Aktiengesellschaft für Verkehrswesen Sitz der Verwaltung: Gründung: Die Gründung erfolgte am 4. Juni 1901 mit einem Grundkapital von M 10 000 000.—–. Gegenstand des Unternehmens: 1. Errichtung, Betrieb und Verwertung jedweder Art dem Verkehr dienender Anlagen, insbesondere Eisenbahnen und Kleinbahnen, sowie von Hoch- bau- und Tiefbau-Anlagen jeder Art; Erwerb, Besitz und Verwertung von Aktien, An- teilen, Genußscheinen und Obligationen anderer Gesellschaften, insbesondere von solchen, die dem unter Ziffer 1 erwähnten Zweck dienen; 3. Geschäfte, die den unter Ziffer 1 und 2 erwähnten Zwecken zu dienen bestimmt sind, insbesondere 10 der Abschluß von Interessengemeinschaftsver- trägen. Vorstand: Generaldirektor Dr. jur. Erich Lübbert, Sommerswalde, Vorsitzender; Dr.-Ing. Hans Drewes. Berlin-Südende; Dr. jur. Diedrich Pundt, Berlin; Regierungsbaumeister a. D. Max Semke, Berlin-Char- lottenburg; Dr.-Ing. Erich Stephan, Berlin-Zehlendorf. Aufsichtsrat: Max Dräger, Generaldirektor, Rittergut „Der Kohlhof“ bei Hohennauen, 1. Vorsitzender; Dr. Otto Chr. Fischer, Vorstandsmitglied der Reichs- Kredit-Gesellschaft A.-G., Berlin, 2. Vowitzender; Geheimrat, Rechtsanwalt H. F. Albert, Berlin, stell- vertretender Vorsitzender; Bankier Paul Hamel, i. Fa. Bankhaus Sponholz & Co., Berlin; Alexander Jahn, Direktor der Reichsbahn i. R., Berlin- Nikolassee; Dr. Wilhelm Koeppel, Geschäftsinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft, Berlin; Bankier Adolph Nehls, i. Fa. Herrmann & Hauswedell, Hamburg; 3erlin-Wilmersdorf, Mecklenburgische Straße 57. (Aufsichtsrat:) Moritz Neufeld, Direktor der Deutschen Eisenbahn- Gesellschaft A.-G., Frankfurt a. M.; Dr.-Ing. h. c. Günther Quandt, Berlin; Baurat Theodor Reh, Berlin-Nikolassee; Hans Wilhelm von Tümpling, Bankdirektor, Berlin- Dahlem. Bilanzprüfer für das Geschäftsjahr 1936: Dr. Hackmann, Wiesbaden; Dr. jur. Hermann Nels, Berlin-Charlottenburg. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Generalversammlung (Stimmrecht): je nom. RM 100.– Stammaktien 1 Stimme. Reingewinn-Verwendung: 1. zur Abführung von 5 % an den gesetazlichen Reservefonds; 2. zur Zahlung einer ordentlichen Dividende bis zu 5 % an die Stammaktien; 3. zur Gewährung einer Tantieme von 8 % an den Aufsichtsrat; 4. der hiernach verbleibende Restbetrag wird an die Aktionäre als Superdividende verteilt, soweit nicht die Generalversammlung eine andere Ver- wendung beschließt. Zahlstellen: Berliner Handels-Gesellschaft, Berlin; Reichskredit-Ges. A.-G., Berlin; Mendelssohn & Co., Berlin; Sponholz & Co., Berlin; Dresdner Bank und Zweigniederlassungen dieser Bank, soweit solche in Breslau, Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München und Stuttgart bestehen; Bankhaus Herrmann & Hauswedell, Hamburg; zankhaus M. M. Warburg & Co., Hamburg. Aufbau und Entwicklung des Unternehmens. Die Aktiengesellschaft für Verkehrswesen ist der bedeutendste und interessanteste deutsche Kleinbahn- Konzern, der sich diese Stellung unter Führung des Generaldirektors Dr. Lübbert seit den Inflations- jahren errungen hat. 1927 gehörten nach Uebernahme der Majorität der Westdeutschen Eisenbahngesellschaft im Jahre 1926 zum Konzern 57 Bahnen mit einer Gesamtlänge von 2500 km. Zum wichtigsten Schritt in der Entwick- lung der Gesellschaft kam es im April 1927 durch die Fusion mit der Allgemeinen Deutschen Eisenbahn A.-G. (Adea), die 17 Bahnen mit einer Gesamtlänge von 950 km kontrollierte. Innerhalb des Konzerns kam es anläßlich dieser Fusion zu einer organisato- risch wichtigen Umgestaltung, indem die Gesellschaft nunmehr als reine Holdinggesellschaft fungiert und bei den Tochtergesellschaften der Betrieb der Eisen- bahnen vom Baugeschäft getrennt wurde. Die Bau- geschäfte des Konzerns sind bei der Allgemeinen Bau- gesellschaft Lenz & Co. (Kolonial-Gesellschaft) ver- einigt (s. diese direkt). Die Aktionäre der A. G. für Verkehrswesen erhielten bei deren Kapitalserhöhung im März 1927 ein Bezugsrecht 4: 1 zu 110 . Die Generalversammlung vom 28. April 1927 hat mit der Allgemeinen Deutschen Eisenbahn-Aktien- 411 Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften 1936, V. gesellschaft einen Vertrag wegen Uebertragung des Vermögens dieser Gesellschaft als Ganzes unter Aus- schluß der Liquidation auf die Aktiengesellschaft für Verkehrswesen mit Wirkung vom 1. Januar 1926 ab gegen Gewährung von Aktien der Aktiengesellschaft für Verkehrswesen abgeschlossen. Zu diesem Zweck beschloß die gleiche Generalversammlung, das Grund- kapital um RM 13 500 00.— auf RM 24 000 000.— zu erhöhen. Die für die Uebernahme der Werte der All- gemeinen Deutschen Eisenbahn-Aktiengesellschaft faut Generalversammlungsbeschluß vom 28. April 1927 gewährten nom. RM 10 500 000.– Aktien der Aktien- gesellschaft für Verkehrswesen sind mit 120 % in An- rechnung gebracht worden. Soweit dieser Kurs hinter dem Wert der übernommenen Effekten und Beteili- gungen zurückbleibt. sind stille Reserven entstanden. Das erzielte Aufgeld ist nach Abzug der gesamten Unkosten der Transaktion mit einem Be- trage von RM 2 580 000.— dem Reservefonds zu- geführt worden. Vor der Fusion wurden die eigenen Bahnen der Adea gegen Hereinnahme von Reichs- mark 1 000 000.– neuer Aktien der Vereinigten Klein- bahnen A.-G., Köln (früher Westdeutsche Kleinbahnen A.-G.) in diese von der Adea eingebracht. 6561