Ambrosius Marthaus Filz- und Filzwarenfabriken A.-G. Sitz in Oschatz i. Sa., Lichtstraße 3. Gegründet: 22./9. 1930 mit Wirkung ab 15./9. 1930; eingetragen 24./10. 1930. Zweck: Herstellung u. Vertrieb von Filzen und Filzwaren, insbesondere Fortbetrieb des von der Kommanditgesellschaft Ambrosius Marthaus in Oschatz geführten Fabrikations- u. Handelsgeschäfts. Vorstand: Fabrikdirektor Erich Kiessig, Fabrikdir. Max Höhne. Aufsichtsrat: Vors.: Staatsbankpräsident a. D. Carl Degenhardt, Dresden; Stellv.: Geheimer Finanzrat u. Ministerialrat Dr. Alfred Lehmann, Dresden; Hein- rich Brand, Berlin. Bilanzprüfer für 1936: gung A.-G., Dresden. Entwicklung: Die Ges. ist hervorgegangen aus der Kommanditges. Ambrosius Marthaus. Diese brachte das von ihr in Oschatz betriebene Fabrikations- und Handelsgeschäft mit Aktiven u. Passiven ein, wofür ihr von der Ges. 345 000 Akt. zum Nennwert u. ferner 320 000 RM auf den Namen lautende, durch Indossa- ment übertragbare Genußscheine gewährt wurden. Der Rechtsanw. Dr. Ernst Winckler brachte in die A.-G. eine fällige gegen die Kommanditges. Ambrosius Marthaus bestehende u. von der A.-G. übernommene Buchforderung von 280 000 RM ein u. erhielt dafür 280 000 Akt. zum Nennwert. – Das Geschäftsjahr 1932 brachte einen starken Rückgang des Umsatzes. Be- sonders stark wurde der Auslandsumsatz getroffen. Die Filzfabrik und die Schuhfabrik konnten daher während des ganzen Geschäftsj. nur eingeschränkt arbeiten. Es war hierbei nicht möglich, die Unkosten derart zu senken, daß sie mit den Erträgnissen aus dem verrin- gerten Umsatz in Einklang standen. Hinzu kam, daß auch die Preise noch fortlaufend zurückgingen. Wenn sich auch der Rückgang der Warenpreise im Jahre 1933 nicht mehr fortsetzte, so entstanden doch noch auf Grund des ungenügenden Umsatzes u. unzulänglicher Preise Betriebsverluste. Die Verwaltung hat sich des- halb veranlaßt gesehen, umfassende Reorganisations- maßnahmen in die Wege zu leiten. Im Rahmen der- selben ist u. a. auch die Schuhfabrik abgetrennt u. in eine selbständige G. m. b. H. umgewandelt worden, welche unteft dem Namen „Marthausschuh-Fabrik G. m. b. H.“ firmiert u. mit einem Stamm-Kap. von zunächst 100 000 RM ausgestattet ist. Die Erhöhung dieses Kap. auf 250 000 RM ist durchgeführt. Vorerst sind auf die G. m. b. H. die Warenbestände der früheren Abteilung Schuhfabrik übergegangen. Es wurden weiter ein- gebracht die bisher von der Abteilung Schuhfabrik be- stellv. Treuhand-Vereini- nutzten Grundstücke. (Näheres über Sanierung siehe unter „Kapitalt). 1936 Verkauf der Anteile der Marthausschuh-Fabrik G. m. b. H. in Oschatz. Grundbesitz: 45 890 qm. Verbandszugehörigkeit: Berlin-Grunewald, Fachuntergruppe Wollfilzindustrie, Berlin-Grunewald, und Fachuntergruppe Haar- und sonstige Filzindustrie, Breslau I. Kapital: 490 000 RM in 1350 Akt. zu 100 RM und 355 Akt. zu 1000 RM. Kapitalveränderungen: Urspr. 825 000 RM in 825 Akt. zu 1000 RM. – Zwecks Ausgleichs von Wertminderungen der Vermögensbestände der Gesellschaft und zwecks Deckung von bereits ent- standenen und im Geschäftsjahr 1933 noch zur Entstehung gelangenden Verlusten, beschloß die G.-V. v. 29./8. 1933 1. Auflösung des Reservefonds von 16 500 RM; 2. Herab- setzung des Grundkapitals in erleichterter Form von 825 000 RM auf 52 000 RM durch: a) Einziehung von nom. 15 000 RM eigenen St.-Akt., die sich vor dem 19./2. 1932 im Besitz der Gesellschaft befanden; b) Einziehung von nom. 290 000 RM der Ges. zum Zwecke der Einziehung unentgeltlich zur Verfüg. zu stellenden St.-Akt.; c) Herab- setzung des danach verbleibenden St.-A.-K. von 520 000 Reichsmark durch Herabsetz. des Nennwertes der einzel- nen Aktien von 1000 RM auf 100 RM; S. Einziehung von 320 000 RM Genußscheinen, die der Gesellschaft zum Zwecke der Einziehung unentgeltlich zur Verfügung ge- stellt werden; 4, Wiedererhöhung des Grundkapitals von 52 000 RM auf 490 000 RM unter Ausschluß des Bezugs- der Aktionäre durch: a) Ausgabe von 60 000 RM er Vorz.-Akt. an ein Konsortium zu einem Kurs von % in Anrechnung auf Forderungen dieses Konsortiums 6294 Wollfilzkonvention, gegen die Gesellschaft in gleicher Höhe; b) Ausgabe von 295 000 RM 5 o%%igen Vorz.-Akt. an ein Konsortium zu einem Kurs von 100 % gegen Barzahlung; c) Ausgabe von 83 000 RM St.-Akt. an ein Konsortium zu einem Kurs von 100 % in Anrechnung auf Hypotheken-TForderungen dieses Konsortiums gegen die Gesellschaft in gleicher Höhe unter Verzicht auf die Restforderung; 5. Ausgabe von 300 000 Reichsmark auf den Namen lautenden, durch Indossament übertragbaren Genußscheinen, die aus zukünftigen Gewin- nen der Gesellschaft zu verzinsen und zu tilgen sind, als Vergütung der Nachlässe, die der Ges. von ihren Bank- gläubigern in gleicher Höhe gewährt werden. Lt. G.-V. vom 6./8. 1936 Umwandlung von nominell 355 000 RM Vorz.-Aktien in 355 St.-Akt. zu 1000 RM durch Beseitigung der Vorzugsrechte dieser Aktien. Genußscheine im Nom.-Betrag von 300 000 RM, auf Namen lautend; ausgegeben lt. G.-V. vom 29./8. 1933 (s. auch Kapital) in Stücke über je 1000 RM. Die Ge- nußscheine sind aus dem jährl. Reingewinn zu ver- zinsen u. zu tilgen. Bei der Auflös. der Ges. nehmen die Genußscheine am Liquidationserlös nicht teil. Durch die Fusion der Ges. mit einem anderen Unternehmen bleiben sie unberührt. Lt. G.-V. vom 6./8. 1936 Einziehung der Genuß- scheine, die der Ges. zum Zwecke der Einziehung zur Verfügung gestellt wurden. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. — Je 100 RM A.-K. = 1 St. Gewinnverteilung: Der Reingewinn ist dem ge- setzlichen R.-F. zuzuführen, bis der R.-F. 13 500 RM beträgt. Darüber hinaus sind 5 % dem gesetzl. R.-F. solange zuzuführen, bis er den zehnten Teil des Kapitals erreicht hat, sodann erhalten die Vorst.-Mitglieder die ihnen vertraglich zustehenden Tantiemen, aus dem ver- bleibenden Betrag erhalten die Stamm-Aktionäre bis zu 4 % Div. auf das eingez. Grundkapital; danach erhält der A.-R. einen Gewinnanteil von zus. 10 % des Rest- betrages, deren Verteilung der A.-R. unter sich be- schließt u. auf welche die feste Vergütung von 500 RM pro Mitgl. u. 1000 RM für den Vors. angerechnet wird; Rest nach Beschluß der G.-V. Bilanz 31./12. 1935: Sa. 1 878 383 RM. Aktiva: Anlagevermögen (753 716): Grundstücke 86 832, Wohn- gebäude 4961, Gärtnerei 2134, Fabrikgebäude 412 770, Kraftanlagen u. Masch. 249 012, kurzlebige Wirtschafts- güter 3002, Betriebseinricht. 2, Gleisanlage 1, Auto 1, Beteiligung: Marthausschuh-Fabrik 250 000, Umlaufs- vermögen (853 228): Roh-, Hilfs- u. Betriebsstoffe 144 554, Halbfabrikate 63 129, Fertigfabrikate 225 060, Wert- papiere 1839, geleistete Anzahlungen 7670, Forder. a. Grund v., Warenliefer. u. Leist. 364 468, sonstige Ford. 6494, Forder. an Marthausschuh-Fabrik 7199, Wechsel- bestand 2818, Scheckbestand 3273, Kassenbestand, Noten- bank u. Postscheckguthaben 2797, Bankguthaben 23 922. Rechnungsabgrenzung 16 439. – Passiva: A.-K. 490 000, Rückstell. 28 505, Wertberichtig. 108 950, Verbindlich- keiten (1 241 342): Hyp. 356 423, Verbindlichk. a. Grund v. Warenliefer. u. Leist. 59 788, sonstige Verbindlichk. 34 022, Verbindlichk. an Banken: Betriebsmittelkredit 420 000, Staatsbürgschaftskredit 280 200, eigene Akzepte 90 903, Rechnungsabgrenz. 9586. Gewinn- u. Verlust-Rechnung: Sa. 713 786 RM. Soll: Löhne u. Gehälter 328 386, soziale Abgaben 32 318. Abschreib. a. Anlagen u. Gebäude 47 719, do. auf Außen- stände 3663, Zinsen 53 364, Besitzsteuern 23 436, sonst. Steuern 48 625, alle übrig. Aufwend. 176 273. – Haben: Ertrag gem. § 2610c II 1 HGB 567 976, Erträge aus Mieten und Pacht 2535, sonstige Erträge 3663, frei- gewordene Rückstell. 2533, aufgelöste Rückstell. und Reserven 137 073. Dividenden 1930–1935: 0 %. Zahlstellen: Oschatz: Ges.-Kasse; Berlin, Leipzig: Dresdner Bank; Dresden: Sächs. Staatsbank, Girozentrale Sachsen. Stimmrecht: Bankverbindungen: Reichsbank - Girokonto Oschatz; Dresdner Bank in Leipzig, Leipzig; Girozen- trale Sachsen, Dresden; Sächsische Staatsbank, Dresden. Letzte o. G.-V.: 6./9. 1936.