Lingner-Werke Aktiengcsellschaft Sitz der Verwaltung: Dresden-A. 24, Nossener Straße 2–6. Gründung: Die Gründung erfolgte am 6. Oktober / 16. Dezember 1911 mit einem Grundkapital von M 6 000 000.—. Gegenstand des Unternehmens: Herstellung und Vertrieb von chemisch-pharma- zeutischen, kosmetischen und technischen Artikeln, Nahrungs- und Genußmitteln sowie von Seifen aller Art. Die Gesellschaft ist berechtigt, ihren Betrieb als Ganzes oder in Teilen zu verpachten. Erzeugnisse: Odol-Mundwasser, Odol-Zahnpasta, Pixavon, For- man, Laxin, Seifen, Haarwässer, Parfümerien, Tira- nal, Pitralon und Pittylen-Produkte, sowie eine Reihe von pharmazeutischen Präparaten. Vorstand: Dr. phil. Karl Greimer, Dresden; Dr. jur. Karl Mottet, Berlin. Aufsichtsrat: Dr. med. h. c. Georg Seiring, Präsident des Deutschen Hygiene-Museums, Vorsitzender der Lingner- Stiftung, Dresden. Vorsitzender; Dr. Ernst Schneider, Vorstand der Bank für Industrie und Verwaltung A.-G., Berlin, stellv. Vorsitzender; Gesandter a. D. Dr. Felix Frank, Kitzbühel; Ministerialdirektor a. D. Geheimrat Dr.-Ing. e. h. Ernst Just, Dresden; Regierungsrat a. D. Dr. Fritz Mertens, Rechtsanwalt Frankfurt a. M.; (Aufsichtsrat:) Generaldirektor a. D. Robert Nortmann, Berlin; Karl Roehle, Düsseldorf-Grafenberg. Bilanzprüfer für das Geschäftsjahr 1936: Deutsche Revisions- und Treuhand-A.-G., Berlin. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Generalversammlung (Stimmrecht): je nom. RM 10.– Stammaktien 1 Stimme. Reingewinn-Verwendung: 1. Zur Abgabe von 5 % (fünf Prozent) an den ge- setzlichen Reservefonds, solange dieser den zehnten Teil des Grundkapitals nicht überschreitet. Zu etwaigen Rücklagen in den Grenzen der An- träge des Aufsichtsrates. 3. Ueber die Verwendung des verbleibenden Restes beschließt die Generalversammlung unter Berück- sichtigung etwa bestehender Interessengemein- schafts- oder Pachtverträge. 10 Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Dresden; Berliner Handels-Gesellschaft, Berlin; Sächsische Staatsbank, Dresden; Dresdner Bank, Berlin, Dresden; Bank für Industrie und Verwaltung A.-G., Berlin. Aufbau und Entwicklung des Unternehmens. Das Stammhaus der Lingner-Werke A.-G. ist die Firma Lingner & Kraft, die im Jahre 1888 von Karl August Lingner gegründet wurde. Sie befaßte sich zunächst mit der Herstellung und dem Vertrieb patentierter Artikel für den täglichen Gebrauch. Im Jahre 1892 brachte Lingner unter der Firma „Dresdner Chemisches Labora- torium Lingner' das bekannte Mundwasser Odol auf den Markt. Daneben betrieb diese Firma noch die Herstellung eines Desinfektionsapparates zur Desinfektion von Räumen sowie des dazugehörigen Desinfektionsmittels Glyko- formal. Vom Jahre 1901 ab wurde die Herstellung und der Vertrieb weiterer kosmetischer und pharmazeutischer Präparate aufgenommen. Eine Seifenfabrik wurde angegliedert, in der neben Toilette- und medizinischen Seifen als Spezialität eine feste Kaliseife (Kavonseife) hergestellt wurde. Auch eine bakteriologische Abteilung wurde eingerichtet, in der die bekannte Pyocyanase her- gestellt wurde. Im Jahre 1911 wurde die Firma Dresdner Chemisches Laboratorium Lingner G. m. b. H., in die Lingner-Werke Aktiengesellschaft umgewandelt, in deren Aufsichtsrat Karl August Lingner den Vorsitz führte. Einige Abteilungen des Betriebes wurden im Laufe der Jahre abgetrennt und selbständig gemacht, so 1906 die Desinfektionsabteilung, die unter dem Namen „Deut- sche Desinfektionszentrale, G. m. b. H.“ nach Berlin wanderte, ferner die Abteilung „Pyocyanase, aus der 1910 die „Sächsische Serumwerk A.-G.' entstanden ist. Am 5. Juni 1916 starb der Gründer der Firma, der Wirkliche Geheime Kommerzienrat KarlAugust Lingner, Dr. honoris causa, Exzellenz. 1921 Verkauf des Meißener Kraftfutterwerkes. 1924 Erwerb des Nachbargrundstückes Dresden, Nossener Str. 6. 1925 Laut Generalversammlungs-Beschluß vom 15. Januar 1925 wurden nom. RM 2.5 Mill. neue Aktien, zum Umtausch der Obligationen aus der Em. 1925 im Verh. von GM 100.– zu RM 100.– ab 1. Februar 1928 bis 15. März 1928 bestimmt, geschaffen. 1926 Verkauf der Grundstücke Eisenstuckstraße 2 und Zwickauer Straße 35 (3 500 qm). 1928 Auf Grund des Umtauschangebotes der Schuldverschreibungen in Aktien wurden bis zum 15. März 1928 RM 1 360 000.– Schuldverschreibungen umgetauscht. In Ausführung der Beschlüsse der General- versammlung vom 15. Januar und 6. März 1925 wurde die Kapitalserhöhung bis zur Höhe von RM 1 360 000.– durchgeführt. Das Kapital betrug hiernach Reichs- mark 6 400 000.–. Die Schuldverschreibungen von 1925 haben sich auf GM 1 140 000.– ermäßigt. 1930 In Gemeinschaft mit der Odol-Compagnie A.-G., Wien, hat die Gesellschaft mit Dinar 1 Mill. eine südslawische Tochtergesellschaft in Belgrad errichtet. 1931 Abschluß eines 20jährigen Pachtvertrages mit der A.-G. für Kohlensäure-Industrie, Berlin (siehe auch unter Verträge). Die Beteiligungen an der Odol-Compagnie A.-G. in Wien und der Extraktion A.-G. in Basel wurden aus organisatorischen Gründen zum Buchwert auf die Florette Company m. b. H. in Dresden, deren An- teile sich zu 100 % im Besitz der Lingner-Werke A.-G. befinden, übertragen. 6917