Mechanische Baumwoll-Spinnerei und Weberei Bayreuth Drahtanschrift: Spinnweberei Bayreuth Fernruf: 3391/92/93 Postscheckkonto: Nürnberg 9840 Bankverbindungen: Bayerische Creditbank, München; Baye- rische- Staatsbank, Bayreuth; Bayerische Vereinsbank, Filiale Bayreuth. Gründung: 30. Oktober 1853 unter der Firma: „Mech. Baum- wollen-Spinnerei zu Bayreuth'. Zweck: Betrieb einer Spinnerei und Weberei und aller ver- wandter Fabrikationszweige. Die Gesellschaft ist außerdem be- rechtigt, alle jene Geschäfte einzugehen, welche geeignet sind, mittelbar oder unmittelbar die Erreichung des Gesellschafts- zwecks zu fördern oder sich zu diesem Behufe an anderen ver- wandten Unternehmungen zu beteiligen. Haupterzeugnisse: Garne aus Baumwolle und Zellwolle, Ge- webe aus Baumwolle, Zellwolte, Kunstseide. Vorstand: Dr. Eberhard Wurster, Bayreuth. Aufsichtsrat: Justizrat Dr. Christian Ritter von Langheinrich, Bayreuth, Vorsitzer; Kommerzienrat. Arnold Maser, Augsburg, stellv. Vorsitzer; Fabrikbesitzer Dr. Kurt Silbermann, Augs- burg; Kommerzienrat Dr. Felix Silbermann, Augsburg; Direk- tor Otto Belz, Waldsee (Württ.); Direktor Wilhelm Mauch, Heidenheim. Abschlußprüfer: Schwäbische Treuhand-A.-G., Stuttgart. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– = 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Der Reinge. winn, welcher sich nach Vornahme von Abschreibungen und Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen — einschl. der Einstellung in die gesetzliche Rücklage und des Gewinn- vortrages auf neue Rechnung — ergibt, wird, unbeschadet der Ansprüche der Vorstandsmitglieder auf zugesicherte Gewinn- anteile, welche über Unkosten zu verbuchen sind, wie folgt verteilt: Zunächst werden auf die Aktien bis zu 4 % als Gewinn- anteil ausgeschüttet; danach erhält der Aufsichtsrat den ihm nach der Satzung austehenden und nach § 98, Abs. 3 des Aktien- gesetzes zu berechnenden Gewinnanteil; der Rest wird an die Aktionäre verteilt, soweit die Hauptversammlung keine andere Verwendung bestimmt. Zahlstelle: Gesellschaftskasse. Aufbau und Entwicklung: Betriebseröffnung Ende 1855 mit 29 288 Spindeln. 1877 Bau einer zweiten Spinnerei (Shedspinnerei) mit 20 000 Spindeln. Auf Grund des Beschlusses der ao. G.-V. vom 28. April 1886 wurde die Errichtung einer mechanischen Weberei (400 Web- stühle) durchgeführt und die Firma in „Mech. Baumwollspin- nerei und Weberei Bayreuth“ geändert. Ab 1907 Reorganisation der Spinnerei und Weberei, mit der eine Vergrößerung verbun- den war. 1924 wurde die Langheinrichsche Papierfabrik er- worben. Im Jahre 1929 wurde die stillgelegte Flachsspinnerei in Laineck bei Bayreuth erworben und zu einer modernen Weberei umgebaut (zur Finanzierung dieser Betriebserweite- rung diente die Kapitalerhöhung laut H.-V. vom 19. August 1929). – 1934 beteiligte sich die Gesellschaft an der Württem- bergischen Seidenweberei Waldsee G.m. b. H. und 1941 an der Sudetendeutschen Seidenweberei Mährisch-Schönberg. – Im Jahre 1944 wurde dem Betrieb durch die Wehrmacht erneut eine größere Anzahl von Arbeitskräften entzogen. Die Zahl der laufenden Spindeln und Webstühle ging daher zurück, so daß am Ende des Jahres nurmehr 18 000 Spindeln und etwa 700 Webstühle in Betrieb gehalten werden konnten. Die Versor- gung mit Rohstoffen, vor allem mit Zellwolle, wurde immer schlechter und die Schwierigkeiten der Betriebsführung durch das Kriegsgeschehen schließlich so groß, daß vom Februar 1945 an kein geregelter Betrieb mehr aufrechterhalten werden konnte. Im April 1945 wurden durch Fliegerangriffe die Putze- rei, ein Teil der Shedspinnerei und ein Magazin zerstört und verschiedene sonstige Schäden angerichtet. Vollkommen zer: stört wurden die gesamten Betriebsanlagen der Spinnerei und Weberei in Bayreuth sowie das Verwaltungsgebäude. Von der Wohnsiedlung der Firma fielen 23 Häuser dem Angriff zum Opfer. Diese Katastrophe hat eine über 90 Jazre währende Auf- bauarbeit zunichte gemacht. Im Laufe des Jahres 1945 gelang es, aus den Trümmern der Spinnereianlage die für eine kleine Spinnerei von 10 000 Spindeln notwendigen Maschinen zu ber- Sitz der Verwaltung: (13 a) Bayreuch gen. Auch in der Weberei wurde eine größere Anzahl von Webstühlen aus dem Schutt herausgeholt. Im Laufe des Jahres 1946 wurde das verhältnismäßig wenig beschädigte frühere Garnmagazin für die Spinnerei ausgebaut und eingerichtet, 80 daß ein Teil Ende 1946 betriebsfertig war. Von den geborgenen Webstühlen wurde bereits ein Teil durchrepariert. Außerdem blieben rund 600 Webstühle, die 1943 aus dem Betrieb verlagert wurden, erhalten. Ein Websaal wurde wieder aufgebaut, findet aber zunächst nur als Lagerraum Verwendung. Der Zweig- betrieb der Gesellschaft in Laineck, der unbeschädigt über die Katastrophe hinweggekommen ist, arbeitete bis Ende 1946 schon wieder mit rund 270 Webstühlen. 1 Besitz- und Betriebsbeschreibung: Der Grundbesitz der Gesellschaft umfaßt insgesamt etwa 31 ha. Auf den Grundbesitz wurde 1946 eine Hypothek von RM500000.— aufgenommen, die zur Finanzierung des Wiederaufbaues dienen soll. (Der unbebaute Grundbesitz in Bayreuth und Laineck um- faßt eine Gesamtfläche von 26 ha 7520 qm.) Außer den erwähn- ten Werkanlagen sind für Beamte und Arbeiter 300 Wohnungen vorhanden, von welchen ein Teil dürch Kriegseinwirkung zer- stört und teilweise wiederaufgebaut ist. An Anlagen besitzt das Unternehmen die Baumwollspinnerei in Bayreuth sowie die Baumwollwebereien in Bayreuth und Lai- neck. Maschinelle Einrichtung (vor Kriegseinwirkung): 98 456 Spindeln und 1803 Webstühle. Beteiligungen: 1. Württembergische Cattunmanufaktur in Heidenheim: Ge- gründet: 1766; Kapital: RM 4 500 000.–; Zweck: Stoffdruckerei. Beteiligung: nom. RM 2 510 000.—. 2. Württembergische Seidenweberei Waldsce G. m. b. H. in Wald- see: Gegründet: 1934; Kapital: RM 1 200 000.—–; Zweck: Seiden- weberei. Beteiligung: nom. RM 400 000.—– 3. Flockenbast Aktiengesellschaft, Plauen (Vogtl.): Gegründet: 1938; Kapital: RM 1 500 000.–; Zweck: Herstellung von Bast- fasern. Beteiligung: RM 50 000.– (inzw. abgeschrieben; siehe Schlußbemerkungen). 4. Sudetendeutsche Seidenweberei Mährisch-Schönberg G. m. b. H. in Mährisch Schönberg: Kapital: RM 51 000.–. Beteiligung: RM 17 000.– (inzw. abgeschrieben). Außerdem ist die Gesellschaft noch beteiligt an verschiedenen Zellwollfabriken mit insgesamt nom. RM 550 000.– (s. Schluß- bemerkung). Die Gesellschaft gehört folgendem Verband an: Verband der nordbayerischen Textilindustrie Hof, Hof, Sophien- berg 30. Statistik Kapitalentwicklung: Ursprünglich f1 1 038 000.– in 519 Aktien zu fl 1000.– und 1038 Aktien zu fl 500.–; 1881 auf M 1 660 000.– in 519 Aktien zu M 1600.– und 1037 Aktien azu M 800.– festgesetzt. 1920 Erhöhung um M 2 840 000.— und 1921 weiter um M 2 500 000.–. 1922 Erhöhung um M 10 500 000.— in 9000 St.-Aktien und 1500 Vorz.-Aktien zu M 1000.–. Da gegen die Erhöhung Protestklage erhoben war, wurde von einer Durchführung Abstand genommen. Das also M 7 000 000.— be- tragende Grundkapital wurde lt. H.-V. vom 12. Juli 1924 auf RM 2 100 000.– umgestellt durch Abstempelung der M 1000.—–- Aktien auf RM 300.– (Verhältnis 10:3). Lt. H.-V. vom 19. Au- gust 1929 Kapital erhöht um RM 525 000.—– auf RM 2 625 000.– durch Ausgabe von 1750 Aktien zu RM 300.—–. Die neuen Ak- tien wurden von der Deutschen Bank, Filiale Augsburg, über- nommen und den Aktionären 4:1 zu 150 % angeboten. Durch Beschluß des Aufsichtsrates vom 21. März 1942 wurde auf Grund der DAV. das Grundkapital von RM 2 625 000.–— um RM 2 625 000.– auf RM 5 250 000.– berichtigt. Die Berich- tigungsbeträge zuzüglich Pauschsteuer, zus. RM 2 762 080.—, wurden gewonnen: aus dem Sachanlagevermögen RM 848 897, 50, aus Beteiligungen RM 1 903 275.–, aus Jahresgewinn RM 9907,50. Heutiges Grundkapital: RM 5 250 000.—. a) Art der Aktien: Inhaber-Aktien bp) Börsenname: Mech. Baumwollspinnerei u. Weberei Bayreuth c) Notiert in: München d) Ordn.-Nr.: 65 850 e) Angaben über Stückelung: 1050 zu RM 100.– und 5145 zu RM 1000.—. 7) Lieferbare Stücke: Sämtliche Aktien.