J. D. Riedel — E. de Haen Aktiengesellschaft Die Geschäftsbetriebe der seit 1905 in Form einer Aktiengesellschaft betriebenen Firma Riedel wurden, nachdem im Jahre 1888 eine inzwischen wieder auf- gegebene Zweigfabrik in Bohnsdorf bei Grünau (Mark) errichtet war, 1912 einheitlich zusammen- gefaßßt und nach einem etwa 140 000 qm großen Gelände in Britz am Teltowkanal verlegt. Im Jahre 1928 hat sich die J. D. Riedel Aktien- gesellschaft mit der E. de Haén Aktiengesellschaft, Seelze bei Hannover, fusioniert, deren sämtliche Aktien sie bereits im Jahre 1923 erworben hatte, und führt seitdem den Namen: J. D. Riedel – E. de Haéen A.-G. In den Jahren 1923 bis 1926 besaß die Firma Riedel außerdem das Tetralinwerk zu Rodleben bei Roßlau (Elbe), das sich insbesondere mit der Hydrie- rung von Naphthalin sowie mit der Herstellung von Lösungsmitteln usw. beschäftigte. Das Werk wurde im Jahre 1927 an die Hauptlieferanten, die Naphthalin produzierende Industrie, verkauft, die es unter der Firma: Deutsche Hydrierwerke A.-G. fortführen. Ferner besaß die Firma Riedel einige Jahre die Majorität der Behringwerke A.-G. in Marburg (Lahn). Diese Aktien sind inzwischen in den Besitz der I. G. Farbenindustrie übergegangen. Gemeinsam mit der Schering-Kahlbaum A.-G. er- richtete die Gesellschaft im Juli 1930 die Elchemie G. m. b. H., Berlin-Britz, um an betriebsgünstiger Stelle die Herstellung von Wasserstoffsuperoxyd auf- zunehmen. Ferner wurde in New York unter der Firma Riedel –— de Haén Inc. eine neue Zweig- niederlassung errichtet. Das in den Vereinigten Staaten beschlagnahmt gewesene Eigentum der Gesellschaft, in der Haupt- sache nom. § 170 000.– Permutit-Shares, ist in Höhe von RM 925 800.– (80 %) freigegeben und 1929 mit RM 800 000. der Reserve zugeführt worden; der Rest wurde zu Abschreibungen verwandt. Die seitens der amerikanischen Regierung noch einbehaltenen 20 % des beschlagnahmten Vermögens hat die Gesell- schaft unbewertet gelassen. Besitz- und Betriebsbeschreibung. Grundbesitz: Die der Gesellschaft gehörenden Grundstücke haben eine Größe von rund 595 000 qm, wovon 185 000 qm bebaut sind. 1. Werk Berlin-Britz. Größe: insgesamt 250 000 qm, bebaut 35 000 qm. Betriebsanlagen: Im Jahre 1911 und 1912 errichtete Fabriken zur Herstellung von Fein-Chemikalien, techni- schen Chemikalien, pharmazeutischen Präparaten, Drogen-Appretur-Anstalt, Seifenfabrik. Eigene Mon- tage- und Reparaturwerkstätten, Tischlerei, Böttcherei und Buchdruckerei. Große Lagerhäuser. Maschinelle Einrichtungen: In den Betrieben befinden sich zahlreiche Spezialapparaturen und maschinelle Einrichtungen aller Art zur Erzeugung der oben be- zeichneten Waren. Kraftanlagen: Kesselhäuser mit 9 Dampfkesseln von 1720 qm Heizfläche, eigene Kraftmaschinen mit 1550 PS, Bezug elektrischer Energie, soweit nicht selbstgewonnen, vom Städtischen Elektrizitätwerk, Neukölln. Sonstiger Besitz: Eigene Wasserversorgung mit 1 Wasser- turm von 45 m Böhe und einer Kapazität von 200 cbm; Anschluß an Charlottenburger Wasser- werke. Hafenanlagen: Die Hafenanlagen befinden sich am Teltow- kanal. Zur Entladung der Kähne dienen ein elektrisch- betriebener Kran, eine elektrische Schwebebahn von 280 m Länge, die die Kohlen und die Güter nach den Bunkern und den Lagerräumen führt. Außer ver- schiedenen kleineren Lagerstätten bestehen große Lagergebäude für Roh- und Fertigfabrikate mit einem Inhalt von 63 000 cbm; Fassungsvermögen der Kohlen- bunker über 2000 t. Betriebsmittel: Vollspuriger Eisenbahngleisanschluß (650 m Länge). Schmalspurbahnanlagen: Der Betrieb erfolgt durch eine größere Anzahl Kipploren und außerdem durch Eisenbahnwagen-Transporte auf Normal- spurgleisen. Schwebebahn: Länge 280 m, Gleitwagen 4. Fuhrpark: 6 Transportautos, 2 Schlepper einer größeren Anzahl von Rollwagen. Häuser: 5000 qm Terrain mit 5 Beamtenwohnhäusern. nebst 6696 – Werk Seelze bei Hannover. Größe: 345 000 qm, bebaut 150 000 qm. Betriebsanlagen: Im Jahre 1900 und 1901 errichtete Fabriken zur Herstellung einer großen Zahl von anorganischen und organischen Chemikalien für Technik und Wissenschaft, unter anderen von Schwefelsäure, Salzsäure, Flußsäure, Phosphor- säure und deren Salze, Goldschwefel für die Gummi- industrie, Trockenstoffen und Reagenzien in höchster Reinheit. Eigene Montage- und Reparatur- werkstätten, Tischlerei, Böttcherei und Buch- druckerei. Große Lagerhäuser. Maschinelle Einrichtungen: Maschinen und zahlreiche Spezialapparaturen verschiedenster Art zur Her- stellung der obengenannten Chemikalien. Kraftanlagen: 4 Dampfkessel mit zusammen 1010 qm Heizfläche; Reservekesselanlagen mit ungefähr gleicher Heizfläche. Eigene Kraftmaschinen mit rund 1500 PS Leistung. Bezug elektrischer Energie soweit nicht selbst erzeugt von der Ueberland- zentrale Hannover. Sonstiger Besitz: Eigene Wasserversorgung mit Pumpwerk und Wasserturm von 200 cbm Inhalt. Eigene Gasanstalt mit einer Kapazität von 200 cbm pro Stunde. Hafenanlagen: Die Hafenanlagen befinden sich am Mittellandkanal. Zur Entladung der Kähne dient ein elektrischer Kran. Außer verschiedenen kleineren Lagerstätten bestehen große Lager- gebäude mit einem Inhalt von 95 000 cbm. Fassungs- vermögen der Kohlenbunker ca. 1700 t. Betriebsmittel: Vollspuriger Eisenbahngleisanschluß (3700 m Länge). Zwei eigene Dampflokomotiven, 18 eigene Kessel- und Güterwagen. Schmalspurbahnanlagen, die wie die Vollspurgleise das gesamte Fabrikgelände netzartig durchziehen. Fuhrpark: 2 Lastautos, 5 Elektrokarren, 2 Ge- spanne. Häuser: 48 000 qm Gelände mit 41 Wohnhäusern mit 156 Wohnungen für Werksangehörige. * ――