Stanz- und Emaillierwerke vorm. Carl Thiel & Söhne Aktiengesellschaft. Sitz in Lübeck, Schwartauer Allee 1009. Gegründet: Das Unternehmen wurde im Jahre 1887 von den Herren Carl Thiel sen. und seinen beiden Söhnen Rudolf Thiel und Heinrich Thiel gegründet u. am 30./10. 1899 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zweck: Fortführ. u. Ausdehnung der von Rudolf u. Heinr. Thiel unter der Firma Carl Thiel & Söhne zu Lübeck betriebenen Stanz- u. Emaillierwerke. Fabrikate: Die Ges. betreibt im wesentlichen die Fabrikation von emaillierten Haus- u. Küchengeräten sowie verzinnten Molkerei- u. anderen Gerüten für die Nahrungsmittelbranche; ferner werden Rohwaren zu Emaillierzwecken zum Verkauf hergestellt sowie alle Preß. u. Stanzartikel aus allen in Betracht kommenden Metallen für die verschiedensten Zwecke, namentlich auch für Fabriken der elektr. Branche, für die In- dustrie der Milchentrahmungsmasch. u. andere. 1930 wurde die Herstell. von Emaillefabrikaten wegen Ueber- produktion, Absatzmangels u. ungenügender Preise bis auf weiteres eingestellt. Vorstand: Dir. Knoch, Lübeck. Aufsichtsrat: Vors.: Kfm. Otto Hertling (i. Fa. Hertling & Co.), Hamburg; Stellv.: Dir. Dr. Kurt Burkhardt (,, Habetreu' Hamburger Buchprüfungs- u. Treuhandges. A.-G.), Hamburg; sonst. Mitgl.: Gen.-Dir. a. D. Robert Scherff, Kammelwitz; R.-A. Dr. Rudolf Dehn Hamburg; Dir. E. F. Hellstedt (A. B. Separator), Stockholm. Entwicklung: Lübeck wurde als Niederlassungs- ort hauptsächlich deshalb gewählt, weil seine Verbin- dungen nach Nord-, Mittel- u. Ostdeutschland sowohl zu Wasser wie zu Lande sehr günstige sind; ander- seits ist aber auch Lübeck durch seine geographische Lage unmittelbar an der Ostsee und in fast unmittel- barer Nähe des größten deutschen Hafenplatzes Ham- burg mit dessen Schiffahrtsverbindungen nach allen Ländern der Erde ganz besonders geeignet, den Aus- fuhrhandel zu pflegen. Der Aufbau des Werkes erfolgte von vornherein nach einem bestimmten Plan, welcher die beste u. vor- teilhafteste Herstellungsmöglichkeit der zu erzeugenden Waren gewährleistete. Dieser Plan ist in seinen Grund- zügen auch für die ganze Folgezeit bis zur heutigen Entwicklung des Werkes beibehalten u. weiter aus- gebildet worden. Im Laufe des Jahres 1930 stellte die Ges. die Her- stellung von Emaillefabrikaten bis auf weiteres ein. Die G.-V. v. 26./6. 1931 beschloß die Herabsetz. des St.-Kap. von 1 500 000 RM auf 300 000 RM zur Beseiti- gung des Bilanzverlustes unter Verwendung eines Teils des durch die Zusammenlegung freiwerdenden Kapitals zur Bildung eines R.-F. u. zur Vornahme weiterer Ab- schreibungen. 1932: Geländeverkauf aus dem unbebauten Teil des Fabrikgrundstückes zum Preise von 50 000 RM. Der Betrag wurde zur Rückzahlung einer Aufwertungs- hypothek in gleicher Höhe verwandt. 1933: Verkauf eines Wohnhauses außerhalb der Fabrikgrundstücke. Besitztum: Der Grundbesitz der Ges. umfaßt 54 924 qm, davon 24 000 qm bebaut, u. liegt Schwartauer Allee 107–109 in der Vorstadt St. Lorenz bei Lübeck. Der Besitz hat Anschluß an die Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft sowie Gas-, Siel- u. Wasser- anschluß an die städtische Sielleitung und an die Gas- u. Wasserwerke u. ist außerdem an die elektr. Leitung der Ueberlandzentrale Lübeck angeschlossen. Die Anlagen der Gesellschaft bestehen aus massiv gemauerten Werkstättenblocks, die teilweise auch in Eisenbeton ausgeführt sind. In den einzelnen Blocks sind folgende Abteilungen untergebracht: Stanz- u. Ziehwerk mit Planiererei, Glüh- u. Beizanlage. Emaillierwerk, Verzinnerei, Klempnerei, autogene Schweißerei, Werkzeugban u. Schmiede, Kistenmacherei, Blech- u. Rohwarenläger, Fertigläger u. Expedition. Außer diesen gehören noch zum Werk ein Verwaltungs- gebäude in Eisenbetonausführung sowie zwei Direk- Honswohnungen u. ein Beamtenwohnhaus. Auf der An- age Ssi 25 ―— * = 7 = elektr. Motoren, welche von der Strom- = * Ueberlandzentrale gespeist werden, vor- 1270 en. Der Strom der Ueberlandzentrale wird auf der eigenen Transformatorenanlage des Werkes auf die erforderl. Arbeitsspannung herabgesetzt mit einer Ge- samtleistung von rd. 400 PS. Weiter sind vorhanden: 1 Dampfmaschine von 125 PS u. 2 Cornwallkessel. An Arbeitsmasch. befinden sich im Betriebe rd. 190 Stück sowie 11 Doppelmuffel-Brenn- und Glühöfen mit Re- generatorheizung, außerdem 2 Emaillierschmelzöfen und 20 Zinnöfen. Verbandszugcehörigkeit: Fachgruppe Blech- waren, Berlin. Aktienkapital: 300 000 RM in Aktien zu 1000 u. 100 RM. Kapitalveränderungen: Urspr. 1300 000 M. 1912 Erhöhung um 200 000 M. Stockungen im Export, bedingte höhere Abschreibung zeitigten 1913 einen Verlust von 250 000 M, zu dessen Deckung einige Aktionäre nom. 250 000 M Aktien der Ges. zur Verfügung stellten. Weiter erhöht 1920 um 1 500 000 M. 1921 um 3 000 000 M u. 1922 um 4 000 000 M. — Lt. G.-V. v. 27./11. 1924 Umstellung von 10 000 000 M auf 1 500 000 RM in 10 000 Akt. zu 150 RM. Die Akt. zu 150 RM wurden 1930 in Akt. zu 100 u. 1000 RM umge- tauscht. – Lt. G.-V.-B. v. 26./6. 1931 Zus. leg. des A.-K. im Verh. 5: auf 300 000 RM, zur Beseitigung des Bi- lanzverlustes, Neubild. des R.-F. u. zur Vornahme weiterer Abschreibungen. Geschäftsjahr: Kalenderjahr Stimmrecht: Jede Aktie zu 100 RM = 1 St. Gewinn-Verteilung: Mind. 5%ß z. KR.-F. (bis 10 des A.-K.), evtl. Sonderrückl., 6 Div., 10 % Tant. an A.-R. (außerdem eine feste jährliche Vergüt. von 750 RM für jedes Mitglied u. von 1500 RM für den Vors. u. Stellv.), Rest Super-Div. bzw. nach G.-V.-B. Bilanz 31./12. 1935: Sa. 538 650 RM. Aktiva: Anlagevermögen: Grundst. 100 000, Geschäfts- und Wohngebäude 29 600, Fabrikgebäude 154 600, Maschinen 21 400, Werkeinricht. 3120; Umlaufsver- mögen;:; Roh-, Hilfs- 34 111, halbfert. Erzeugnisse 56 644, fertige Erzeugnisse 46 007, Wertp. 1, Forder. a. Gr. v. Warenliefer. u. Leist. 79 942, Kasse- bestand einschl. Guthaben bei Notenbanken und Post- scheckguthaben 3426, sonstiges Vermögen: sonst. For- derungen 4696, (Kurssicherungstratten 15 997). —– Passiva: A.-K. 300 000, gesetzl. Reserve 50 000. Rück- stellungen 8936, Wertberichtigungsposten Verbind- lichkeiten: Grundbuchschulden 3000, Anzahl. von Kun- den 1022, Verbindlichk. a. Gr. v. Warenliefer. und Leist. 57 187, Verbindlichk. aus der Annahme gezog. Wechsel 18 753, Verbindlichk. gegenüber Banken 66 397, sonstige Verbindlichk. 25 975, Posten, die der Rechn.- Abgrenz. dienen 4262, Gewinn (Vortrag 90 – Gewinn 1935: 3021) 3112, (Kurssicherungstratten 15 997). Der Grundbesitz ist für Bankverpflichtungen durch Sicherungshyp. belastet. Gewinn- u. Verlust-Rechnung: Sa. 488 311 RM. Soll: Gehälter u. Löhne 320 971. soziale Abgaben 23 137, Abschreib. a. Anlagen 16 081. andere Abschreib. 4358. Zinsen 7326, Besitzsteuern 12 105, alle übrigen Auf- wendungen 101 217, Gewinn 3112. Haben: Gewinn- vortrag aus 1934: 90, Erlöse gem. § 261c HGB 562 920, Erträge aus Beteilg. 320, Kapitalerträge 12 419, sonst. Irträge 12 560. „„ 1920 1930 1931 1932 1933 Angestellte. 250* 200 200 150 200 ― 30% Arbeiter. curs: 2 27 1928 1929 1930 1931 Kurs: 1926 1927 * 5 60 Höchster 83 122 87.50 50.25 22 Niedrigster 64 82 61 22 20 0% Letzter 83 82 62.25 22 20 — % ― 3/ 32 Notiz an der Berliner Börse am 3./4. 1932 ein gestellt. 3 Snlvenden 192 7–1935: 0 . ――――― Ges.-Kasse; Lübeck: Deutsche Bank und Disconto-Ges.; Hamburg: Vereinsbank; Berlin: Dresdner Bank. Letzte o. G.-V.: 26./6. 1936. 6621 ― ―――――――