aus. Dazu kommt noch, daß für die Gießereibetriebe in Lauchhammer und Gröditz der Bezug gewisser Mengen Steinkohlenkoks notwendig ist, die aus dem sächsischen Steinkohlenrevier, aus dem Ruhrgebiet oder aus Niederschlesien bezogen werden müssen. Das gleiche gilt für den gesamten Brennstoffbezug des Brandenburger Werkes, der hauptsächlich im Ruhr- gebiet eingedeckt wird. 1927 hat die Gesellschaft zur Stärkung ihrer Betriebsmittel und zur Ablösung von laufenden Ver- bindlichkeiten eine Anleihe im Gesamtbetrage von RM 25 000 000.– 7 %iger (jetzt 6 %iger), hypothe- karisch eingetragener Teilschuldverschreibungen auf- genommen, von der RM 20 000 000.– in Deutschland und RM 5 000 000.– in Holland untergebracht sind. Das Disagio und die Kosten, die auf die Auleihe ent- standen sind, und die in der Prospektbilanz zum 31. Januar 1927 mit RM 2 500 000.— ausgewiesen waren, sind abgebucht worden. 1927/28 Auf dem Anlagekonto beträgt der Zugang rd. RM 6.3 Millionen. Im wesentlichen betrifft dieser die Vollendung des Ausbaues des Kraftwerkes und der Brikettfabrik in Lauchhammer. Zur Abrundung des Kohlenbesitzes hat die Gesellschaft vom preu- bischen Staat Abbaurechte erworben, wofür der Kauf- preis in Höhe von rund RM 800 000.– in dem Anlage- zugang enthalten ist. Die Betriebseinrichtungen der Stahl- und Walz- werke sind weiterhin verbessert worden. 1928/29 Beschaffung neuer Betriebsanlagen für das Werk Gröditz sowie Ergänzungen für die Brikett- fabrik in Lauchhammer. 1929/30 Errichtung einer neuen Turbinenanlage im Kraftwerk Lauchhammer. Umstellung der Werke auf Kohlenstaubfeuerung und Vorbereitung des Auf- schlusses neuer Kohlenfelder. 1930/31 verkaufte die Gesellschaft ihren nom. RM 15 Mill. betragenden Besitz an Aktien der Ver- einigte Oberschlesische Hüttenwerke A.-G., Gleiwitz, an die Oberschlesische Eisenbahn-Bedarfs-A.-G., Glei- witz, und die Gesellschaft Castellengo-Abwehr, Glei- witz, zum Kurse von 40 % gleich RM 6 Mill. Der Zusammenlegung der Stahlverbandsquoten von Mittelstahl und Maxhütte folgte die Uebernahme der Aktienmehrheit von Mittelstahl durch die Max- hütte (die Vereinigte Stahlwerke A.-G. gab einen großen Teil ihres Besitzes an Mittelstahl-Aktien an die Maxhütte ab). Anschließend an diesen Erwerb wurde dann zwischen Maxhütte und Mittelstahl eine straffe Zusammenfassung der Erzeugung nach ein- heitlichen Gesichtspunkten beschlossen. Mit Wirkung ab 1. Oktober 1930 trat der enge zwanzigjährige In- teressengemeinschaftsvertrag zwischen Mittelstahl und Maxhütte in Kraft, nach dem die Erträgnisse der Werke nach Abzug von Zinsen und Abschreibungen zusammengeworfen werden (s. unter ,Verträge). Beide Unternehmen haben zusammen eine Rohstahl- Quote von 1 250 000 Tonnen jährlich. Nach den Gesichtspunkten des I. G.-Vertrages ist 1930/31 bilanziert worden. In dem ausgewiesenen Rohüberschuß der Mitteldeutschen Stahlwerke von RM. 7.72 Mill. ist bereits der von der Maxhütte stammende Gewinnübertrag enthalten. 1932 erwarb Mittelstahl die Syndikatsquoten der Borsigwerk A.-G. auf die Dauer der einzelnen Ver- bände. 1933 Im Laufe des Jahres 1933 wurde die Abt. Maschinenbau des Werkes Lauchhammer bei der ATG