Neunkircher Eisenwerk Aktiengesellschaft vormals Gebrüder Stumm. Sitz in Neunkirchen (Saar). Gegründet: 22./9. 1920; mit Wirkung ab 1./4. 1920; eingetr. 25./11. 1920. Die Dauer der Ges. ist auf 99 Geschäftsjahre mit der Maßgabe bestimmt, daß spätestens in den ersten drei Monaten des vorletzten Geschäftsjahres eine G.-V. über die Fortdauer der Ges. beschließen kann. Zweck: Fortbetrieb der sämtlichen industriellen Unternehm., welche die Firma Gebr. Stumm, G. m. b. H. im Saarlande betrieb, u. allgemein die Herstellung und die Weiterverarbeitung von Eisen u. Stahl, der Verkauf und die sonst. Verwertung der Fabrikate u. der sich ergebenden Nebenprodukte und Rückstände, der Erwerb von Grundvermögen und Bergwerkseigen- tum, der Betrieb von Bergwerken und aller sonst. Arten der Gewinnung der Rohprodukte; die Schaffung und der Betrieb von allen Arten von Transport- mitteln, die Erzeugung und Lieferung von elektri- schem Strom und der Handel damit; der Erwerb, der Verkauf und die Ausbeutung aller Patente, die sich direkt oder indirekt auf die oben erwähnten Objekte beziehen, ebenso wie alle einschlägigen Neben- und Hilfsgeschäfte. Vorstand: Gen.-Dir. Erich Tgahrt, Gen.-Dir. Eugen Kugener; Stellv.: Dir. Albrecht Spannagel. Aufsichtsrat: Vors.: Exz. Wirkl. Geh. Rat Dr. R. von Kuhlmann; 1. Stellv.: Otto Wolff, Köln a. Rh.; 2 Stellv.: Bankdir. Gustaf Schlieper, Berlin; Wirkl. Legationsrat a. D. Ferd. Frhr. v. Stumm, Neunkirchen (Saar); Rudolf Siedersleben, Köln; Gen.-Dir. Georges Lenormand, Paris. Bilanzprüfer für 1936: Deutsche Revisions- u. Treuhand-A.-G., Berlin. Entwiceklung: Die Anfänge dieses alten deut- schen Eisenwerkes gehen in das 15. Jahrhundert zurück. Schon vor dem Dreißigjährigen Kriege hatte es zwei Schmelzöfen und zwei Hämmer. 1728 galt es als das be- deutendste unter allen Hüttenwerken links des Rheines. Es gehörte damals den Grafen von Nassau-Saarbrücken. Im Jahre 1806 kam es in den Besitz der Familie Stumm, in dem es 114 Jahre lang uneingeschränkt verblieb, 1875 beschäftigte das Werk bereits über 2000 Arbeiter. Die Erzversorgung wurde durch Erwerb ausgedehnter Erz- felder in Luxemburg und Lothringen gesichert. Hinzu kam 1889 eine Hochofenanlage in Ueckingen bei Diedenhofen. Angegliedert wurden Anfang des 20. Jahr- hunderts mehrere Kohlenzechen im Ruhrrevier. 1903 wurde der gesamte Besitz der Familie Stumm in eine G. m. b. H. zus.gefaßt. Nach dem Kriege sah sich die Familie Stumm im September 1920 unter dem Druck der französischen Militärherrschaft gezwungen, das Werk in eine Aktiengesellschaft einzubringen, und deren Mehrheit jener französischen Gruppe zu über- lassen, die inzwischen den sequestierten Stummschen Hütten- und Erzbesitz in Lothringen erworben hatte. Die französischen Mitbesitzer zeigten aber keine Nei- gung, Geldbeträge in die heruntergewirtschafteten An- lagen hineinzustecken, sondern traten 1926 den größten Teil ihrer Beteiligung an eine unter der Führung der Deutschen Bank und Otto Wolff gebildete Gruppe ab. Mit Hilfe neuer Mittel wurden die Anlagen auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Eine moderne Koksofenanlage, sowie eine neuneitliche Anlage zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse wurden errichtet, die aber bekanntlich durch die große Gasometerexplosion am 10./2. 1933, bei der viele Menschenleben zu bekla- gen waren, zerstört wurden. Schon nach 5 Monaten konnte jedoch der volle Betrieb wieder aufgenommen werden. Die jährliche Leistungsfähigkeit des Neunkircher Eisenwerks beträgt zur Zeit 720 000 t Koks, 720 000 t Roheisen, 930 000 t Rohstahl, 150 000 t Thomasmehl, 45 000 t Teer, 15 000 t Benzol und 10 000 t Ammoniak. Seit 1912 ist dem Werk als Verfeinerungsbetrieb das Homburger Eisenwerk angeschlossen. Ebenso wie das Neunkircher Eisenwerk wurde es nach dem Kriege in eine A.-G. verwandelt, deren Akt. vorübergehend teil- weise in französische Hände gelangten. Auch diese Aktien kamen 1926 an die erwähnte Gruppe. Das Werk 390* wurde nach der Uebernahme modern ausgebaut. Es liefert im wesentlichen geschweißte schmiedeeiserne und nahtlose Rohre. Grundbesitz: 452.6 ha, davon 15.07 ha bebaut. Kapital Beteiligung Beteiligungen RM in % Rasselsteiner Eisenwerks-Ges. A.-G., V wied-Rasselstein 9 000 000 60 Düsseldorfer Eisenhüttenges. A.-G., Ratingen 1 540 000 50.13* Jul. & Edm. Kronenberg A.-G., Leichlingen Rhld.) 400 000 92.50 Neuwalzwerk A.-G., Bösperde i. W. 1 056 000 53.66 Süddeutsche Eisengesellschaft A.-G., Nürn- berg 2 000 000 50 Süddeutsche Eisenbaugesellschaft und Eisen- werk Franz Forster G. m. b. H., Nürnberg 100 000 80 Lehnert & Co. G. m. b. H., Neunkirchen Saar 200 000 50 Bayerische Pflugfabrik A.-G., Landsberg am Lech 240 000 58.35 Ferngasgesellschaft Saar m. b. 82 brücken Fr. 2 800 000 5.25* Gemeinsam mit Otto Wolff 80 %. Zusammen mit Röchlingsche Eisen- u. Stahlwerke A.-G., Arbed und Dillinger Hüttenwerke A.-G. 21 %. Wirtschaftsgruppen: Wirtschaftsgruppe Eisen schaffende Industrie; Fachgruppe Eisen- und Stahl- erzeugung. Wirtschaftsgruppe Steine und Erden; Fachgruppe Kalk; Fachgruppe Ziegelindustrie. Verbandszugehäörigkeit: Stahlwerks-Ver- band A.-G., Düsseldorf, Abteilungen: A-Produkte-Ver- band, Stabeisen-Verband, zandeisen-Vereinigung; Deutsche Drahtwalzwerke A.-G., Düsseldorf (Walz- draht-Verband); Benzol-Verband G. m. b. H., Bochum; Deutsche Ammoniak-Verkaufsvereinigung G. m. b. H., Bochum; Teerprodukte-Vertrieb G. m. b. H., Frank- furt a. M. Kapital: 40 000 000 RM in 159 Akt. zu je 250 000 RM und 2 Akt. zu je 125 000 RM. Kapitalveränderungen: Urspr. 20 in 20 000 Nam.-Akt. zu 1000 M. Dann auf 25 000 000 Fr. umgestellt u. erhöht lt. G.-V. v. März 1929 um 50 000 000 Fr. Die G.-V. v. 30./9. hat zwecks weiterer Stärkung der Eigenmittel eine bald durchzuführende Kapitalerhöh. um 60 000 000 Fr. auf 135 000 000 Fr. beschlossen. Die neuen Aktien werden wie bei der früheren Kapitalerh. von den Großaktionären übernommen werden. Lt. G.-V. v. 2./2. 1932 Erhöh. des A.-K. um 25 000 000 Fr. durch Umwandl. der bisherigen Genußscheine in Aktienkapital ohne Zuzahlung. — Laut G.-V. v. 29./11. 1933 Neustückelung des A.-K. Umwandl. Aktien in Stücke zu 1 000 000 bzw. 500 00 Fr. Die ao. G.-V. vom 16./9. 1935 genehmigte die Um- stellung der Francbilanz vom 31./12. 1934 in eine Reichsmarkbilanz vom 1./1. 1935. Das Grundkapital von bisher 160 Mill. Fr. = 26.448 Mill. RM wird unter Hin- zuziehung der aufgelösten stillen Reserven und des Ge- winnvortrages in Höhe von 2.086 Mill. RM bei gleich- zeitiger Werterhöhung der Anlagen um 11.465 Mill. RM auf 40 000 000 RM umgestellt. Gesetzl. u. Spez.-Res. in Höhe von 24 Mill. Fr. werden auf 4 000 000 RM be- messen. Daneben wird eine Sonderrücklage von 1 000 000 RM geschaffen. Großaktionäre: Gebr. Stumm G. m. b. H., Neun- kirchen (Saar); Otto Wolff, Köln. Geschäftsjahr: Kalenderj. (bis 31./3. 1934: 1./4. bis 31./3.). – Stimmrecht: Je nom. 1000 RM = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F. bzw. zu Spez.-R.-F., 6 % Div., 12 % an A.-R., Tant. an Vorstand u. Beamte, Rest nach G.-V.-B. Bilanz 31./12. 1935: Sa. 81 966 125 RM. Aktiva: Anlagevermögen (50 588 645): Grundstücke 2 273 444, Geschäfts- u. Wohngebäude 4 331 594, Fabrikgebäude und andere Baulichkeiten 5 481 780, Maschinen und maschinelle Anlagen 36 929 928, Werkzeuge, Betriebs- und Geschäftsinventar 1 571 898, Konzessionen 1; Be- teilig. 8 741 684; Umlaufsvermögen (22 554 575): Roh-, Hilfs- u. Betriebsstoffe 4 949 991, halbfertige Erzeug- nisse 838 298, fertige Erzeugnisse 2 192 384, Wertpap. 112 725, Hypotheken 321 839. Forder. an Lieferanten für Anzahlungen u. sonstige Leist. 2 259 852, Forder. auf Grund von Warenliefer. u. Leist. 5 931 136, Forder. an 6227